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Kapelle im Block 26
Kapelle im Block 26:
Inhalt des Artikels:
1. Einleitung
2. Aussehen der Kapelle
3. Geschichte
4. Erste Messe
5. Bedeutung vor 1945
5.1 für Geistliche
5.2 Ort der Priesterweihe Karl Leisners
5.3 Bedeutung für Laien
6. Bedeutung nach 1945…
7. Geschichte des Altars
8. Unsere liebe Frau von Dachau Link
1. Einleitung:
Im Block 26 befand sich ab Januar 1941 eine Kapelle für die Gruppe der Geistlichen Häftlinge mit Altar, Tabernakel und sogar der Marienstatue, die heute in der Kapelle des Karmel Heilig Blut zu finden ist, von den gefangenen Geistlichen selbst genannt „Unsere Liebe Frau von Dachau“. (Link mit mehr Infos auf unserer Homepage). In den Priesterblocks und in der Kapelle im Block 26 fand ein überreiches spirituelles Leben statt, das durch Seelsorge ins ganze Lager wirkte. (vgl. Link zu Infos auf unserer Homepage)
Die Existenz diese Kapelle wurde von den Geistlichen selbst als „Wunder“ bezeichnet.
Das berichtete beispielsweise Kaplan Weinmann in einem illegalen (vorbei an der Lagerzensur) Brief aus dem KZ Dachau vom August 1942: „Ist es nicht letztlich ein Wunder der Allmacht Gottes, dass Christus im KZ ist? … Ist es nicht ein Sieg Christi über den Satan, dass es ihm gelungen ist, an „seine Stätte“ zu kommen … ? Wir spüren hier gar oft die Wunder Gottes…“[1]
Diese Kapelle war für die gefangenen Geistlichen und viele Laien außerhalb des Priesterblocks der kostbare Ort der Gegenwart Gottes. Viele empfingen dort Kraft, Hoffnung und Trost in der unvorstellbar schweren Haft. Die Lieder der Gottesdienste, gesungen vom vielstimmigen Priesterchor, klangen über die dünnen Wände der Kapelle hinaus ins ganze Lager.
2. Aussehen der Kapelle
Der überlebende P. Johannes Maria Lenz berichtete: „20.Jänner (1941) –abends. – die Kapelle ist fertig. – „Der schönste Raum im ganzen Lager … Weithin leuchteten die roten Christuskreuze (Fenster) durch die Hakenkreuzhölle. Ein wütender Schmerz für die Gottlosen. Ein Triumph Christi! Ein Wunder des Herrn! … „Schön wie eine Braut“ (Jes 61,10; Offb 21,2) – das war unsere Kapelle. Ein freundlicher Raum, licht und geräumig, jung und frei, ohne Säulen und Stützen. An den Brautschmuck mochte die Bemalung erinnern…“ [2]
„Die Lagerleitung bestimmte zwei Räume … [im Block 26] zur Kapelle, ließ die Zwischenwand entfernen, den Raum und sogar die Fenster bemalen“ berichtete der Priesterhäftling Leopold Arthofer[3], [4]. Der Altar stand an der Schmalseite zur Lagerstraße. (Heute liegt ungefähr am selben Ort der Stein mit der Zahl 26 für den Block Nr. 26 im Kies)
„Die Kapelle war 20 Meter lang und 8,75 m breit; sie nahm rd. ein Viertel des Blocks 26 ein. Der Raum fasste bis zu 800 Menschen; tatsächlich befanden sich auch schon mehr als 1000 Personen darin. Die Kapelle enthielt keine Säulen oder Stützen. Wand und Decke waren aber durch Leisten gegliedert, die auch als bauliche Verstärkung dienten.“[5]
Die Wände wurden mit einem „ Kalkanstrich versehen. Die 16 Fenster wurden vollflächig grün mit roten Kleeblattkreuzen bemalt. Die Wände waren mit lichtgrüner Leimfarbe versehen und mit aufgemalten Kreuzen und Lilien verziert, die Wand hinter dem Altar mit Tapetenmustern drapiert.“[6] „ und die Baracke wurde mit einem Drahtzaun umgeben. Der Zutritt zur Kapelle war nur den Geistlichen gestattet.“[7]
„Anfangs wurden 2 Tische zusammengeschoben und darüber ein Betttuch gelegt. Als Tabernakel diente zu Beginn eine Schublade. Fertig war der Altar. Dahinter wurde an die Wand ein Kreuz gemalt. Richtige Kerzen waren auf Holzklötze gesteckt worden und ein Kruzifix war da.“[8][9].
P. Johannes Maria Lenz beschrieb die erste Ausstattung der Kapelle als „sehr arm“[10].
Als im Herbst 1942 die Erlaubnis erteilt wurde, Pakete zu erhalten, änderte sich auch die Ausstattung der Kapelle. Die Lebensmittel aus den Paketen wurden eingetauscht, eine bessere Ausstattung der Kapelle wurde dafür organisiert. Sogar Handwerker unter den Mithäftlingen konnten so beauftragt werden und heimlich an ihren Arbeitsplätzen im Lager für die Kapelle Gegenstände und Ausstattungen herstellen.[11] Es wurden auch fehlende Gegenstände für die Kapelle direkt zuhause angefordert und gelangten durch die Pakete ins Lager, wie Vorhänge für den im Lager gefertigten Tabernakel.
Schließlich war die Kapelle schön ausgestattet, wie man auf Zeichnungen und Fotos aus dieser Zeit sehen kann. Es gab einen hölzernen Altar, einen Tabernakel, ein geschnitztes Kreuz. Zwei Seitenaltäre, auf der linken Seite mit der Statue unsere liebe Frau von Dachau (Link zu Infos) links und rechts ein Josefaltar mit einem geschnitzten Josef-Relief von gefangenen Geistlichen Henryk Maria Malak aus Polen gefertigt (Verbleib unbekannt). Ein Harmonium war vom Pfarrer von St. Jakob, Dachau ausgeliehen worden. Es wird auch von einer Kredenz berichtet. Es existierten z.B. im Laufe der Zeit 3 Monstranzen. Auch die nötigen liturgischen Geräte wurden nach und nach angeschafft, erweitert.
Zu Einzelheiten der Ausstattung zitieren wir hier den sehr guten Artikel von Herrn Hans Schertl „Ausstattung der Kapelle“[12] :
„Die Ausstattung der Kapelle erfolgte mit Spenden aus verschiedenen Pfarreien und durch Selbsthilfe der Häftlinge. Das kleine Gotteshaus enthielt zunächst einen, später drei Altäre. Der erste Altar bestand aus einem (durch vier Pflöcke höher gestellten) Tisch aus der ausgeräumten Stube 1 von Block 26. Er stand auf einem 15 cm hohen Tannenholzpodium. Der Altarstein (Portatile) war ein Geschenk des Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz Bertram. Als Altartuch dienten große, mit SS-Stempel versehene Betttücher, eine Schublade als vorläufiger Tabernakel. Das Antependium des Altars durfte zunächst nicht verziert werden. In den letzten Jahren hat man es aber mit auswechselbaren Symbolen -je nach liturgischer Zeit- geschmückt. Die in seidengrauer Farbe gehaltenen Symbole waren von Kaplan Hans Steinbock entworfen worden. Zwei Messkoffer (vom Heeresbischof aus Warschau) ermöglichten es, die wichtigsten liturgischen Vorschriften einzuhalten: ein kleines Kreuz, zwei Kerzenleuchter aus Metall, zwei Messkännchen, drei Gebetstafeln. Das zunächst einzige Messgewand zeigte auf der einen Seite die Farben Weiß und Rot, auf der anderen Violett und Schwarz. Die dazugehörige Stola war nur ein blauer Wollfaden. Ende 1942 trafen weitere Paramente aus dem Kloster Ettal ein, angeblich auf die Initiative der persönlichen Freundin Hitlers, Schwester Pia hin. Schwester Pia, eine Krankenschwester, deren richtiger Name Eleonore Baur lautete, war als einzige Frau Trägerin des Blutordens. Hitler ernannte sie zur Fürsorgeschwester im Range einer SS-Oberführerin. Sie durfte zu jeder Zeit und ohne begleitende Wachen in das KZ Dachau kommen. Das Kreuz des Hochaltars war eine naive, auch im Lager entstandene Skulptur aus Ton (von Joh.Steibock). Als im Februar 1944 aus Münster ein neues Kruzifix, "ein herrliches Kunstwerk von Bildhauer Bäumer, ein Geschenk der Katholischen Aktion, ankam", so Häftling Leon de Coninck in seinen Erinnerungen, nutzte man das erste Kreuz als Prozessionskreuz.“[13]
„Bald schon bauten die Häftlinge aus einfachen Brettern einen neuen Tabernakel. Im Inneren war der Tabernakel mit Papier und Heftzwecken ausstaffiert. Die Verzierung, zwei anbetende Engel, wurde von einem kunstsinnigen polnischen Geistlichen aus Fischkonservendosen (andere Quelle: Messingblech eines ausgedienten Marmeladeneimers) hergestellt; später ergänzte Salesianerpater Karl Schmidt diesen Schmuck um eine Strahlensonne aus dem gleichen Material. Da war aber schon ein zweiter Tabernakel erstellt worden (siehe Bild links), der nach den Erinnerungen ehem.Häftlinge aus Birnbaumholz bestand (Maße: 40 x 40 cm). Er war von rotbrauner Farbe, fein poliert, mit Einlegearbeit geschmückt und zweitürig. Der Eindruck eines dreistufigen Sockels wurde durch je drei hellere Furnierplättchen erreicht, die in horizontaler Ausrichtung und abgestimmter farblicher Auswahl einen räumlichen Effekt erzielten.
Fehlende Kerzen wurden durch Ölfläschchen mit Dochten ersetzt. Der Häftling Franz Breitenberger fertigte 1943 einen 67 cm hohen Osterleuchter und vier bis sechs Altarleuchter.“[14]
Zur Anbetung des Allerheiligsten bastelten sich die Häftlinge mehrere Monstranzen.
Die erste fertigte der Pater Karl Schmidt aus gelblichem Fischdosenblech, das schwarz gestrichen wurde. Die zweite Monstranz bestand aus Ebenholz (andere Quelle: aus einem zerschnittenen Besenstiel) mit einem Strahlenkranz aus dem Boden einer Konservendose. Gefertigt wurde sie in 14-tägiger Arbeit vom polnischen Priester Antoni Latocha; er hatte die Identität von Edmund Mikolajczak angenommen und war stellvertretend für ihn ins KZ Dachau gegangen. Diese zweite Monstranz wird derzeit im Kloster Karmel gezeigt. Allerdings scheint sich dort nur eine Kopie zu befinden: Das Original soll von den polnischen Häftlingen nach dem Krieg nach Czenstochau gebracht worden sein, nachdem sie für Dachau eine Kopie angefertigt haben.
Eine dritte Monstranz fertigte Jósef Staszak aus Sperrholz, Blech, Stahl und Glas. Sie war 41,5 cm groß. Auf der linken Seite der Kapelle stand ein Harmonium, mit dem der Gesang der Häftlinge begleitet werden konnte. Es war eine Leihgabe der Pfarrei St.Jakob in Dachau. Das 104 cm breite und 50 cm tiefe und 129 cm hohe Instrument war in den USA gefertigt worden (Smith American Organ and Piano Co.). Es hatte 12 Register.“[15]
„An den Wänden der Kapelle hingen Bilder der 14 Kreuzwegstationen; es waren 33 x 25 cm große farbige Drucke der vom Maler Gebhard Fugel (1863-1939) im Jahr 1903 geschaffenen Bilder (weitere Drucke dieser Kreuzwegbilder von Fugel hängen noch heute in Lauterbach bei Altomünster, Oberndorf bei Oberzeitlbach, Schmarnzell, im Kloster Schönbrunn und in der Marienkapelle von Weyhern). Das gut 1 m hohe Predigtpult stand fix auf einem Podium zwischen Fenster und Muttergottesaltar. Es dient zugleich als Büchergestell. Die Sakristei war in der linken hinteren Ecke untergebracht. Es war ein 2,5 x 1,3 m messender Bereich, der durch einen 2 m hohen Bretterverschlag und einen Vorhang als Zugang abgetrennt war. Dort waren in Lagerspinden die verschiedenen Utensilien für den katholischen und evangelischen Gottesdienst, Noten sowie Reinigungsgeräte und -material aufbewahrt. Es "machte den Eindruck einer in Ordnung gehaltenen Rumpelkammer".“[16]
„Der Häftling Johann Lenz beschreibt in seinen Erinnerungen die weitere Ausstattung: "Rechts vom Altar stand die Kredenz (Anrichte), die 110 x 88 x 80 cm groß war. Ein dreiteiliger Sockel erhob sich auf der Rückseite. Darauf war jeweils ein Herz-Jesu-Bild, ein Josefs-Relief (20 x 40 cm …) und ein Bruder-Konrad-Bild zu sehen war. Im Juli 1944 kam als Spende sogar eine Reliquie des Heiligen dazu. Schon 1941 stand auf der Kredenz ein Marienbild von Maria Spötl. Deshalb diente sie nicht nur als Ankleidetisch sondern (zumindest in den ersten Jahren) auch als Marienaltar. Rechts neben dem Hochaltar, der halben Südwand entlang und bis zur Fensterhöhe reichend, erstreckte sich ein organisiertes Schuhregal. Bis Ende 1942 durfte man nicht mit den Schuhen die Blockräume betreten, auch die Kapelle nicht, da sie ja stets - besonders der Fußboden- auf Besuchsglanz dastehen musste. ... Hinten in der Mitte des Raumes erhob sich der braune Kachelofen, fest in den Boden gesetzt. Er wurde nur wenig benützt."
Der Kachelofen hatte die Maße 155 x 125 x 72 cm. Der Rauchabzug erfolgte durch den frei stehenden Kamin. Daneben stand die Lagerholzkiste. An der Rückwand der Kapelle hing ein schöner farbiger Druck der sixtinischen Madonna von Raffael (98x71cm) im breiten Rahmen; es war eine Spende des Stadtpfarramtes Dachau.“[17]
„1943 wanderte der Marienaltar auf die andere Seite, als eine 1,10 m große Madonnenstatue in die Lagerkirche kam. Es handelte sich um die Figur, die unter dem Namen "Unsere Liebe Frau von Dachau" noch heute bekannt ist. ...“[18]
Link Artikel zu Unserer Lieben Frau von Dachau auf unserer Internetseite
3. Geschichte
Die Kapelle in Block 26 wurde durch Verhandlungen des Apostolischen Nuntius in Berlin möglich. Der heilige Vater wollte die Haftbedingungen seiner Priester verbessern und forderte die Zusammenlegung in einem Lager, die Möglichkeit Messe zu feiern, bessere Verpflegung und Erdbestattung der Verstorbenen Geistlichen, keine Verbrennung im Krematorium, die damals kirchlich noch verboten war. Für die letzte Forderung gab es gar keine Chance, angeblich aus hygienischen Gründen. Vermutlich waren die vielen Ermordeten organisatorisch nicht anders problemlos zu beseitigen und Märtyrergräber und Märtyrerverehrung wurden auf diese Weise von Anfang an bewusst verhindert. Auf Grund der Forderung nach besserer, gemeint ist ausreichende Ernährung, gab es einige Monate für die Geistlichen Essensverbesserungen, die vom Heiligen Stuhl bezahlt wurden, unter anderem Wein. Diese angeblichen vorrübergehenden Verbesserungen waren Gelegenheit die Geistlichen besonders zu demütigen und zu quälen. In der Gedenkarbeit der Gedenkstätte des KZ Dachau wird von der „Zeit der Privilegien“ für die gefangenen Geistlichen gesprochen. Dieser suggeriert eine Besserstellung gegenüber anderen Häftlingen. Dieser Begriff wurde von der Lagerleitung damals eingeführt um Neid und Hass gegenüber den gefangenen Geistlichen zu schüren und sollte so heute nicht mehr verwendet werden. Die grausame Behandlung der gefangenen Geistlichen auch durch Mithäftlinge, insbesondere der 1.800 polnischen Geistlichen im KZ Dachau überstieg in vielen Aspekten die Behandlung der Laien, auch zu der genannten Zeit. Die überlebenden Geistlichen protestierten nach der Befreiung ergebnislos gegen die weitere Verwendung des Begriffes „Zeit der Privilegien“ in der Gedenkarbeit. (Zur „sogenannten Zeit der Privilegien“ und deren missverständliche und diskriminierende Verwendung in der Gedenkarbeit heute vgl. Artikel auf unserer Internetseite Link.
Die anderen Forderungen halfen den Geistlichen tatsächlich, die überwiegend ab Dezember 1940 ins KZ Dachau verlegt wurden, in die vom übrigen Lager und den anderen Häftlingen durch Stacheldraht isolierten Priesterblöcke, im Lager „Pfaffenblöcke“ genannt, heute auch „Pfarrerblöcke“. (Die gefangenen Geistlichen waren zwar mehrheitlich Priester, aber nicht alle. Viele waren auch Pfarrer, insbesondere die evangelischen und reformierten Geistlichen aber tatsächlich waren zu Pfarrer ernannte Geistliche in der Minderheit, katholische Geistliche haben nicht immer die Verantwortung für eine Pfarrei und den damit verbundenen Titel Pfarrer. Es waren auch viele Ordensgeistlichen, Seminaristen, Professoren, Kapläne, … darunter. Daher ist unser Vorschlag von den „Blöcken der Geistlichen“ im KZ Dachau zu sprechen).
Der Befehl aus Berlin zur Errichtung einer Kapelle wurde von der Dachauer Lagerleitung zuerst ignoriert. Erst zum angekündigten Besuch von Himmler, der die Kapelle besichtigen wollte, wurde die Kapelle überstürzt errichtet.[19], [20]
„Wir sahen es fast als Wunder an, als um Neujahr 1941 von Berlin aus allen Geistlichen in Dachau (und nur diesen!) die Erlaubnis und die Möglichkeit gewährt wurde, den Gottesdienst zu feiern.“ [21],
berichtete der überlebende Geistliche Leopold Arthofer.„Im Konzentrationslager Dachau, das von 1933 bis 1945 bestand, gab es natürlich keine richtige Kirche. In den ersten Jahren hielt Pfarrer Pfanzelt von Dachau/ St. Jakob dort Sonntags-Gottesdienste. Wegen der Schikanen der Wachleute wagten aber nur wenige Häftlinge, diese hl. Messen zu besuchen. Zudem war [damals] die überwiegende Mehrheit der Häftlinge Kommunisten, die ohnehin meist atheistisch eingestellt waren. Die Lagerleitung hatte so einen Grund, weniger Gottesdienste zuzulassen und sie ab 1936 ganz zu verbieten.“[22]
„Vor Ausbruch des 2.Weltkriegs 1939 gab es im KZ Dachau nur einige Geistliche unter den Häftlingen [insbesondere aus Österreich, das ab 1938 zum sog. dt. Reich gehörte, dort wurde schon 1938 mit Verhaftung von Geistlichen begonnen]. Ende 1940 fasste man die in verschiedenen Konzentrationslagern untergebrachten Geistlichen im KZ Dachau zusammen. Dadurch stieg deren Zahl sprunghaft an [insgesamt waren im KZ Dachau bis 1945 rund 2.800 Geistliche gefangen, davon 1.800 polnische Geistliche.][23]
(Link zu Infos mit Zahlen)
Nach einer Entscheidung der SS-Führung, die wohl auf die Einflussnahme des Vatikans zurückging [vgl. s.o.], sollte den Priestern Gelegenheit gegeben werden, täglich die Messe zu lesen oder zu besuchen. Dazu stünden "die erforderlichen Messgeräte nebst Zubehör zur Verfügung". Zudem erhielten die Geistlichen, die in den ersten 8 Jahren besonders schikaniert worden waren, zumindest für die Jahre 1941 und 1942 eine bessere Behandlung als die übrigen Häftlinge und mussten nur noch leichte Arbeiten verrichten (sogenannte Zeit der Privilegien, Link zum Artikel); dies führte zu einer merklichen Verschlechterung im Zusammenleben der Gefangenen.“ [24]
„Die Kapelle diente als Vorzeigeobjekt bei offiziellen Besuchen; sie sollte die angeblich gute Behandlung der gefangenen Priester belegen. Allerdings war dieser Raum ausschließlich den internierten Priestern vorbehalten. Den übrigen Häftlingen, auch den Katholiken unter ihnen, war der Zutritt [offiziell] untersagt. Die Bemalung der Fenster sorgte dafür, dass niemand von außen die Messe mitfeiern konnte.[25]
„„Christus vincit!“ Von jenem 22.01.1941 bis Ende Mai 1945 blieb der eucharistische Heiland im Lager von Dachau Tag und Nacht ohne eine Stunde Unterbrechung und ohne Wissen der Lagerführung. Heimlich wurde Christus von uns festgehalten. Ständig war das Allerheiligste im Tabernakel. Und trotz aller Gefahr konnte diese eucharistische Gegenwart niemals verhindert werden.“[26]
Exkurs: Gottesdienste im KZ Dachau
„Gottesdienste[27]
In der Kapelle feierten die kath. Priesterhäftlinge täglich die hl. Messe (ab 1943 sonntags mehrmals; 1945 waren es 50 Messen in der Woche). Nach der kath. Sonntagsmesse feierten auch die wenigen evangelischen Pastoren (4 % der Geistlichen waren evangelisch) ihren Gottesdienst. Die Kapelle war somit von Anfang an ökumenisch genutzt.
Bald schlug die Rassenideologie der Nazis auch hier durch: Schon 8 Monate nach Einrichtung der Kapelle, ab Sept.1941, durften nur noch "reichsdeutsche" Geistliche die Kapelle betreten. Die übrigen, in den Blocks 28 und 30 untergebrachten Priester, meist aus Polen stammend, hatten keinen Gottesdienstraum. Block 26 wurde mit einem Drahtverhau umgeben. Und als auffiel, dass sich die polnischen Priester gern zur Stunde der hl. Messe an den rückwärtigen Kapellenfenstern aufhielten, wurden diese Fenster mit weißer Deckfarbe gestrichen. Im Dezember 1942 verlegte die SS die Priester anderer Nationalitäten außer den polnischen und litauischen Geistlichen zu den Deutschen auf Block 26, wo sie wieder die Kapelle besuchen durften.“[28]
„Es gab im KZ noch weitere Orte, an denen Eucharistie gefeiert wurde. Mit Erlaubnis der Lagerleitung war dies eine Zelle des Kommandanturarrests. Das war ein vom Schutzhaftlager separierter Komplex, auch Bunker genannt, in dem Verhöre, Folterungen und Exekutionen vorgenommen wurden. In diesem Gebäude waren in gesonderten Zellen "Ehrenhäftlinge" untergebracht, prominente Gefangene, denen eine privilegierte Behandlung zukam. Sie trugen Zivilkleidung, der Kopf wurde nicht rasiert, sie bekamen SS-Verpflegung und mussten nicht arbeiten. Zu diesen "Ehrenhäftlingen" gehörten vom 11.Juli 1941 an drei Geistliche, Pastor Niemöller, Domkapitular Neuhäusler und Michael Höck. Sie durften den Tag zusammen verbringen und ab Dezember 1941 in einer Zelle täglich eine hl. Messe feiern. Protestantische Gottesdienste waren erst ab Dez.1944 (alle 4 Wochen) erlaubt. Niemöller wird die Jahre vorher wohl die kath. Messen mitgefeiert oder vielleicht sogar mitgestaltet haben; die Quellen verraten darüber nichts. Die "Kapelle" war eigentlich nur eine kleine Zelle, bestückt mit einem Messkoffer. Im Laufe der Jahre waren dort noch einige andere "Ehrenhäftlinge" jeweils für kürzere Zeit untergebracht. Wenige Wochen vor Kriegsende, im April 1945, wurden die "Ehrenhäftlinge" mitsamt ihrer Kapelle in das ehem. Lagerbordell (Block 31) verlegt. Darüber schrieb Bischof Gabriel Piguet: "Der Block, den wir bewohnten, hatte sündigen Zwecken gedient. Als ich das erfuhr, besprengte ich ihn mit Weihwasser und feierte eine Sühnemesse für die an diesem Ort begangenen Sünden".[29]
„Insgeheim aber zelebrierten die Priester an vielen Stellen des Lagers oder in der Plantage heimlich mit einfachsten Mitteln die hl.Messe. So war z.B. auf der hinteren Seite der Baracken 26-30, zum Krematorium hin, eine vom Wachpersonal nicht gut einsehbare Stelle. Hierher kamen die Häftlinge um mit den Priestern im isolierten Priesterblock Kontakt aufzunehmen, ein Beichtgespräch zu vereinbaren, heimlich die Eucharistie zu empfangen, aber auch Nachrichten auszutauschen oder um Brot zu bitten. Die Hostien wurden in das Lager geschmuggelt. Die polnischen Priester benötigten jede Woche etwa 700 Hostien, damit diese während der Arbeit auf der Plantage in der von Rom erlaubten, sehr vereinfachten Weise heimlich zelebrieren konnten. Ermöglicht wurde es durch die Hostienbäckerei der Schulschwestern in Dorfen. Allerdings war die illegale Seelsorge gefährlich. Prälat Kiesel schilderte in einem Interview, dass er wegen unerlaubten Beichthörens von zwei Mithäftlingen Ohrfeigen, Strafkompanie, 25 Stockhiebe und 42 Tage Dunkelbunker erhielt.“[30]
Das Betreten der Lagerkirche war außerhalb der Gottesdienstzeiten verboten, doch mit zunehmender Dauer hielten sich immer weniger Priester daran. Das generelle Zutrittsverbot für polnische Priester und für Laien musste von den deutschen Priestern selbst durchgesetzt werden, die sich dadurch sehr unbeliebt machten. Zwietracht unter den Häftlingen zu säen, war Ziel der Nazis.
Der später berühmt gewordene deutsch/französische Historiker Joseph Rovan (seit 1944 im KZ) beklagte, dass die deutschen Priester mit Übereifer das "kleine Dachauer Konkordat", wie er das geteilte Zutrittsrecht nannte, verteidigten und so die eigene Eucharistie wichtiger nahmen als die Anwesenheit der Gläubigen. Zwischen den polnischen und deutschen Priestern soll sich sogar eine Feindschaft entwickelt haben, weil die Deutschen ihren polnischen Kollegen sogar die geweihten Hostien vorenthielten, so Adam Kozlowiecki.
Erst im Sommer 1944, erinnerte sich der Häftling Edmond Michelet, "als unsere französischen Pfarrer anfingen, selbst die Polizeigewalt am Eingang des reservierten Raumes auszuüben, wurde das unerhörte Verbot (für Laien) allmählich ausgehöhlt. Der Eintritt in die Kapelle wurde dann praktisch frei". Im Laufe des Sommers 1944 war es verhältnismäßig leicht geworden, in den Block 26 zu gehen.“[31]
4. Erste Messe am 20.01.1941[32], (andere Quellen 21. oder 22.01.41),
In die neu errichtete Kapelle wurden die Geistlichen am ersten Tag mit Gewalt getrieben: „Hentschel [damals Lagerkapo Rudolf Hentschel, der ranghöchste Häftling im Lager] trieb die Priester aus Block 30 mit Knüppel in die Messe und schrie dabei: „Los, los, wollt ihr laufen!“[33] P. Lenz erinnerte sich an den Befehl: „Alle Pfaffen in die Kapelle!“[34]
Kardinal Kozlowiecki beschrieb es noch dramatischer: „21. Januar: Heute früh wurden wir alle in die Kapelle „getrieben“, buchstäblich getrieben! Das geschah auf die typische Weise im Konzentrationslager, nach SS-Manier. Sofort nach dem Aufstehen wurde viel herumgebrüllt und wir wurden angetrieben: „Los, los!“ Dann kam einer der größten Feinde der Priester, Lagercapo Hentschel, in unseren Schlafraum gestürzt und trieb mit dem Stock alle heraus. Dabei brüllte er: „Alles raus! Raus in die Kirche! Aber ein bisschen Bewegung! Wollt ihr nicht laufen? Ich helfe euch! Los, los!
Wir hatten weder Wein noch Hostien, so dass unser Generalvikar Pawel Prabucki aus der Diözese Kulm eine „trockene“ Messe zur heiligen Agnes zelebrierte“[35]. Weiter wird berichtete der spätere Kardinal Adam Kozlowiecki: „Wie hervorragend diese heilige Messe zu unserer Lage passte! Ich muss hier die Worte anführen, die wie es schien, direkt an uns gerichtet waren. Antiphon zum Eingang: „Frevler lauern mir auf, um mich zu vernichten: doch mein Sinn achtet auf das, was du gebietest. Ich sah, dass alles Vollkommene Grenzen hat; doch dein Gebot kennt keine Schranken.“
Dann das Messgebet über die heilige Agnes: „Allmächtiger, ewiger Gott, der du erwählst, was schwach ist in der Welt, um alles zu beschämen, was als stark daherkommt: gib, dass wir, die wir heute das Fest der heiligen Agnes, deiner Märtyrerin und Jungfrau, begehen, ihre Fürsprache bei dir erfahren.
Dann die herrliche Lektion aus dem Buch Jesus Sirach: „Ich danke dir, Herr, mein König, und lobe dich, Gott, meinen Heiland. Ich danke deinem Namen, dass du mein Schutz und meine Hilfe bist und meinen Leib aus dem Verderben, vom Strick der falschen Zunge und von den Lügenmäulern erlöst hast; und hast mir geholfen wider die Feinde, und hast mich errettet nach deiner großen und hochgerühmten Barmherzigkeit von dem Brüllen derer, die mich fressen wollten; aus der Hand derer, die mir nach dem Leben trachteten, aus vielen Trübsalen, darin ich lag; aus dem Brande, der mich umgeben hatte, mitten im Feuer, das ich nicht angezündet hatte, aus dem tiefen Rachen, der Hölle; von den falschen Kläffern und Lügnern vor dem König, und von ungerechtem Urteil. (…) Da gedachte ich, Herr, an deine Barmherzigkeit und wie du allezeit geholfen hast; denn du errettest alle, die auf dich harren, und erlösest sie aus den Händen der Heiden. (Jesus Sirach, 51, 1-8)
Pfarrer Prabucki las diese Worte laut und deutlich. Mir traten die Tränen in die Augen und ich wusste nicht, was mit mir geschah. Hier, in diese Hölle, spricht der Allerhöchste Herr solche Worte zu uns! Zwei Welten – und was für ein Kontrast zwischen ihnen! …
Nach dieser „trockenen“ Messe sangen wir aus tiefstem Herzen: „Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat!““[36], [37]
„Am 21.Januar 1941 sollte ursprünglich die erste hl. Messe gefeiert werden. Doch die Wachen hatten nicht bedacht, dass man dazu auch Hostien und Wein benötigt. So hielt der Lagerkaplan Paul Prabutzki als "Einweihungsfeier" eine kurze Marienandacht. [mit Marienlitanei und Salve Regina[38]]
Die erste wirkliche hl. Messe fand erst am Tag danach, am Mittwoch, dem 22.1.1941 um 5 Uhr früh statt. Rund 1000 Priester waren anwesend, nach den Erinnerungen von P. Lenz. Von diesen wurde bis zur Befreiung mindestens die Hälfte im KZ Dachau ermordet. Nach der Einschätzung von Thomas Kempter wurde wohl eine stille Messe zelebriert. [39]
„Etwa 600 Mann vom polnischen Klerus und vom deutschen und österreichischen nur etwa 30 – waren die Zeugen dieser ersten heiligen Feiern. Mehr waren noch nicht da. Lieder in polnischer Sprache und lateinische Lieder der Polen waren der Kirchengesang der ersten Zeit…“[40]
P. Lenz beschreibt die Ereignisse emotionaler: „22. Jänner 1941 – 5 Uhr morgens. Der Kapellenraum ist gefüllt mit Priestern Christi. Alle im Häftlingskleid. Aus allen Gesichtern spricht Hunger eine erschütternde Sprache.
Ist das alles? Nein! Viel mächtiger strahlt nun die Freude aus dem Antlitz der Jünger Christi. Die Gefangenen Gottes – heute erleben sie die beglückende Heimsuchung Gottes. Aller Jammer scheint vergessen, alles Menschliche ertrunken in dem Traum himmlischer Freude.
„Christus vincit!“ – „Christus siegt!“ Dieser herrliche Hymnus der Kirche Christi erbraust zum ersten Mal im neuen Heiligtum. – Vergessen ist alle Not. Er selbst ist ja bei uns, der Herr, unser Gott. Mag die Hölle auch toben, sie bestätigt nur ihre völlige Ohnmacht. Sie bestätigt Gottes Triumph – „Christus siegt!“
Der polnische Priester Paul Prabutzki, unser Lagerkaplan, feiert die heilige Messe und wir feiern mit ihm. Es ist mir, als ob es erst gestern gewesen wäre. Unauslöschliches Ereignis für jeden, der es miterlebt hat. Die allseitige Armut war kaum zu überbieten. Doch auch das seelische Glück konnte schwerlich ein Seitenstück finden. [sic] …“ „Lagerkommandant, Lagerführer und die maßgeblichsten Vertreter unter den Häftlingen waren zur Zeit ausnahmslos voll Haß und Feindschaft gegen alles Religiöse. Und gerade in diesem Augenblick, da die Hölle am mächtigsten schien, hat Christus der Sieger, seine triumphierende Macht erwiesen.“[41]
„Arm wie Stall zu Bethlehem“ beschreibt P. Lenz die Kapelle im Lager in Dachau. Die Priester jedoch beschreibt er als „Priester geschmückt mit Opferliebe und Märtyrergeist“.[42]
„Christus scheint heute einziehen zu wollen in Dachau, Trost und Kraft für Seine Priester, die Ihm durch Not und Tod die Treue gehalten. Unser Erlöser, der göttliche Sieger – unser Mithäftling will er nun werden…“[43]
Der gefangene Geistliche Franz Zeuch erinnerte sich, dass das Wachpersonal dem Gottesdienst sehr ablehnend gegenüberstand. "Da ging die Tür auf, drei SS-Scharführer traten ein. Einer schritt während des Gottesdienstes mit knallenden Stiefeln, Zigarre rauchend auf und ab, vom Türeingang bis zum Altar. Bei der hl. Wandlung brüllte er im Kommandoton: "Fenster auf". Wir knieten im eisigen Durchzug".[44]
„Jeder Priester hatte ein Stück Brot mitgebracht, denn der Zelebrant hatte bekannt gegeben, dass er das Brot in der Hand der Priester mitkonsekrieren werde. So konnten alle die hl. Kommunion empfangen. Dies wurde auch später so gehalten, denn für ein Kommunionausteilen war die für die Messe zur Verfügung stehende Zeit zu kurz.“[45]
5. Bedeutung vor 1945
5.1 Für die gefangenen Geistliche in den Priesterblöcken, Wunder von Dachau
Die Kapelle schien den gefangenen Geistlichen als größtes Privileg, Geschenk, Kraftquelle, und ihre Existenz überhaupt als Wunder[46].
Viele schrieben sogar in Briefen nach Hause über die Kapelle. Beispielhaft seien hier Zitate des seligen P. Richard Henkes angeführt: "Gut, dass wir hier eine Kapelle im Block haben. So haben wir jeden Tag heilige Messe." Brief vom 05.09.1943; " Wir hatten uns wenigstens den Gottesdienst so schön eingerichtet, als es eben ging. Es ist ja schließlich gerade das, was einen immer wieder aufrichtet in all den Schwierigkeiten, die man durchmachen muss." [46a]
Die Feier der Eucharistie war ihnen die kostbare Begegnung mit Christus, für den sie im Lager gefangen waren im Bewusstsein, dass Jesus Christus am Kreuz sein Leben für sie hingegeben hatte. Einige bewegende Zitate von im KZ Dachau Gefangenen Geistlichen sind hier zusammengestellt:
„Ich sah den blumengeschmückten Altar, sah die Beter, die auf freiem Boden knien. Ich kniete mich eine Weile dazu und wusste nicht, wie ich der Gewalt meiner Gefühle Ausdruck geben sollte.“[47]
„Sein erster Gedanke bei der Messe war: Gott hat sein Zelt in Dachau aufgeschlagen!“, die Priester nicht vergessen. Er hat schon gesiegt. Er ist der treueste Freund.[48] …
„Die Feier der Messe war in Dachau die eigentliche Lebensmitte der Priester.“[49]
„Nachdem ich diese Prozedur ganz gut überstanden hatte, wurde ich dem Priesterblock 26 zugewiesen. Ein großes Glück! Dort war eine Kapelle. Dort war Jesus Christus im Tabernakel immer zugegen. Dort war täglich Feier des Heiligen Meßopfers und der Heiligen Kommunion.“, berichtete Pfarrer Sonnenschein, der die Haft im KZ Dachau überlebte.[50]
„… Und täglich kommt er wieder, Tag und Nacht bleibt er hier, nichts kann Ihn abschrecken, unsere Not zu teilen. Dort in der kleinen Hostie – im armseligen Tabernakel, dort wohnt unser Christus in Dachau!“[51]
„Christus in Dachau – das Wunder von Dachau!“[52]
„… betrat ich den zu einer Kapelle umgewandelten Raum und sank unter Tränen vor dem Tabernakel auf die Knie. Mehr als acht Wochen war ich in kein Gotteshaus mehr gekommen und hier - o Wunder in der Güte Gottes! -, hier, inmitten der Gottlosigkeit, Lieblosigkeit und des menschlichen Jammers, hatte der Heiland sein Zelt aufgeschlagen, um den Seinen nahe zu sein. Wie begrüßte ich ihn, wie empfahl ich mich ihm! Auch der erste Nachmittagsgottesdienst bleibt mir unvergeßlich. Ein polnischer Prälat betete vor, am Schlusse sangen alle, und es dröhnte ein mächtiges, siegreiches Bekenntnis hinaus in die Lagerstraße: „Christus vincit, christus regnat, Christus imperat! (Christus siegt, Christus ist König, Christus herrscht.““[53]
„Hier opferten wir mit der Opferschale des Priesters täglich aufs Neue das schwere Opfer unserer Lagerhaft – bereit zum letzten Opfer, wenn Gott es will.“[54]
„Unser Priesteralltag im Lager zeigte ein besseres Bild als der Alltag der anderen. Den größten Anteil daran hatte die Kapelle. Was wäre aus uns Priestern geworden ohne Christus, unseren Mitgefangenen! Wie viele wären seelisch zerbrochen und auch die Todesopfer hätten sich vervielfacht. Ich bin das Brot des Lebens..! (Joh 6,36). – Und dieser Mannaregen fiel täglich in die Wüste unseres Lagers, „dass dort, wo ich bin, auch mein Diener sei!“( Joh 12, 26) Dieser Wunsch des Herrn war herrlich in Erfüllung gegangen. Meister und Schüler hatten sich zusammengefunden in der Not des Lagers von Dachau. Vor der seelischen Zermüdung, die auch den Leib zerstört, rettete uns vor allem auch das glaubensvolle Beten…Nur wer selbstvergessen in Gottes Größe flüchtet, kann Leib und Seele retten aus jeder Not.“[55]
Pfeil: „Wir anderen kommunizierten, indem wir die Hostie auf der Handfläche hielten und von dem zelebrierenden Priester consecrieren ließen. … Wegen der großen Anzahl an Pfarrern kam jeder höchstens alle zwei Jahre einmal an die Reihe. Ich habe in den fünf Jahren und sieben Monaten meiner Haft nur zweimal die hl. Messe gelesen.“[56]
In der Kapelle wurde auch Requiem für jeden verstorbenen Priester gefeiert, ein Trost für die trauernden Kameraden und eine Tatsache, die den sterbenden Geistlichen half. [57]
„Viele berichten, dass ihnen der Gottesdienst zur Bewältigung der Haftzeit sehr geholfen hat“.[58]
„Die Eucharistie in Dachau bringt also das Grauen des Alltags, die Viktimisierung der Priester durch die KZ-Schergen mit dem Drama Christi in Verbindung.“[59]
P. Johannes Maria Lenz SJ berichtete: „20.Jänner (1941) –abends. – die Kapelle ist fertig. – „Der schönste Raum im ganzen Lager….Weithin leuchteten die roten Christuskreuze (Fenster) durch die Hakenkreuzhölle. Ein wütender Schmerz für die Gottlosen. Ein Triumph Christi! Ein Wunder des Herrn! … „Schön wie eine Braut“ (Jes 61,10; Offb 21,2) – das war unsere Kapelle. Ein freundlicher Raum, licht und geräumig, jung und frei, ohne Säulen und Stützen. An den Brautschmuck mochte die Bemalung erinnern…“ [60]
„Wir sahen fast als Wunder an, als um Neujahr 1941 von Berlin aus allen Geistlichen in Dachau (und nur diesen!) die Erlaubnis und die Möglichkeit gewährt wurde, den Gottesdienst zu feiern.“. Rieser: „ …die erste hl. Messe gefeiert: Wahrlich eine Hochzeit für uns Priester, mit dem Wandlungswunder, das uns sicher Maria erwirkt hatte!“[61]
P. Schwake erinnerte sich: „Der erste Blick fällt durch den freien Raum auf das kleine rote Licht, auf dem Altar, auf den Tabernakel, Heilig ist dieser Ort. Ein Licht leuchtet in pechschwarzer Finsternis!“ [62]
P. Schumann: „Nach einer Woche kamen wir Geistliche zu unsern Mitbrüdern auf Block 26. Ich glaubte, aus der Hölle in den Himmel zu kommen. Die Kapelle, nach dreieinhalb Monaten wieder Teilnahme am hl. Meßopfer. Die Geistlichen hatten in Dachau eine Sonderstellung, dazu gehörte die Gewährung einer Kapelle, das Freisein vom Arbeitszwang und die Kostvergünstigung. …“[63]
„Wieviel Gnade und Segen von hier ausgegangen ist, wird einst der Tag der Ewigkeit enthüllen. Sie war Wallfahrtskirche der größten Priestervereinigung der Welt. Sie war überdies auch der einigende und reinigende Sammelpunkt für das gesamte Völkerchaos in dem Lagerleben von Dachau. All diese Herrlichkeit an Segen, Kraft und Geist entströmte dem Tabernakel.“[64]
„Heiliger Raum! Was hat er uns Priester bedeutet! Was dem ganzen Lager! Wie viele Menschen aller Nationen hat er geheiligt durch Christus, den König aller Heiligen! Wieviel Tränen der Reue, Not und Buße, der Liebe und des Trostes hat dieser heilige Boden getrunken! Heiliger Raum! Du hast die Hölle von Dachau langsam für Gott zurückgewonnen, viele Stunden voll Himmelsglück uns bereitet, viele verirrte Schäflein Christi zur Herde zurückgeführt. Und wer nicht Einlaß finden konnte, zu dem kam Christus selbst hinaus, getragen von seinen Priestern! – Christus in Dachau!“[65]
„Die Kapelle war ein Ort für den unentbehrlichen Rückzug. Das Zusammenleben in Gemeinschaft 24 Stunden am Tag war sehr anstrengend. Es war ein Glück, diesen Ort zu haben, an dem mich niemand stören konnte [...], sei es um zu beten, um nachzudenken oder um mich an meine Familie zu erinnern.“[66]
„Das Meßopfererlebnis und die sakramentale Vereinigung mit Christus in der Morgenfrühe jedes Tages in der Wegzehrung für den Gang durch den harten, hungrigen und mit schwerer Arbeit erfüllten Alltag…. Was ist es doch ein großes Glück für uns: Unser kleines Heiligtum! Es ist unsere übernatürliche Kraftquelle…..So ist das Heiligtum eigentlich unsere einzig wahre innere Freude inmitten des Leids, und unendlich viel Gnade strömt von dieser Stätte hinein in unsere Seele, unendlich viel Segen strömt von hier hinein ins Lager und über den Stacheldraht und Mauer hinaus in die Welt. Und wir freuen uns, dass Christus, der sakramentale Gottmensch, die Gefangenschaft mit uns teilt und uns hilft, sie durchzustehen.“[67]
„Ist es nicht letztlich ein Wunder der Allmacht Gottes, dass Christus im KZ ist? Was schadet er doch durch seine Gegenwart dem Teufel an seinem Werk, das er hier so groß baut!...Warum hat der Teufel es nicht unterbunden? Weil er ohnmächtig ist gegen Gott …Ist es nicht ein Sieg Christi über den Satan, dass es ihm gelungen ist, an “seine Stätte zu kommen ...? Wir spüren hier gar oft die Wunder Gottes…“[68]
„In diesem Jahr war der Tod unser ständiger Begleiter. Wenn wir morgens aufwachten, fanden wir Tote in der Stube, und wenn wir abends von der Arbeit zurrückkamen, brachten wir Tote mit. Alle Gefangenen waren ständig vom Tod bedroht. Ich konnte dies nur mit Gottes Hilfe ertragen. Ich konnte jeden Morgen kommunizieren, und nur so habe ich dieses Elend ertragen können. Ich hatte das Gefühl, daß Gott immer bei mir ist, auch in der Gefangenschaft. Dafür mußte ich jedoch zuerst lernen, mich Gott ganz auszuliefern. Das ist mir in Dachau gelungen. Nur eine Bitte hatte ich, da ich leicht melancholisch zu werden drohe: Lieber Gott mache mit mir, was Du willst, aber laß mich nie mutlos oder trostlos werden. Dies wurde mir wundervoll erfüllt, so daß ich auch vielen anderen Freude am Leben geben konnte. Ich fühle mich noch heute als letztes Werkzeug und bin der Ansicht, daß die Inhaftierung vieler Geistlicher ein Teil der göttlichen Vorsehung für das gesamte Laser gewesen ist. Dennoch sind auch in Dachau Geistliche an der Lagersituation zerbrochen. Sie sind halt auch Menschen.“ Pfarrer Sonnenschein [69]
5.2. Ort der Priesterweihe Karl Leisners
Über die heimliche Priesterweihe des seligen Karl Leisner (Link zu Biografischen Daten und Zitaten) am 17.12.1944 in der Kapelle im Block 26, eines vor der Verhaftung engagierten Jugendleiters und Nazigegners, ist viel geschrieben worden. (Z.B. Link: Internationaler Karl Leisner Kreis , Schönstatt, Haus Berg Moriah)
Der Ablauf der Ereignisse soll daher hier nicht beschrieben werden. Nur ein paar Andeutungen über die Bedeutung der Ereignisse:
Dass an dem Ort, im KZ Dachau, an dem spätestens nach dem Endsieg alle Priester und gläubigen Christen getötet werden sollten, ein Mann zum Priester geweiht werden konnte, war für alle damals Anwesenden sehr bewegend. Ebenso bewegte sie, dass die große Sehnsucht nach dem Empfang des Sakraments der Priesterweihe des todkranken Diakon Karl Leisner noch erfüllt werden konnte. Er starb am 12.08.1945, wenige Monate nach seiner Befreiung aus dem KZ-Haft an der im Lager nicht ausreichend behandelten TBC. (Karl Leisner wurde 1996 seliggesprochen.) Bewegend war auch die Tatsache, dass der Spender der Priesterweihe, der französische Bischof Gabriel Piguet aus Clermont-Ferrand, nicht zögerte einen Mann aus dem Volk der Angreifer und Todfeinde Frankreichs zum Priester zu weihen. Viele bewegte die emsige Vorbereitung der Häftlinge im Lager für alles bei der Liturgie Notwendige und das Zeugnis der jungen Josefa Mack, die als Kandidatin der Armen Schulschwestern, die Weihe mit ihren Botendiensten ermöglicht hatte.
Auch die ebenfalls heimliche und bewegende Primiz Karl Leisners am 26.12.44, dem Gedenktag des heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers der Kirche, fand in der Kapelle im Block 26 statt. Sie war nicht nur Leisners erste selbst zelebrierte heilige Messe, sondern auch seine Einzige und damit seine Letzte.
„Hier, an der Stelle, wo Priesterleben und Priesterwirken so brutal vernichtet wurde, sollte ein neuer Priester geboren werden!“ sagt Reinhold Friedrichs. 5 ½ Jahre KZ waren sehr hartes Priesterseminar für Karl „Hier erst erfassten wir ganz, dass die Priesterweihe eine Bluttaufe ist, für die Ewigkeit.“[70]
5.2 Bedeutung für Laienhäftlinge im Lager:
Viele Laien besuchten den Gottesdienst in der Kapelle verbotenerweise oder hatten große Sehnsucht danach, einige Beispiele aus Aufzeichnungen sollen das beweisen:
Auch der misslungene Versuch die Kapelle zu besuchen zeigt die Sehnsucht und Bedeutung der Kapelle für Laienhäftlinge: „Als ich ins Lager kam, war der gute Joseph Joos der Einzige, der es geschafft hatte, in den Block 26 frei ein- und auszugehen. Der frühere Bürgermeister von Wien, der alte Schmitz, ein praktizierender Katholik, betete jeden Morgen vor dem Appell lange vor der äußeren Wand dieses für ihn unzugänglichen Raumes, er grüßte das (sic!) Tabernakel, das er hinter dieser Wand wußte und kehrte resigniert zurück wie ein Strolch, der von der Tür des Palastes weggejagt worden war. Ich selbst [Edmond Michelet] bemühte mich am Nachmittag, … das Innere des Heiligtums durch eine Öffnung zum Block 28 hin zu sehen. …“ [71]
Die aufgezwungene Einlasskontrolle bezeichnete der Laienhäftling und späteres Gründungsmitglied des CID, Edmond Michelet, als das Stärkste unter den üblen Narrenstücken. „Man kann sich keinen größeren Unsinn vorstellen als den, der darin bestand, den nazifeidlichen Priestern, die meistens wegen des Verbrechend des Seelsorgemißbrauchs hierher deportiert worden waren, aufzuerlegenzu wollen, daß sie selber die wilden Türhüter der Naziordnung machen sollten, indem man sie beauftragte, die Christen aus der Kappelle zu entfernen, dem einzigen Ort, wo sie in der Hölle ein wenig Erfrischung, Ruhe und Frieden finden könnten?“ schrieb der Laie Michelet.[72]
„… So erhielt ich den unvorstellbaren Vorzug, der ergreifenden halben Stunde beiwohnen zu können, die dem regulären Wecken voraus ging, …“[73]
Ihn belastete 1943 die „Vertreibung aus der Kapelle schwer, ich kam erst zur Ruhe, als dieses unerträgliche Verbot für mich aufgehoben worden war.“[74]
Joseph Rovan erinnerte sich: „So ist die Erinnerung an die Lagerkapelle von Dachau für mich vor allem eine Lektion in geistlicher Demut. … Jeden Morgen, bevor ich zum Appell ging, zu jener lächerlichen und abscheulichen Zeremonie, …, schlich ich mich in die spärlich beleuchtete Kapelle. Der Priester sprach die gleichen lateinischen Worte, wie sie alle seine Brüder im Amt während der Morgenmesse auf der ganzen Welt und zur gleichen Zeit auch sprachen. Nichts erinnerte hier mehr an die Welt des Konzentrationslagers. Ein jeder konnte für die Dauer von ein paar wertvollen Minuten seine ursprüngliche, zerbrechliche und dennoch unzerstörbare Würde wiederherstellen.“[75]
Leopold Figl, Häftling im KZ Dachau und Laie und später österreichischer Bundeskanzler, sprach aus eigener Erfahrung von der „Tröstung und Stärkung… und der Vereinigung mit dem Leiden Christi“, die gequälte Gefangene in der Lagerkapelle, im Block 26 empfingen.[76] Er war Laie und hatte sich trotz großen Risikos illegal in die Kapelle des Priesterblocks geschlichen, um an der täglichen Messe teilzunehmen und den eucharistischen Herrn zu empfangen.
Der französische Widerstandskämpfer mit dem Codenamen „Citron“ wachte bei einem kranken Kameraden nachts im Revier und besuchte morgens um 4.00 Uhr vor dem Wecken im Lager, die Heilige Messe im Block 26 und betete vor dem Tabernakel[77], als er sich dabei verspätete wurde er dafür vom Blockältesten verprügelt.[78] Auf Grund des Zitates von Edmond Michelet über Citron, wissen wir, dass dieser morgens dem Gottesdienst beiwohnte.
Der französischer Kommunist Auboiroux, so wird berichtet, hielt stellvertretend für den erkrankten Michelet vor dem Tabernakel in der Kapelle eine tägliche Ehrenwache von einer halben Stunde. Selbst war er nicht gläubig, wollte damit aber dem Erkrankten etwas Gutes tun, indem er sein tägliches Gebet auf seine Weise weiterführte, bis Michelet selbst wieder zur Morgenmesse kommen konnte.[79] Ein bewegendes Zeugnis von Freundschaft und Achtung des Glaubens eines Kameraden.
Edmond Michelet berichtete über Joseph Joos, dem einzigen Laien: „… der Einzige, der es geschafft hatte, in den Block 26 frei ein- und ausgehen.“[80]
Als ab 1944 die Disziplin im Lager rückläufig war, konnte die Kapelle für alle Häftlinge, gefahrlos für die Existenz der Kapelle zugänglich gemacht werden. Zuvor war bei einem Verstoß gegen die von der Lagerleitung auferlegte Regel mit dem Betretungsverbot für Laien zu befürchten, dass die Kapelle verboten worden wäre. Das hätte für alle Christen im Lager, Laien und Geistliche eine Katastrophe bedeutet, die es zu verhindern galt. In der dann offenen Kapelle wurden ab ca. 1944 für alle Interessierten täglich zahlreiche Gottesdienste gefeiert. Auch für einzelne Sprachgruppen wurden besondere Gottesdienste besonders sonntags gefeiert, es gab auch evangelische Gottesdienste.
Zweifellos wussten alle Gefangenen im Lager von der Kapelle, die Gesänge des großen Priesterchors während der Liturgien waren auch außerhalb der Kapelle zu hören und zeigten allen unabhängig von ihrer persönlichen Weltanschauung das Festhalten der Geistlichen an ihrem Glauben, der dem Nationalsozialismus so sehr entgegenstand, dass sie deshalb als Gefahr für das „deutsche Volk“ im Lager gefangen genommen wurden. Ihr Gebet und ihre Feier der Eucharistie stellte einen Akt des Widerstands dar, da sie mit ihrem christlichen Glauben der NS-Ideologie widerstanden:
P. Lenz schrieb über das Verhältnis der Laien zu den Geistlichen und die geheime Spendung des Allerheiligsten Sakraments aus dem Tabernakel der Kapelle:
„Wenn es ihnen einmal trotz aller Mühe und Schlauheit nicht gelang, in die Kapelle zu kommen, so riefen sie einen priesterlichen Freud heraus. Auf der Lagerstrasse klagten sie ihm ihr Leid. Dann vereinbaren sie genau Zeit und Ort der heiligen Kommunion. In sorgsam gefaltetem weißen Papier, etwas 10 cm² groß, ward voll Ehrfurcht der Leib des Herrn geborgen. Eine saubere Blechdose, die einst Vaseline oder Aspirin, Panflavin oder dergleichen enthalten hatte, diente als Versehkapsel“. [81]
Die Kommunion wurde Laien heimlich auch während des Appels gereicht: „In der Hektik des Appells werden von den Priestern kleine Zinndosen mit geweihten Hostien mitgebracht, die in die Krankenstation und die Quarantäne gebracht wurden. Und oft verteilten die Priester die Kommunion auf dem Appellplatz, wenn es dunkel war, während die SS die anderen Blöcke kontrollierte.“[82]
Auch das wäre ohne die Existenz der Kapelle nicht möglich gewesen und unterstreicht deren Bedeutung auch für Laien.
Die Krankenkommunion für Kameraden im ganzen Lager kam aus dem Tabernakel im Block 26. Natürlich war es bei Strafe streng verboten, kranken Kameraden die Eucharistie zu reichen. Besonders schwierig war es, den Kranken und Sterbenden im Revier die heilige Hostie als Wegzehrung zu bringen, da Geistlichen der Zutritt zum Krankenrevier verboten war. „Oft halfen da zuverlässige gläubige Laien wie z.B. Michel Roche, der französische Arzt“[83]. Es wurde berichtet, dass er täglich Michelet im Revier die heilige Kommunion reichte.
6. Die Bedeutung der Kapelle nach der Befreiung 1945
6.1 P. Leonhard Roth
Der Dominikanerpater Leonhard Roth war unter den gefangenen Geistlichen des KZ Dachau. Er wurde nach der Befreiung als Seelsorger seiner vormaligen Feinde im US-Lager für gefangene SS- Männer und NS-Täter auf dem Gelände des früheren KZ Dachau eingesetzt und konnte dort segensreich wirken und viele der früheren NS-Anhänger zur Reue, Bekehrung und Wiederversöhnung mit Gott führen.
Auch im darauffolgenden Lager für Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten blieb Roth am gleichen Ort und betreute die Flüchtlinge seelsorglich. Viele persönliche Zeugnisse seiner Pfarrkinder aus dieser Zeit werden beeindruckend noch heute erzählt.
P. Roth, wie er in Dachau im Volksmund noch heute genannt wird, obwohl er nach der Haftzeit den Dominikanerorden verließ und in den Klerus der Erzdiözese München und Freising inkarniert wurde, engagierte sich für den Erhalt der Kapelle im Block 26, für das Andenken der Märtyrer unter denen er gelebt hatte und für die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte für alle Opfer des KZ Dachau. Dabei scheute er auch Konfrontationen mit Politikern und kirchlichen Vorgesetzten nicht, die an seinen Anliegen damals nicht interessiert waren. Leider war sein Engagement zu Lebzeiten wenig erfolgreich.
Die überlebenden Geistlichen hatten nach der Befreiung des Lagers zunächst noch unter dem frischen Eindruck des Erlebten eine Kirche bauen wollen, eine Basilika zu Ehren von Christus, dem König der Märtyrer oder eine Wallfahrtskirche für die Statue Unserer Liebe Frau von Dachau (Link zum Artikel) und Königin der Märtyrer. Pläne dazu gab es schon. Die Amerikanischen Truppen nutzten damals das Gelände des früheren Lagers und ließen die Nutzung für die Errichtung einer Kirche nicht zu. P. Leonhard Roth wünschte sich eigentlich bis zum Eucharistischen Weltkongress in München 1960, dass die geplante Gedenkkirche schon errichtet wäre.
Eine weitere Idee und Forderung von ihm war die Rekonstruktion der Lagerkapelle im Block 26. Diese Forderung wurde ebenfalls nicht umgesetzt. Eine solche Rekonstruktion hätte die weitere Entwicklung der Gedenkstättenarbeit geprägt und wäre ein bleibendes Zeugnis sowohl der Verfolgung der Kirche im Dritten Reich als auch der Gegenwart Gottes im KZ Dachau und des spirituellen Lebens der gefangenen Geistlichen geworden.
P. Roth: „Da [zum Eucharistischen Weltkongress 1960] m u ß die imposante internationale KZ- Gedenkkirche hier vor den Toren des ehemaligen KZ stehen, wie auch der ehemalige Priesterblock 26 durch Verhandlungen, die das Ordinariat München mit der Bayr. Staatsregierung pflegt, wiederhergestellt sein m u ß. ...!!"[84]
Die Pläne für eine Basilika wurden nicht weiterverfolgt, in gewisser Weise flossen sie ein in die Errichtung der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem heutigen Gelände des KZ Dachau. (vgl. auch Artikel zur Todesangst-Christi-Kapelle, Link)
Die Ehre des Ortes der Kapelle des KZ Dachau wurde nach seinem frühen Tod nicht weiter in die Gedenkarbeit der später entstehenden Gedenkstätte einbezogen.
Einige Zitate, insbes. aus Roths Briefen, lassen heute noch seinen leidenschaftlichen Einsatz erkennen. Dabei muss relativiert werden, die die Haltung gegenüber Kommunistischen Gedanken und Organisationen in der Nachkriegszeit in für uns heute nicht nachvollziehbarer Weise formuliert wird. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die Geistlichen nach übereinstimmenden Aussagen aller Zeugnisse unter vorgesetzten Mitgefangenen kommunistischer Gesinnung, z.B. Block- und Stubenälteste, unmenschlich gelitten hatten, teilweise noch mehr als unter den Schikanen der SS-Männer. Der Mord an Geistlichen wurde wie der Mord an jüdischen Häftlingen von der Lagerleitung belohnt. Wenn Roth von ehemaligen kommunistischen Mitgefangenen und dem von ihnen gegründeten Lagercomites spricht, so muss zum Verständnis seine Leidensgeschichte und die seiner Priesterkameraden berücksichtigt werden:
„Es ist geradezu beschämend … dass wir bis heute nicht die geringste Initiative ergriffen haben, um etwa am Ort der Martyrien, wo die Baracken als die Katakomben des 20. Jahrhunderts das erlittene Glaubenszeugnis von Tausenden Priestern und katholischen Laien bezeugen, eine Gedenkkirche [ vgl. oben] zu erbauen, gemeinsam mit allen ehemaligen katholischen KZ-Insassen aller anderen Nationen.“[85]
„Ein Teil (des Geländes) ist bereits geräumt, und zwar auf Drängen des „roten“ Internationalen Dachauer KZ-Komitees mit Sitz in Brüssel. Seit Jahren betreibt dies „rote“ Komitee von Brüssel her in Deutschland durch den Kommunisten Otto Kohlhofer, München-Pasing, vertreten, in Verhandlungen mit den Bayr. Reg. Räten die Evakuierung des Lagers, damit im Sinne der „Roten“ eine internationale Dachauer KZ-Gedenkstätte hier errichtet werde. Zwei Baracken sind dafür bereits von der Regierung freigemacht und wird in der einen bereits in allernächster Zeit eine KZ- Bibliothek und ein Museum errichtet. Wenn wir Bürgerlichen und Christen nicht schnellstens aus unserer Lethargie erwachen, wird in Zukunft die Internationale KZ-Gedenkstätte Dachau rein nur eine „rote“ und „röteste“ Angelegenheit sein. Dass etwa der Priesterblock 26, wenn er von den jetzigen Einwohnern [Flüchtlingen aus den Ostgebieten] demnächst frei wird, erhalten und in deinen seinerzeitigen Zustand zum Ruhm der Bekenner- u. Märtyrerkirche eingerichtet werde, darum kümmert sich niemand, kein Bischof, keine KZ-Priester, trotz meiner wiederholten Mahnungen nicht! Das ist schaurig und eine Beleidigung Christi, der in uns allen gelitten hat!“[86]
„Meines Erachtens bestand und besteht die Tendenz, das KZ so lange bevölkert sein zu lassen, bis alles baufällig wird, um es dann eben abzureißen und auszulöschen. Diese Tendenz musste man aber wohl oder übel fallen lassen seit dem Tage, da sich – auf mein Betreiben hin- beide Komitees [Organisationen überlebender Häftlinge mit Engagement für die Gedenkarbeit nach dem Krieg] in Paris und Brüssel für eine KZ-Gedenkstätte einsetzen, wobei allerdings das „bürgerliche“ Pariser Komitee sehr bald in vollständige Passivität ging. … Aber es fehlt jede Aktivität und jeder Einsatz (des Staates und der Kirche), das Intern. Komitee in Brüssel ausgenommen, das aber für uns keine entsprechende Vertretung sein kann.“[87]
„Es geht um unsere Sache! Um unser Martyrium! Um die Ehre Christi zur Nazizeit! Es gab da in der Kirche nicht nur angstvolle Schweiger und billige Mitläufer! Es gab auch Bekenner und Märtyrer!“[88] und er forderte ein „…wach werden für das Werk der Ehrung Christi in notvollster Bedrängnis der Kirche![89]
„Es geht um die Ehre und Verherrlichung unseres Christus. Seiner und seiner Kirche Ehre besteht darin, dass er nicht nur frühe Märtyrer hatte, sondern dass er sie in jüngster Zeit hatte. Daran sollen die zukünftigen Generationen erinnert werden…“ [90]
6.2 Bedeutung für heutige Besucher der Gedenkstätte des KZ Dachau
Zur Verdeutlichung des Ortes der Bedeutung der Kapelle im früheren Block 26 möchte ich mit zwei Beispielen aus den frühen 2020ger-Jahren beginnen, bevor in historischer Reihenfolge wichtige Gottesdienste auf dem Gebiet der gedenkstäte des KZ Dachau aufgeführt werden.
Eine Schülergruppe entdeckte bei der Führung durch die Gedenkstätte des KZ Dachau einen Blumenstrauß am Block 26 im Kies vor dem Nummernstein. Von der qualifizierten Rundgangsleiterin wurden die Gruppe darauf hingewiesen, dass auch heute noch Angehörige und Nachkommen von Häftlingen zur Erinnerung an die KZ-Opfer aus ihrer Familie Blumen niederlegen, oft an den Orten, an denen ihre Vorfahren lebten und starben. Dies ist sicher richtig. Nur der betreffende Blumenstrauß lag vor Block 26. Die Dame, die den Strauß am Vortag dort niedergelegt hatte, war zufällig zu gegen und konnte den jungen Menschen vom Grund für diese Blumen am Block 26 erzählen, wozu sie eingeladen worden war. Die Rundgangsleiterin hatte es aber plötzlich sehr eilig weiterzukommen, als den staunenden Schülern von den im KZ Dachau gefangenen Geistlichen und der Lagerkapelle erzählt wurde, vom spirituellen Leben, Gottesdiensten und dem Märtyrertod von Glaubenszeugen an diesem Ort, sogar von einer Vielzahl von Seliggesprochenen. Die Schülerinnen und Schüler waren sichtlich bewegt und beklatschten die Worte.
Eine andere Begebenheit, ein 12.06., Gedenktag der Seligen Märtyrer von Dachau, an einem der vergangenen Jahre. Der Gottesdienst in der Todesangst-Christi-Kapelle und der anschließende Empfang im Hof des Karmel Heilig Blut in Dachau, nördlich anschließend an die Gedenkstätte gelegen, waren gerade beendet. Da sprach ein älteres Ehepar, Besucher der Gedenkstätte aus den USA, noch anwesende Gläubige an und erkundigte sich nach dem Sinn eines Plakates mit der Einladung zum eben stattgefunden Gottesdienst im Schaukasten des Hofes. Sie waren sehr interessiert und erstaunt, als sie von selig gesprochenen Märtyrern aus dem KZ Dachau hörten, von im Lager gefangenen Geistlichen und einer Lagerkapelle. Am Ende ihres Rundgangs durch die Gedenkstätte angekommen, hatten sie davon noch nichts erfahren. Sie erzählten, von ihrer Herkunft aus den USA und ihrer jüdisch/katholischen Ehe und dass genau diese jüdisch/katholische Prägung der Grund sein, warum sie Informationen über die Kapelle im KZ Dachau besonders interessiert hätte.
Wie schon Unzählige andere Besucher der Gedenkstätte bei unzähligen anderen Gelegenheiten, sprachen die beiden Besucher aus den USA die Frage aus, warum in der Gedenkstätte des KZ Dachau keine Tafel die Lage der Kapelle kennzeichnet und von den in einem KZ sehr erstaunlichen Präsenz einer Kapelle berichtet. Diese Frage musste vom Autor unbeantwortet bleiben, wie große Zahl derer, die diese Frage nach ihrem Besuch der Gedenkstätte des KZ Dachau stellten.
Offensichtlich ist das Interesse heutiger Besucher der Gedenkstätte an den Blocks der Geistlichen und der Kapelle groß, weit über die Reihen gläubiger Christen hinaus. Dieses Interesse und die Frage nach dem Fehlen eine Informationstafel wird jedoch meist nicht der Leitung der Gedenkstätte des KZ Dachau oder deren Mitarbeitern gestellt, die darauf Antwort geben könnten. Zumindest ergibt sich diese Vermutung. Die Frage nach einer Information vor Ort wird bei nahezu jeder Gelegenheit den Aktiven des Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V. gestellt, die den Mangel weder beheben noch eine Antwort auf den Grund des Fehlens geben können. (vgl. Link Artikel Warum-Fragen)
Auch in unseren Tagen wird der Ort der Baracken der Geistlichen im KZ Dachau verehrt. In der Gedenkstätte des KZ Dachau kann über viele Jahre beobachtet werden, dass am Block 26, dort wo sich die Kapelle befand, aus Kies Kreuze gelebt, Blumen niedergelegt und Grabkerzen angezündet werden. Besucher und Pilgergruppen aus der ganzen Welt besuchen diesen Ort der Kapelle und den Ort an dem gefangenen Geistlichen litten, beteten, den Ort der Eucharistischen Gegenwart Gottes an dieser Stelle und den Ort der Katakomben Kirche (diesen Ausdruck benutzen die gefangenen Geistlichen selbst) zu gedenken. Seitdem immer öfter das Martyrium von Gefangenen anerkannt und Seligsprechungen von Märtyrern von Dachau stattfanden, kamen Wallfahrergruppen aus der Heimat der Seligen und des heiligen P. Titus Brandsma, aus ihren Orden oder andere Pilger in großen oder kleinen Gruppen zum Gebet hierher.
Bewegende Momente waren auch die auf dem Gelände des KZ Dachau gebetenen Kreuzwege, Veranstaltungen angeboten von der katholischen Gedenkstättenseelsorge, und besonders die Fronleichnamsprozessionen des angrenzenden Karmel Heilig Blut. Dabei wurde ein Altar am Block 26 errichtet und die Monstranz mit dem Allerheiligsten am Ort des früheren Altars zur Verehrung aufgestellt.
Nicht nur zu runden Jahrestagen der Befreiung kamen große Gruppen Geistlicher in die Gedenkstätte, anfangs noch mit vielen Überlebenden Geistlichen, die hier gefangen waren.
Jedes Jahr reisen zahlreise Besucher der Gedenkstätte zu den Feierlichkeiten des Befreiungstages nach Dachau, immer sind danach Blumen und Kerzen am Block 26 zu finden, die Verehrung und Liebe zu dem Ort der Kapelle und den dort gefangenen Geistlichen bezeugen.
Ein Rückblick auf historisch wichtige Ereignisse soll helfen, die Bedeutung des Ortes der Gemeinschaft der Geistlichen im KZ Dachau und den Ort der Kapelle im Block 26 zu verdeutlichen und nachvollziehen zu können.
Ein besonderer Moment war die Weihe der damals gerade neu errichteten Todesangst-Christi-Kapelle 1960, damals noch vor Entstehung der Gedenkstätte des KZ Dachau, noch auf dem Gelände des Lagers für Flüchtlinge aus den sog. Deutschen Ostgebieten. Der Weihegottesdienst war eine Nebenveranstaltung zum Eucharistischen Kongress in München. Zur Weihe kamen 50.000 Gläubige in einer Sühneprozession an den Ort, der erst später zur Gedenkstätte des KZ Dachau wurde. (Link zum Artikel Todesangst-Christi-Kapelle) "3.000 „Jungmänner“ zu kamen Fuß aus München und trugen dabei ein schweres Kreuz mit. Zahlreiche überlebende des Priesterblocks und im Lager gefangene Laien waren damals anwesend und an der Liturgie beteiligt. Der ehemalige Häftling und spätere Kardinal Adam Kozlowiecki zelebrierte eine Messe für die 3.000 Männer der Sühne-Fußwallfahrt vor ihrem Aufbruch in München. Der Domkapitular und früherer Lagerkaplan und offizieller Dekan der Priestergemeinschaft der Geistlichen im KZ Dachau, Reinhold Friedrichs, leitete Worte von ehemals gefangenen Zeitzeugen aus den Priesterblöcken ein: „Wir hören die Zeugen aus dem Konzentrationslager und das Zeugnis vom Todesleiden unseres Herrn.“[91]
Aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Dachau reiste 2015 die polnische Bischofskonferenz nach Dachau und feierte zusammen mit Reinhard Kardinal Marx, dem örtlich zuständigen Erzbischofs, und unzähligen Priestern und Gläubigen von nah und fern, eine bewegende Messe in der Todesangst-Christi-Kapelle, sehr nahe am Ort des Block 26. Bei der anschließenden Andacht wurden erstmals an diesem Ort die Namen aller bis dahin selig gesprochenen Märtyrer verlesen.
Im Jahr 2017 wurde der Gedenktag „selige Märtyrer von Dachau“ in der Erzdiözese München und Freising eingeführt. Seitdem fanden zu diesem Gedenktag in der Todesangst-Christi-Kapelle oder in der Kapelle des Anschließenden Karmel Heilig Blut, aber auch in vielen Kirchen der Erzdiözese München und Freising, Gottesdienste zu Ehren der seligen Märtyrer von Dachau statt. Bei den Gottesdiensten in der Todesangst-Christi-Kapelle wurde immer auch der Block 26 besucht, geehrt und mit Blumen geschmückt.
Seit der Heiligsprechung des niederländischen Karmeliten P. Titus Brandsma, der zwar selbst in Block 28 wohnhaft die Kapelle nicht betreten durfte, aber mehrfach heimlich von dort den Eucharistischen Herrn gebracht bekam, den er sehr verehrte, anbetete und der ihm großen Trost spendete, finden am jährlichen Gedenktag, den 27.06., liturgische Feiern in der Todesangst-Christi-Kapelle, in der Gedenkstätte des KZ Dachau und am Block 26 statt.
Diese Aufzählung könnte noch lange weitergeführt werden.
Und trotzdem wird die Tatsache, dass im KZ Dachau eine große Gruppe von 2.800 geistlichen Gefangen war in den offiziellen Führungen der Gedenkstätte so gut wie nicht erwähnt. Die meisten Besucher erfahren nichts von der Kapelle der Priesterblocks, ihrer Bedeutung für die gefangenen Geistlichen und alle anderen Häftlinge (Vgl. 5.1 dieses Artikels Bedeutung für Geistliche Häftlinge und 5.3 dieses Artikels Bedeutung für Laien unter den Häftlingen), welche Ereignisse sich im Block 26 abspielten. Leider fehlt eine Tafel am Block 26 um Besucher der Gedenkstätte zu informieren. Deshalb finden leider selbst interessierte Besucher der Gedenkstätte und Pilger den Ort der Kapelle nicht, wenn sie nicht mit der Information der Nummer des Blocks 26 anreisen, wie uns wiederholt berichtet wurde.
Eine solche Informationstafel fordert der Verein Selige Märtyrer von Dachau seit Jahren vergeblich. Auch andere Ideen der Information wie ein weniger auffälliges Kreuz im Kies auf dem Boden, wurden abgelehnt, ebenso wie der Vorschlag an allen Orten früherer Blöcke Tafeln mit Informationen über die jeweiligen Bewohnergruppen zur Zeit des KZ Dachau anzubringen, auch wenn diese Tafeln nicht an der Lagerstraße, sondern unauffälliger nur an der rückwärtigen Seite der Blöcke angebracht werden würden.
So bleibt den Besuchern und Pilgern die Möglichkeit sind vor der Fahrt nach Dachau selbständig zu informieren, z.B. auf der Internetseite des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V., oder sogar vor Ort am Smartphone Informationen aufzurufen, wie die Texte der Rubrik „Orte der Gnade“ Link oder den kürzeren Artikel „Spuren der Märtyrer“ Link.
Möge das Wissen über die Anwesenheit von wegen ihrem Glauben Verfolgten im KZ Dachau, über den heiligen P. Titus Brandsma, die seligen Märtyrer von Dachau und anerkannte Märtyrer die geschichtliche Wahrheit über die Ereignisse im Dritten Reich und der Geschichte des KZ Dachau vervollständigen.
Möge das Glaubenszeugnis der an diesem Ort gefangenen, gequälten und dennoch betenden, opfernden, sühnenden und sogar verzeihenden und liebenden Geistlichen vielen Besuchern der Gedenkstätte in unseren Tagen Trost spenden. Dies ist umso wichtiger, da viele Besucher die Gedenkstätte oft mit Gefühlen der Bedrückung oder in einem Zustand emotionaler Aufgewühltheit verlassen.
Mögen die Märtyrer von Dachau uns allen Hoffnung und Trost spenden, dass „Gott seine Diener nicht verlassen hat“ und nicht verlässt, auch wenn sie konkret Anteil haben mussten an Kreuz und Auferstehung Christi.
7. Die Geschichte des Altars aus dem Priesterblock 26 nach 1945
Nach der Befreiung des Lagers wurde auch die Kapelle im Block 26 aufgelöst. Der Altar hatte zunächst ein trauriges Schicksal. Er wurde in einem der Wachtürme nicht fachgerecht gelagert. Ein Stück der Altarplatte wurde entnommen und in den Altar der Kapelle des Klosters Heilig Blut, Dachau, eingesetzt. Der Altar selber befindet sich heute im Priester- und Bildungshaus Berg Moriah der Schönstattbewegung Link.
„Als der Dachau-Altar in den 1970er Jahren nach Schönstatt kam, war er renovierungsbedürftig. Einige Teile – besonders von der Holzverkleidung - waren so stark vom Holzwurm befallen, dass sie ausgetauscht werden mussten. In der Substanz ist er jedoch der Altar von damals.
Beim Bau unseres Hauses Moriah (1978 – 1980) wurde für diesen Altar ein eigener Gedenk- und Gebetsraum eingerichtet. Er kann von allen Interessierten besucht und besichtigt werden. Für Gruppen (bis ca. 25 Personen) sind in dem Gedenkraum Gottesdienste möglich. Beim Besuch von Gruppen (mit oder ohne Gottesdienst) bitten wir um vorherige Terminabsprache. (Kontakt)“
8. Unsere Liebe Frau von Dachau Link zum Artikel auf dieser Internetseite
Anmerkungen und Quellenangaben:
[1] Weinmann S. 166, illegaler Brief August 42, Zeit der Hungertoten
[2] Seeger, Dachaualtar S 20 zitiert Lenz S. 79f
[3] Seeger, Hans-Karl und Latzel Gabriele, IKLK, Rundbrief Nr. 50, Februar 2005, Der Dachau-Altar, in der Lagerkapelle des Konzentrationslagers, Ausgang- und Zielpunkt religiösen Lebens, S. 19
[4] Seeger, a.a.O., S. 19
[5] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[6] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[7] Zàmecnik, Stanislav, Das war Dachau, Frankfurt am Main, 2007, S. 173
[8] Bernard S 56
[9] Kreuz bei LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt), S. 164
[10] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt), S. 159f
[11] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt), S.160
[12] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[13] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[14] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[15] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[16] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[17] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[18] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[19] Seeger, Dachau-Altar S. 18, 21
[20]LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt) S. 73
[21] Seeger, Dachaualtar, S. 19
[22] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[23] http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[24] Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[25] Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[26] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt), S.76
[27] Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[28] Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[29] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[30] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[31] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[32]LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960 (Aufzeichnungen ab Juni 1945 auf Bitten Papst Pius XII niedergeschrieben, wiederholt aufgelegt), S. 73
[33] Zàmecnik, Stanislav, Das war Dachau, Frankfurt am Main, 2007, S. 173
[34] P. Lenz, a.a.O., S. 80, zitiert auch in Seeger, Lagerkapelle, a.a.O, S. 21
[35] Vgl. auch P. Lenz, a.a.O., S. 73, die Lagerleitung hatte nach ihrer Meinung alles vorbereitet, sie hatten aber keine Ahnung von einer katholischen Messe.
[36] Kozlowiecki, Adam, SJ, Not und Bedrängnis, Ala Jesuit in Auswitz und Dachau, Lagertagebuch, Regensburg 2016
[37] Auch berichtet bei: PIES, Otto, Stephanus heute, Karl Leisner, Priester und Opfer, 1951, S. 122
[38] Seeger, Dachaualtar S. 22
[39] Diplomarbeit, a.a.O. S. 92
[40] P. Lenz, a.a.O., S. 220
[41] P. Lenz, a.a.O., S. 74
[42] Seeger, in Dachaualtar zitiert P. Lenz, S. 186
[43] Seeger, in Dachaualtar zitiert P. Lenz, S. 186
[44] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#suehne
[45] Quelle: Artikel Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm#
[46] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953, S. 127
[46a] Graphic Dokumentary von Drushba Pankow, Und wenn die Wahrheir mich vernichtet, Pater Richard Henkes im KZ Dachau, S. 11
[47]SCHWAKE, Georg, Mönch hinter Stacheldraht, Erinnerungen an das KZ Dachau, Münster 2005, S. 40
[48] JUST, Justus, Aus der Reihe gedrängt, Das Schicksal der KZ-Priester, Norderstedt, 2005, S. 280f
[49] Seitz, bei Putz, Kirchenjahr S 5
[50] FRIELING, Christian, Priester aus dem Bistum Münster im KZ, Münster 1993, S. 63
[51] P. Lenz, a.a.O, S. 160
[52] P. Lenz, a.a.O, S. 73
[53] Leopold Klima in Dachaualtar S 33
[54] P. Lenz, a.a.O, S. 159
[55] P. Lenz, a.a.O, S. 87
[56] PFEIL, Hugo, Leben, Leiden und Sterben der kath. Priester im KZ Dachau, bearbeitet und kommentiert von Bernhard Haupert, Hans Günther Maas und Franz Josef Schäfer; 2012, bei Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelhorn, S. 139
[57] GOLDSCHMITT, Franz, Zeugen des Abendlandes, Saarlouis 1947, Felten Verlag, S. 46
[58] GOEKE, Hugo, Gerhard Hirschfelder, Priester und Märtyrer, 2.Auflage, Münster 2011, S. 102
[59] Jozef Niewiadowski, Otto Neururer und seine österlichen Augen
[60] Seeger, Dachaualtar S 20 zitiert Lenz S. 79f
[61] Seeger, Dachaualtar, S. 19
[62] Schwake erzählt bei Frieling, a.a.O., S. 182
[63] Frieling, a.a.O., S. 171
[64] P. Lenz, a.a.O., S. 173
[65] P. Lenz, a.a.O. S. 163
[66] Vikar Jean Kammerer: in Dachau- Altar, a.a.O., S. 23f
[67] WEINMANN, Franz, Ein Priester im KZ Dachau, Sonderdruck aus: Freiburger Diözesanarchiv 90, 1990, (geschrieben 1946, Tagebuch von Juni 1942 bis April 1945), S. 165
[68] Weinmann, a.a.O., S. 166, aus einem illegalen Brief vom August 1942, zur Zeit der Hungertoten unter den Priestern
[69] Frieling, a.a.O., S. 64
[70] FELDMANN, Christian, Wer glaubt muss widerstehen, Bernhard Lichtenberg- Karl Leisner, Freiburg im Breisgau 1996, S. 162
[71] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 115
[72] Michelet, Edmond, die Freiheitsstraße, Paris 1955, S. 115
[73] MICHELET, Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart, 1955, 118
[74] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 117
[75] Rovan, Joseph, bei Seeger, Dachau-Altar, S. 24
[76] Neuhäusler, Dr. Johannes, 1888-1973, Wie war das im KZ Dachau?, Ein Versuch, der Wahrheit näherzukommen, Dachau, 1996, S. 75
[77] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 195
[78] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 269
[79] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 221, S. 269
[80] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 115
[81] P. Lenz, a.a.O., S. 201
[82] Negrelli, Massimo, la carità secreta, Bologna 2024, S. 114, zitiert Neuhäusler, wie war es in Dachau, S. 52
[83] Michelet Edmond, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 227
[84] Fugel, Adolf, Beiträge zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau, Band 1, Saarbrücken 2014 S. 30
[85] Brief Leonhard Roth an Domkapitular Friedrichs, ehem. Dekan der Priestergemeinschaft in den Priesterblöcken, 10.01.1959, FUGEL Adolf, Beiträge zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau Band 1 „Das KZ Dachau muss erhalten bleiben“, Saarbrücken 2014, S. 26
[86] Fugel, Adolf, Beiträge zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau, Band 1, Saarbrücken 2014, S. 29
[87] Leonhard Roth an Weihbischof Neuhäusler, vom 21.1.1960, Fugel, Adolf, Beiträge zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau, Band 1, S. 49f
[88] Fugel, a.a.O., S. 33
[89] Fugel, a.a.O., S. 33
[90] Fugel, a.a.O., S. 44
[91] Dr. Johannes Neuhäusler 1888-1973, Weihbischof in München, Wie war es in Dachau? Ein Versuch der Wahrheit näher zu kommen, 7. Auflage 1996, S. 75
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