Bericht 12.06.18

Gottesdienst 12.06.18, Kapelle des Karmel Hl. Blut, Pfarrer Jakob Paula

Zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Pfr. Paula an das Los der Gefangenen im KZ Dachau, ihre vielfältige Herkunft aus vielen Ländern, verschiedenen Konfessionen.

„Heute in einer Zeit, in der in vielen Ländern der Welt die Suche nach nationaler Identität stärker wir, ist es wichtig, dass wir solche Orte haben, wo die Welt zusammen kommt, die Gläubigen und die Nichtglaubenden zusammen kommen.

Die Pflege dieses Ortes verbinden wir seit einem Jahr mit einem besonderen Datum. Heute am 12. Juni ist der Gedenktag für die seligen Märtyrer von Dachau.

Es ist schön, dass die Internationalität sich auch widerspiegelt heute in den Gottesdienstbesuchern in den beiden Konzelebranten….

Mit den Seligen von Dachau, mit allen Menschen, die Tag für Tag hierher kommen, stehen wir vor Gott….“

Predigt:

„Es sind Bilder, Bilder der 56 bisher selig Gesprochenen. Vielleicht am bekanntesten das Gesicht von Karl Leisner. Dieses nachdenkliche, gesammelte Gesicht. Oder der Charakterkopf der niederländischen Karmeliten und Professors Titus Brandsma. Oder die jugendlichen Gesichter von Alojs Andritzki und Stefan Vincenty Frelichowsky, voll Vitalität und Frische. Oder das fein gezeichnete Gesicht von P. Engelmar Unzeitig. Jeder hat vielleicht den einen oder anderen, den er besonders persönlich bevorzugt und verehrt. Die Gesichter, die da vor unser inneres Auge treten sind allerdings von Fotografien genommen aus der Zeit vor der Haft. Sie zeigen gesunde Gesichter. Während der Haft gab es nie mehr die Möglichkeit zu fotografieren, oder nur ganz selten und unter großer Gefahr.

Dann haben sich diese Gesichter verändert. Wir können eine Idee davon gewinen, von den Dokumenten, die man drüben in der Gedenkstätte anschauen kann, von den Fotos anderer Häftlinge. Es sind dann Gesichter gezeichnet von Hunger, der Erschöpfung, Krankheit. Manchmal sieht man die Spuren der Schläge.

Und ein anderes Foto erschüttert die meisten. Es ist das Foto der Leichname, die nur noch Haut und Knochen sind, Leichname, die ins Krematorium gebracht werden.

Das erste also an diesem Tag der Erinnerung ist die Erschütterung. Ihr dürfen wir nicht aus dem Weg gehen.

Das zweite ist- wie reagieren wir?

Ich denke das erste ist. Dass man unwillkürlich still wird, dass einem die Worte fehlen. Dass man innerlich sich tief verneigt vor allen die gelitten haben aus ganz unterschiedlichen Gründen, nicht nur vor denen, die selig gesprochen wurden.

Wir werden still, aber wir dürfen auch nicht verstummen. ….. diese Märtyrer. Sie haben nicht geschwiegen, als es bequemer gewesen wäre zu schweigen. Die selig gesprochenen Märtyrer als, Bischöfe und Priester sie haben gepredigt. Sie haben sich das Wort nicht nehmen lassen. Sie haben unterrichtet an Hochschulen und in Schulen, um den jungen Menschen die Wahrheit zu zeigen in einer Zeit, in der gelogen wurde. Sie haben nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben. Viele wurden gerade deshalb verhaftet und kamen hierher, wegen des Wortes der Wahrheit. Andere haben gehandelt, nach ihrem Gewissen, Menschen geschützt und versteckt, ihnen weiter geholfen zur Flucht oder sie gedeckt.

Andere haben gesagt, seelsorglich lassen wir uns nicht einschränken auf die Volksgenossen. Wir sind für alle da, auch für die Gefangenen aus dem Krieg, für die Fremdarbeiter.

Was diese Märtyrer, wie wir sie nennen, alle miteinander verbindet, ist diese tiefe Liebe zur Wahrheit, das Handeln nach dem eigenen Gewissen, nach dem Ruf des Gewissens – unsere innere Stimme in uns, die sagt was zu sagen und zu tun ist, die man nicht verbieten darf, ohne dass die Seele schaden nimmt, ohne dass wir unsere Persönlichkeit verlieren.

Und was diese Männer miteinander verbindet, ist der tiefe Glaube, dass unsere Seele unsterblich ist, dass ein ewiges Leben auf uns wartet. Und dass, wenn es darauf ankommt, es sich lohnt das kurze, kleine, vergängliche Leben, das wir hier auf der Erde leben, herzugeben für das große Leben, das Gott für uns bereitet hat, für das ewige Leben.

Diese Verpflichtung die Wahrheit zu sagen, nach dem Gewissen zu handeln und der tiefe Glaube an die Unsterblichkeit der Seele und das ewige Leben, sind nicht reserviert für einige wenige auserlesene Märtyrer. Sie sind vielmehr Beispiele für uns alle.

Im Evangelium sagt Jesus ganz deutlich, dass er von seinen Jüngern erwartet, dass man sich selbst verleugnet, das heißt man lebt auf ein größeres Leben zu. Lässt das kleinere Leben zurück, überwindet sich selbst, verleugnet sich selbst, wenn es nötig ist und nimmt das Kreuz auf sich.

Wer krampfhaft an diesem Leben festhält, das sagt Jesus und meint, dass das alles ist, der verliert es.

Wer dieses Leben loslassen kann, bereit ist es hinzugeben, der gewinnt das neue, große, ewige Leben, das Leben in Fülle bei Gott.

Lassen wir uns an diesem Gedenktag von den seligen Märtyrern von Dachau und von vielen anderen, die wir einschließen wollen, dazu ermutigen, dass wir die Wahrheit suchen, uns nicht verbiegen lassen, uns nicht das Wort verbieten lassen, dass wir unserem Gewissen treu folgen, auch wenn es viel kostet, dass wir einen festen Glauben haben an das ewige Leben, das Gott für uns bereit hält.“

aufgeschrieben von Monika Neudert