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Geistliche
Im KZ Dachau wurden auf Befehl aus Berlin alle Geistlichen aus dem ganzen Reich zusammen gefasst. Insgesamt waren dort rund 2.800 Geistliche inhaftiert. Davon waren 95 % katholische Geistliche. Die größte Gruppe unter diesen, ca. 1.800 kamen aus Polen. 1941-1945 waren ständig mindestens 1.000 Geistliche zur gleichen Zeit im Lager. Im Jahr 1941, als die Kapelle errichtet wurde, war das Verhältnis zu den übrigen Gefangenen 1:10. Später als das Lager zunehmend mit Gefangenen überfüllt wurde, änderte sich dieses Mengenverhältnis.
Informationen über die Zahlen und Statistiken
Die Geistlichen waren isoliert von den anderen Gefangenen in eigenen Blocks (Priesterblock oder Pfarrerblock) zusammengefasst, den Blocks 26, 28 und 30. Zeitweise waren die deutschen Geistlichen von denen anderer Nationalitäten getrennt .
Im Block 26 befand sich ab Januar 1941 eine Kapelle mit Tabernakel. Dort wurde täglich (später mehrmals täglich) die heilige Messe gefeiert und gebetet. Hier war der Herr in der Eucharistischen Gestalt stets gegenwärtig, als Gefangener unter den Gefangenen, unter denen, die um seines Namens Willen im KZ litten. Für die Priester bedeutete das eine große Kraft- und Gnadenquelle. So konnten sie jeden einzelnen Tag neu mit Gottes Kraft beginnen und täglich bereit sein, ihr Leben zu geben, wenn es Gottes Wille wäre. In der Priestergemeinschaft halfen sie sich gegenseitig, ermutigten sich, beteten zusammen und bildeten sich weiter durch Arbeitskreise und Vorträge.
Informationen über das geistliche Leben
Aber auch für die Mithäftlinge engagierten sich die gefangenen Geistlichen. Sie spendeten als Seelsorger die Sakramente und in Gesprächen Trost und Kraft , oft unter Todesgefahr. Auch konkret halfen sie, wo sie konnten, z.B. mit Lebensmitteln.
Informationen über Caritas und Seelsorge
Im Lager waren die Geistlichen besonders schweren Verletzungen der Menschenrechte ausgeliefert. Weil sie Geistliche waren wurden sie beschimpft, geschlagen und getötet. Der Hass der SS-Männer auf Gott und seine Kirche war groß und wurde ausgelebt. Auch von Seiten einiger Mithäftlinge mit anderen Weltanschauungen (z.B. Kommunisten) wurden sie gequält, misshandelt und getötet.
Informationen über die besonderen Leiden
Namen und Daten der einzelnen Geistlichen »
Die Bedeutung dieses „Riesenklosters“ (P. Schwake, Überlebender des KZ Dachau) kann nur erahnt werden. Die Gebets- und Leidensgemeinschaft und der intensive Austausch der Geistlichen über alle theologischen Fragen brachte sie einander näher und legte den Grund für weitere Entwicklungen in der Kirche nach dem Krieg. Die Liturgische Bewegung, die ökumenische Bewegung und die Friedensbewegung bekamen neuen Schwung. Das Gelübde der polnischen Priester sich, im Fall ihres Überlebens, für die Familienseelsorge zu engagieren, wurde in Polen verwirklicht und inspirierte auch den Seligen Papst Johannes Paul II zu seinem Einsatz für die Familien, bis hin zur Entwicklung der Theologie des Leibes.
Auch das Zweite Vatikanische Konzil kann als eine spätere Frucht der Dachauer Priestergemeinschaft gesehen werden. Hier ist noch viel Raum für Forschungen.
Der selige Papst Johannes Paul II erwähnte einmal: „Die gefangenen Priester im Gefängnis und KZ haben mich auf dem Weg zum Priestertum geführt.“
Die überlebenden Geistlichen berichteten von Erfahrungen konkreten Eingreifens Gottes als Frucht ihrer Gebete und Opfer. Die Erlaubnis Pakete zu empfangen, die sehr viele Gefangenen vor dem Hungertod rettete, sahen sie als Antwort Gottes auf Ihr Rosenkranzgebet. Auch die Verhinderung der mehrfachen Pläne, das KZ vor der Befreiung zu zerstören und alle Gefangenen zu töten, sahen sie als Eingreifen Gottes. Sicher ist das tausendfache Gebet der Geistlichen und Laien nicht unerhört geblieben und seine Früchte reichen unbemerkt sicher bis zum heutigen Tag.
Zitate überlebender Priester
"Hunderte von Priestern hinter doppeltem Stacheldraht schufen dort ein intensives religiöses, priesterliches Leben, das trotz Verbot ins ganze Lager ausstrahlte durch Beichte, Krankenölung, Kommunion, Exerzitien und eine umfassende Caritas. Eine Kirche in Fesseln, behindert und eingeengt, bewacht und bedroht und doch in Freiheit und Tätigkeit, mit der Kraft des Sauerteiges, in der Freiheit des Geistes und der Überlegenheit der Wahrheit."
"Bedachten wir die Tausende von Menschen, die ohne jegliche Seelsorge in eben dieser Hölle ausharren mussten, dann wussten wir einen triftigen Grund für unsere Verhaftung. Ja wir hätten uns eigentlich freiwillig ins KZ melden müssen, um den Verlassenen zu helfen."