Gedenkandacht für den seligen Carl Lampert

Andacht zum 80. Todestag des sel. Carl Lampert, 13.11.2024 in der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau

V: Beginnen wir unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.

Vor 80 Jahren wurde der Glaubenszeuge und Märtyrer Carl Lampert in Halle hingerichtet. Wir wollen heute in dieser Andacht seiner gedenken.

Lied Nr. 1 „Da berühren sich Himmel und Erde“

In seiner Predigt hat des Innsbrucker Bischof Glettler am vergangenen Sonntag über verschiedene Glaubenszeugen gesprochen, auch über den seligen Carl Lampert. Ich darf aus seiner Predigt zitieren:

Täglich neu den Mut und die Liebe wählen

Wir leben in einer Zeit, wo man den Eindruck hat, dass die Dynamiken negativer Entwicklungen enorm zunehmen. Ich erwähne beispielhaft nur die beschämende Eskalation der antisemitischen Gewalt in Amsterdam anlässlich eines internationalen Fußballspiels und die Brutalisierung der Sprache mit allen Facetten von Enthemmung, wie wir dies im US-Wahlkampf miterleben mussten. Und wir? Schnell gerät man in eine Dynamik von Wut und Hass, die letztlich allen Beteiligten Schaden zufügt, das Zusammenleben belastet und Menschen entfremdet. Wir können nicht gedenken ohne die Bereitschaft, selbst umzukehren. Jedes Gedenken an die Gräueltaten der NS-Zeit fordert uns heraus, täglich neu den Mut, die Wahrheit und die Liebe zu wählen. Diese Wahl ist entscheidend!

Als dritte Lichtfigur nenne ich Carl Lampert, der 1939 von Bischof Paulus Rusch als Provikar eingesetzt wurde. Er war für die Nazis der „gefährlichste Mann des Klerus“ und damit das prominenteste katholische Angriffsziel von Gauleiter Hofer. Was Carl Lampert, der vielfach gefoltert und am 13. Nov. 1944 in Halle an der Saale enthauptet wurde, auszeichnet, ist sein wachsender Mut. Immer entschlossener verteidigte der als „Sau-Pfaffe“ verspottete Provikar die bedrängten Ordensleute und Priester. In diese seine schwere Berufung ist er hineingewachsen. Sein Mut stellt uns vor die Frage, ob unser Glaube mehr ist als ein Dekor für ein bürgerliches Leben. Der 2011 seliggesprochene Carl Lampert ist uns Ansporn, Mutig Partei zu ergreifen, wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden.“

Kurzbiografie

Der selige Carl Lampert wurde am 9. Januar1894 in Göfis, Vorarlberg, Österreich in einer armen aber frommen Bauernfamilie geboren. Nach Schulzeit und Studium empfing er die Priesterweihe am 12. Mai 1918. Bis zum Jahr 1930 war er als Kaplan in Dornbirn eingesetzt und mit seiner charmanten, fröhlichen Art sehr beliebt.  In den Jahren 1930 -1935 studierte er Kirchenrecht in Rom. Zurück in der Diözese Innsbruck, bestand seine Aufgabe darin, den Aufbau des kirchlichen Gerichts zu überwachen.
Lampert wurde am 15. Januar 1939 zum Provikar der Diözese Innsbruck ernannt und war somit zum Stellvertreter des Diözesanbischofs von Innsbruck, Rusch, geworden.
In der harten Auseinandersetzung der österreichischen Kirche mit Gauleitung und Gestapo im Österreich der Zeit nach dem „Anschluß an Deutschland“, war er an vorderster Front. Da sein Bischof von den Behörden nicht als Verhandlungspartner anerkannt wurde und auf Befehl des Führers auch nicht verhaftet werden durfte, war er das Ziel des Kirchenkampfes in seiner Diözese. Mutig protestierte und kämpfte er und gefährdete dabei seine eigene Person.
Im Zusammenhang mit seinem Einsatz gegen die Enteignung des Klosters der ewigen Anbetung in Innsbruck, März 1940, wurde er für einige Tage festgenommen. Ein weiteres Mal wurde er Ende März wegen eines Berichts in Radio Vatikan über die Verfolgung der katholischen Kirche in Innsbruck und Vorarlberg festgenommen. Die Gestapo hielt ihn für verantwortlich für diese Sendung. Am 5. Juli 1940 wurde er zum dritten Mal verhaftet, diesmal wegen des Verfassens der Todesanzeige für den 1996 selig gesprochenen Pfarrer Otto Neururer.  Carl Lampert wurde daraufhin am 25.08.1940 ins KZ Dachau eingewiesen, danach folgte ein Aufenthalt im KZ Sachsenhausen, wo er bei schwerster körperlicher Arbeit und Hunger mehrere Tötungsversuche überlebt hatte.
Erstaunlicher Weise gaben ihm der Glaube und das Vertrauen in Gottes Fügung Kraft durchzuhalten. Ein Mitgefangener flüsterte ihm zu: „Martyres sumus“ (dt: Märtyrer sind wir), worauf Carl Lampert antwortete: „in Christi nomine pro ecclesia“ (dt: im Namen Christi für die Kirche).
Nach drei Monaten im KZ Sachsenhausen wurde Carl Lampert am 15. Dezember 1940 zurück ins KZ Dachau gebracht, wo er noch weitere acht Monate inhaftiert blieb. In der dortigen Priestergemeinschaft war er sehr beliebt. Am 1. August 1941 wurde er freigelassen, jedoch aus seiner Heimat ausgewiesen. Er erhielt einen sogenannten Gauverweis. Der Aufenthalt wurde ihm in Pommern befohlen. Daraufhin nahm er seinen Wohnsitz in Stettin. Dort war er als Seelsorger tätig.
Unter dem Decknamen Hagen wurde ein Gestapomitarbeiter als Lockspitzel auf ihn angesetzt, der ihn zur Spionage verleiten sollte. Carl Lampert ließ sich darauf nicht ein. Trotzdem lieferte der Gestapomitarbeiter belastendes, weil erlogenes, Protokoll ab. Auf Grund dessen wurde Carl Lampert am 4. Februar 1943 zusammen mit 40 Geistlichen und Ordensschwestern aus Stettin und Umgebung verhaftet. Es folgte Haft. Er musste Verhöre und grausame Folter über sich ergehen lassen, blieb aber seinem Glauben und der Liebe zur Kirche treu.
Am 20. Dezember 1943 wurde er zum Tode verurteilt. Dieses Urteil musste jedoch aufgehoben werden, da sich der vorsitzende Richter aus Gewissensnot vor Unterzeichung des Urteils erschoss.
Auch ein zweites Todesurteil musste aus Formmängeln aufgehoben werden. Endgültig und zum dritten Mal zum Tode verurteilt wurde Carl Lampert am 08.09.1944.
Aus der Haftzeit sind zahlreiche Briefe erhalten, die von großen inneren Kämpfen und Leid sprechen, aber auch ein beeindruckendes Zeugnis seiner Hingabe an Gottes Willen geben.
Am 13. November 1944 wurde er im Zuchthaus „Roter Ochse“ in Halle  an der Saale mit dem Fallbeil hingerichtet.
Carl Lampert wurde  am 13. November 2011 in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn (dort war er jahrelang Kaplan gewesen) von Kardinal Angelo Amato selig gesprochen.



Wir hören nun eine Lesung aus dem Buch der Weisheit (3,1-9)

Die Seelen der Gerechten aber sind in Gottes Hand
und keine Folter kann sie berühren.

In den Augen der Toren schienen sie gestorben,
ihr Heimgang galt als Unglück,

ihr Scheiden von uns als Vernichtung;
sie aber sind in Frieden.

In den Augen der Menschen wurden sie gestraft;
doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.

Ein wenig nur werden sie gezüchtigt;
doch sie empfangen große Wohltat.
Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.

Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt
und wie ein Ganzopfer sie angenommen.

Zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie aufleuchten
wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen.

Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen
und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.

Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen
und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe.

Denn Gnade und Erbarmen werden seinen Heiligen zuteil
und Rettung seinen Erwählten. 




V: Wir werden nun einige Zitate von Carl Lampert hören, die seine Gottverbundenheit unbedingtes Vertrauen auf Gott ausdrücken. Auf jedes Zitat antworten wir mit dem gesungen Ruf „Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit“. Dieser Ruf ist auch oft in der Lagerkapelle im KZ Dachau erklungen und hat allen, die ihn gläubigen Herzens gehört haben, Mut und Zuversicht gegeben.

Auf die Warnung eines Freundes er möge sich etwas zurückhalten, antwortete der Provikar Carl Lampert: „Herr Schwarzenberger, Ich kann nicht anders, als meine Pflicht erfüllen, und wenn schon! Mein Leben liegt in Gottes Hand!“




Ich konnte mit meinen Gedanken, die wie Wogen auf mich einstürzten, nicht allein in meinem Zimmer bleiben, ich ging hinüber ins nahe Heiligtum, vor den Tabernakel zu dem, der mir alles ist und dem zu lieb, Gott weiß es, mir auch mein Leben nie zu teuer ist und kein Opfer zu viel sein wird.“




Sollten auch noch schwere Tage kommen, ganz gleich, wir wissen um die Sieghaftigkeit unseres herrlichen Glaubens, u. Gott ist gut, was immer er zulässt… es ist immer beglückende Vatergüte, ich durfte es erfahren.“




Der Zeiten Dunkel und Möglichkeiten lassen uns keineswegs beneidenswerte Zeitgenossen mit allem rechnen; gut ist nur, dass im dunklen Zeitenbild ein unzerstörbar helles Licht leuchtet. Gottes Vorsehung und Vaterliebe, in ihr sind wir trotz allem wohl geborgen – ich weiß und erlebe es!“




Auf das Angebot seine Priesterberufung aufzugeben antwortete Carl Lampert:  „Herr Kommisar, ich liebe meine Kirche. Ich bleibe meiner Kirche treu und auch dem Priesteramt. Ich halte zu Christus und liebe die Kirche Jesu!“




Es ahnt´s niemand, was für trostlose Stunden und Stürme für Seele und Gemüt in solcher Lage durch zu kämpfen sind, nur Gott sieht es. Doch genug von diesem Lied! Zwei Dinge geben mir zu allem Kraft, der Vorsehungsglaube und das manchmal geradezu greifbare Fühlen, wie nahe der Herr mir ist; wie glücklich und dankbar bin ich Ihm dafür und denen, die mir dazu helfen. So sei mein Leid der gehorsame Beitrag zu dem, wozu Gott es geschickt. Damit basta und Streusand drauf.“




Die Liebe stirbt niemals – erst recht nicht, wenn sie leiden muss!“




Nun ist mein Trost und meine Stärke Matthäus 5,11: „Selig seid Ihr, wenn Euch die Menschen schmähen und verfolgen und alles Böse fälschlich wider Euch aussagen um meinetwillen! Freut Euch und frohlocket; denn Euer Lohn ist groß im Himmel!“…Alles steht in Gottes Hand, auf ihn vertraue ich, seinen Willen erfüllen will ich und bin bereit – auch zum Letzten. Nun ist alles noch ein Wettlauf der Zeit mit dem Tode – und „irgendeine Erlösung naht!““




Herr, Dir zu lieb und tut´s auch noch so weh!“…
“ … Liebe in Not – wie leidest du rot!…denn die Liebe stirbt nicht!.. Gott wird abwischen alle Tränen, – auch die meinen! …Liebe wie leidest Du in dem Hass dieser Zeit! Hass der Zeit, wie quälst Du die Liebe der Ewigkeit.“





Jesus lass mich nun Dein sein für immer und bei Dir sein. So trete ich mein letztes Opfer an…meine letzte Anbetung des eucharistischen Heilands. – O wie danke ich ihm!.. So spreche ich jubelnd mein Ite missa est… – und segne noch einmal alle, alle, die meinem Herzen nahe sind.“ Aus dem Abschiedsbrief an den Bruder vor der Hinrichtung




Mein Leben für Christus, die liebe Heimatkirche und alle ihre Priester und Ordensleute, ihre Jugend und jeglichen Stand – dass Christus allen alles sei. Vergib mir all die Sorge, die ich Dir bereitete; … Gottes Wille, – fiat! – und tut´s auch noch so weh!….Wie freue ich mich, Christus und die liebe Mutter zu sehen.  Wiedersehen bei Ihm, wie ich hoffe, zum ewigen Magnificat! In Christi Liebe, lebe wohl! So muss ich mich zum letzten großen Schritt vorbereiten.“







 Gebet (angelehnt an das Tagesgebet)

V: Herr, unser Gott,

du hast uns heute versammelt, um am 80. Todestag der von Carl Lampert seiner zu gedenken, Er ist deinem Sohn nachgefolgt und hat durch den Tod ein Zeugnis seines Glaubens abgelegt.

Ermutige auch uns, im Alltag nach deinem Willen zu suchen und durch unser Leben dafür einzustehen.




Fürbitten

Wir beten zu Jesus Christus, der uns versprochen hat, dass er sich zu jedem bekennt, der sich zu ihm bekennt:

  • Herr Jesus Christus, schenke der Kirche viele Männer und Frauen, die durch ihr Leben Zeugnis für dich abgelegt und so glaubwürdig überzeugen.

  • Bleibe denen nahe, die ihres Glaubens wegen verfolgt werden und lass auch dort, wo die Wahrheit behindert wird, Christus dennoch bekannt werden.

  • Nimm von uns die Angst und Anpassungssucht und verleihe uns den Mut, unseren Glauben offen vor den Menschen zu bekennen.

  • Lass uns im Andenken an Provikar Lampert in der Nachfolge zu dir und im Mut zum Glaubenszeugnis wachsen und reifen.

Treuer Gott, wir bekennen uns zu Jesus Christus, deinem Sohn. In ihm hast du uns angenommen. Darum dürfen wir auf Erhörung hoffen – heute, morgen und alle Tage. AMEN. 

Vater Unser

Segen

Gott, unser Vater,

segne uns mit allem Segen des Himmels,

damit wir rein und heilig leben.

AMEN.

Lehre du uns durch dein Wort der Wahrheit

und bilde unser Herz nach dem Evangelium Christi.

AMEN.

Schenke uns jene geschwisterliche Liebe,

an der die Welt die Jünger Christi erkennen soll.

AMEN.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.




Lied: Unsere wahre Heimat ist im Himmel