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Aus Anlass des 80. Todestages des Seligen Stanislaw Starowieyski am 13.04.2021
möchten wir eine Biografie über den einzigen Laien unter den Seligen des KZ Dachau veröffentlichen.
Sein Adelsname Biberstein lässt uns deutsche aufhorchen und zeigt die nicht lösbaren Verbindung der europäischen Völker.
Da es in deutscher Sprache keine Quellen gibt, hat Dr. Joanna Lange den anschließenden Text aus dem Polnischen zusammengestellt.
Seliger Stanislaw, bitte für uns!
Link zur Seite des Seligen auf unserer Homepage
Der Selige Stanisław, Kostka, Maria, Gerard, Franciszek de Hieronimo Starowieyski
(aus der polnischen Biographie von Pr. Marek Starowieyski (Neffe von Stanisław), Ausgabe IV, Krakow 2020)
von Dr. Joanna Lange, bearbeitet von Monika Volz
Stanisław von Biberstein Starowieyski wurde am 11.05.1895 in Ustrobno geboren.
Stanisław von Biberstein Starowieyski war das dritte Kind. Der Vater hieß mit Vornamen ebenfalls Stanisław war Doktor der Rechtswissenschaften, Politiker in Galicien und Redakteur der Zeitschrift „Katholische Bewegung“.
Die Mutter Amelia geb. Łubieńska war Gründerin der Marienbruderschaft der Frauen in der Region Sanok, außerdem Redakteurin in verschiedenen Zeitschriften für katholische Frauen und Kinder. Sie organisierte Exerzitien und Lesungen aus sog. „guten Büchern“. Im II. Weltkrieg engagierte sie sich für die Hilfe Bedürftiger.
Stanisław hatte 5 Geschwister, darunter Zofia, die später Schriftstellerin wurde, Ludwik, Maria, Marian, der zusammen mit Stanisław durch Bolschewiken verhaftet wurde und danach in der UdSSR verschwand.
Nach der Geburt von Stanisław zog die Familie nach Bratkówka. Dort verbrachte Stanisław seine Kindheit und Jugend bis 1921. Sehr charakteristisch in Bratkówka war das nachbarschaftliche Miteinanderleben mit gegenseitigem Helfen und Mitarbeiten. Zwischen den Inhabern des Bratkówka-Anwesens und den Dorfeinwohnern herrschten freundschaftliche Beziehungen, die unter den Nachkommen der Familien bis in die heutige Zeit weiter gepflegt werden.
Im Haus der Starowieyski war der Glaube mit dem täglichen Leben elementar verbunden. Es gab die gemeinsamen, täglichen Gebete, gemeinsame Besuche der Heiligen Messe an Sonn- und Feiertagen, Andachten, vor allem Maiandacht, gemeinsame Lektüre, gemeinsame soziale Arbeit und Nachbarschaftshilfe. In der Familie gab es sehr viele Berufungen.
Seine Ausbildung begann Stanisław zu Hause bei Gouvernanten. Dann ging er in eine Schule mit extrem hohem Niveau, geführt von Jesuiten in Chyrów. Dort trat er der Marienbruderschaft bei, was seinen Charakter, seine Religiosität und seine Zivilcourage formte.
Mit dem Abitur beendete er die Schule 1914 und immatrikulierte sich an der Jagielloński Universität in der Fakultät für Rechtswissenschaft. Wegen dem 1. Weltkrieg konnte er jedoch keinen Abschluss ablegen.
Schon 1914 wurde er eingezogen, erst in die Artillerie an der Ostfront, dann nach einer Skiausbildung in Kitzbühl, an der italienischen Front.
Nach dem Krieg kam er nur für ganz kurze Zeit als Leutnant nach Hause, da er sich gleich danach der Organisation der polnischen Armee widmete. Er kämpfte dann um Lwów, Przemyśl, Chyrów. Im polnisch-russischen Krieg 1920 kämpfte er als Oberleutnant mit großen Verdiensten mit seiner Kavallerie weiter und bekam von General W. Sikorski den Orden Virtuti militari V und das Kreuz der Tapferkeit verliehen und erreichte den Kapitänsrang.
Stanisław erkrankte im Krieg schwer an Thypus mit dessen Folgen in Form von Beinvenenthrombosen er das ganze Leben lang kämpfte, besonders an seinem Lebensende im KZ Dachau. Der Krieg von 1914 bis 1920 hatte bei ihm schreckliche Erinnerungen hinterlassen, die in der folgenden Zeit depressive Episoden auslösten, die Stanisław nur durch seinen Glauben, den Dienst an seinen Mitmenschen sowie die sanfte, liebevolle Unterstützung seiner Ehefrau überwinden konnte.
Er heiratete Maria Szeptycka am 24.8.1921, schloss einen Landwirtschaftsstudium ab und ließ sich in Łaszów nieder. Maria Szeptycka kam aus einer ebenfalls sehr sozial, politisch und religiös engagierten Familie, aus der mehrere Priester und Bischöfe stammten, darunter Atanazy Szeptycki, der am 27.6.2001 durch den hl. Johannes Paul der II in Lwów selig gesprochen wurde.
In Łaszów wohnte Stanisław in einem kleinen Nebengebäude, von dort verwaltete er den Landsitz Zimno i Nadolce. Die Eheleute Starowieyski entschlossen sich, den Łaszów Palast, der durch Kosaken 1915 niedergebrannt wurde, nicht wieder aufzubauen, weil damals überall soziale Not herrschte und die notwendigen finanziellen Mitteln anderweitig besser verwendet werden konnten.
Die Eheleute Starowieyski hatten sechs Kinder: Ignacy, Aleksander, Maria, Stanisław, Elżbieta und Andrzej. Die Atmosphäre des Familienhauses war einfach und katholisch. Zuhause sprach man nicht viel über Gott, das Haus lebte in Gott und für Gott. Die Eheleute begannen jeden Tag um 7 Uhr mit der hl. Messe in einer benachbarten Kirche. Gebete am Tisch, gemeinsames Abendgebet mit Gewissensprüfung, ernsthaftes Feiern des Sonntags ohne jegliche Arbeit mit dem Besuch der Heiligen Messe für alle, einschließlich die Gutsmitarbeiter und Anteilnahme an kirchlichen Aktivitäten prägte das Leben. Die Lebensgestaltung, die Hausmöbel, die Kleidung der Familie war immer sehr einfach. Wichtig waren den Eheleute Starowieyski dagegen eine sehr gute Kindererziehung. Für Stanisław Starowieyski war die Familie das Wichtigste. Die Arbeit als Verwalter des Landguts und Organisator der „Katholischen Aktion“ nahmen sehr viel Zeit in Anspruch, doch am Abend versammelte sich die ganze Familie mit Gästen oder Dienern im Wohnzimmer zum gemeinsamem Gesang, Klaviermusik, Lektüre von polnischen Romanen wie „Quo vadis“ von Sienkiewicz oder Balladen von Mickiewicz,der Hagiographie von Bruder Albert, Stanisław Kostka ect. An die wunderschönen, fröhlichen Abende aber auch an die besondere Atmosphäre des Hauses, die erfüllt war mit Frieden, Liebe und Hilfsbereitschaft, erinnerten sich die Kinder und auch viele Gäste, die dort immer willkommen waren, noch nach Jahren. Ein dort häufiger Gast war der Weihbischof aus Lublin Władysław Goral, der im KZ Sachsenhausen ermordet wurde und als Märtyrer ebenfalls seliggesprochen wurde.
Stanisław Starowieyski bewirtschaftete mit organisatorischem Talent und Fleiß ca. 1000 ha mit sehr gutem Erfolg. Auch während der Nachkriegskrise liefen die Arbeiten gut und der Ertrag war stets groß, so dass Stanisław auch anderen Menschen helfen konnte. Nicht nur seine Familie und Mitarbeiter auf dem Gut hatten eine gesicherte ökonomische Zukunft. Er setzte sich auch für diejenigen ein, die wirtschaftliche Probleme hatten. Er pflegte sehr gute und menschliche Kontakte mit allen. Stanisław hatte auch sehr viel Glück bei der Auswahl der Mitarbeiter und beriet auch seine Nachbarn in ökonomischen Fragen. Er kümmerte sich um die intellektuelle und seelische Entwicklung seiner Mitarbeiter durch die Organisation von Exerzitien oder, zusammen mit seinem Schwiegervater Aleksander Szeptycki, für den Aufbauen der katholischen Organisation Marienbruderschaft in seiner Region.
Er war sehr aktiv, viel unterwegs aber zugleich ein liebevoller Vater und Ehemann, wobei er sich auf die volle Unterstützung seiner Ehefrau immer verlassen konnte. Da beide Eheleute starke Charaktere hatten, kam es zwischen den beiden natürlich sporadisch auch zu Auseinandersetzungen, sie haben sich jedoch immer schnell, bevor Sie das Haus verlassen hatten, entschuldigt. Einen großen Teil von Stanisław Starowiejski Erfolg verdankte er seiner Frau. Diese gute, stille und traditionell
nach außen im Hintergrund stehende Frau war seine erste und wichtigste Beraterin. Von ihr kamen viele Ideen, sie kümmerte sich gutmütig, aber auch streng und fleißig um die Kinder und andere Angelegenheiten, die sie Ihm abnehmen konnte.
In einem seiner Briefe aus dem KZ Dachau schrieb er „Ich möchte Dir für das ganze Leben danken, für deinen Geist der Aufopferung und insbesondere für das Beispiel deines Lebens mit deinen Gedanken an uns alle“.
Maria sagte nie ein schlechtes Wort über andere, erlaubte aber auch den anderen keine solche Aussagen in ihrer Anwesenheit. Sie war ein Beispiel des Lebens in Glauben und Ehrlichkeit. Nachdem die Deutschen Besatzer sie aus dem eigenen Gut vertrieben hatten und ihr Mann verhaftet worden war, kümmerte sie sich in der schlimmen Zeit des 2. Weltkrieges alleine um die 6 Kinder und stärkte bei ihnen die Liebe zum Vaterland bei. Auf Grund dessen kämpften die größeren Kinder bei AK (polnische Heimatsarmee) und die jüngeren in Szare Szeregi d.h. den Grauen Reihen (Deckname der polnischen kämpfenden Pfadfinderbewegung).
Stanisław war sehr verantwortungsbewusst. Er kümmerte sich um eigene Familie und das Gut, die dort arbeitenden Leute, deren Kinder, ihre Gesundheit und Erziehung, um die Nachbarn und alle, die Hilfe brauchten. Jede Woche war der Freitag für diese Hilfe reserviert (z.B. Besorgung von Holz zum Wiederaufbau nach einem Hausbrand, materielle Hilfe, Getreideverteilung in Zeiten der Not, Hilfe im Krankheitsfall…). Dabei wurde er von seinem Freund, dem Priester Dominik Maj, unterstützt. Später wurden sie zusammen inhaftiert, zusammen überlebten sie das KZ Sachsenhausen und wurden ins KZ Dachau deportiert, wo man sie trennte.
Im KZ Dachau wurde der Priester Dominik Maj in die Priesterbaracke eingeteilt. Als am Karfreitag 1941, als Stanisław kurz vor seinem Tod den größten Wunsch hatte, die letzte Beichte und die letzte hl. Kommunion zu empfangen, wurde er von seinen Freunden in die Nähe der Priesterbaracke an den Stacheldrahtzaun gebracht. Dort hin konnte Dominik Maj kommen und seine letzte Beichte hörten und die Kommunion spenden. Die beiden Männer verband Freundschaft, Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und Vertrauen. Obwohl Stanisław, als Führer der „Katholischen Aktion“, eine sehr hohe Position in der Diözese Lublin hatte, strebte er nie nach Positionen, die gewöhnlich Priester ausübten. Sein Freund Pfarrer Maj versuchte auch nicht, seine Arbeit zu übernehmen. Diese perfekte Kooperation eines Priesters und eines Laien könnte in der heutigen Zeit als Beispiel dienen. Vor allen sollten Laien Priester bei sozialen Aufgaben unterstützen, statt nach priesterlichen Aufgaben zu greifen. So durch Laien entlastete Priester brauchen die eigenen priesterlichen Aufgaben nicht zu vernachlässigen.
Stanisław war ein guter Organisator und ein sehr energischer Mensch. Eine seiner Aufgaben war in der Zeit zwischen den Kriegen die Organisation der „Katholischen Aktion“. Die „Katholische Aktion“ war eine Laienbewegung, die das Ziel hatte, die Laien im Glauben aufzuwecken und zur Mitarbeit mit dem Klerus zu motivieren, aber auch den Klerus für die Mitwirkung von Laien zu öffnen. Er war somit ein Präkursor des Laienapostolats.
Nach seiner Hochzeit zog Stanisław mit seiner Ehefrau in den Südosten Polens in Wojewodschaft Lubelskie. Damals war dort, nach über 5 Generationen russischer Besatzung, eine arme Gegend, mit einem verarmten Volk, verarmt in religiösem, sozialen Sinn ohne nationale Initiativen. Die Eheleute erkannten die Menge und die Wichtigkeit der sozialen und kulturellen Aufgaben, die ihnen bevorstand. Als erstes organisierten sie die Marienbrüderschaft in der neben religiöser Weiterbildung und Entwicklung die soziale Arbeit, z.B. Krankenbesuche eine wichtige Rolle spielte. Stanisław versuchte die Laienaktivierung durch Exerzitien zu fördern. Er organisierte in Łaszów geschlossene Exerzitien für Landbesitzer und Intellektuelle mit den damals besten Redner/Priestern. Um die Leute noch besser zu aktivieren gründete er zusätzlich einen Kreis von Nachbarsratgebern, der den Leuten während der Wirtschaftskrise helfen sollten. Er erkannte das Problem der kommunistisch umerzogenen Lehrerinnen in den damaligen Schulen und schon im Jahre 1924 organisierte er die ersten Exerzitien für Lehrerinnen, die später auch für die gesamte Lehrerschaft regelmäßig stattfanden. Diesen Teil der Arbeit schätzte Stanisław am höchsten. Als nächstes gründete er im Rahmen der „Katholischen Aktion“ den Zweig für Katholische Intellektuelle, die sich regelmäßig für zweitägige Seminare in Łaszów oder im Franziskaner Kloster in Łabunie trafen. Später organisierte er für sie ein großes Treffen an der Katholischen Universität in Lublin (KUL).
In Łaszów baute er eines seiner Häuser um. Im Erdgeschoss gab es einen Theatersaal, im ersten Stock Säle für Gruppentreffen mit der Möglichkeit einer Eucharistiefeier. Diese Pionierarbeit der Eheleute Starowieyski änderte sich 1930, als in Polen offiziell die „Katholische Aktion“ gegründet wurde. Starowieyski organisiert im Dezember 1930 auf seinem Terrain (Lublin, Tomaszów lubelski) die Strukturen der „Katholischen Aktion“. Am 06.07.1932 übernahm er im neu gegründeten Institut der „Katholischen Aktion“ in Lublin den Posten des 2. Vorsitzenden (ab 1935 den des ersten Vorsitzenden).
Die Arbeit in der „Katholischen Aktion“ führten die Eheleute zusammen. Für die Jugend mussten Jugendleiter gefunden, motiviert und ausgebildet werden. Die Arbeit mit der Jugend mussten sie mit dem Kampf gegen Analphabetismus beginnen. An zweiter Stelle stand Wissen um die Geschichte Polens. Später wurden Bücher und Zeitschriften unter die Jugendlichen verteilt. Maria hatte die Aufgabe ähnliche Strukturen für die Landhausfrauen einzuführen.
Die Eheleute Starowieyski organisierten außerdem Caritaskreise und kümmerten sich um die Stärkung des religiösen Lebens aller Bevölkerungsschichten durch regelmäßige Besinnungstage, Exerzitien und Wallfahrten nach Jasna Góra/Częstochowa. Zu so einem Treffen in Tomaszow kamen 1935 sogar 10.000 Menschen, was für damalige Verhältnisse eine sehr hohe Zahl bedeutete. Diese Arbeit der moralischen, kulturellen und religiösen Bildung der polnischen Bevölkerung durch die „Katholische Aktion“ wurde durch den 2. Weltkrieg unterbrochen.
Um seine Werte an die Leute weiterzugeben musste Stanisław Starowieyski auch an sich selbst ständig arbeiten. Er tat es mit dem täglichen Besuch der Heiligen Messe, tägliche Meditation und Gebet (manchmal ein sehr langes Gebet), Exerzitien, Bemühen um eigene Demut, Bemühen um eine hohe Qualität des eigenen Gebetes und an seiner intellektuellen Entwicklung.
Die damalige Regierung Polens beobachtete geheim die Arbeit der Eheleute und obwohl in vielen Berichten wurde die apolitische Art der Tätigkeit der Familie Starowieyski hervorgehoben, störte die Regierung häufig ihre Arbeit. Sie verhinderter z.B. eine Gründung von Vereinen (Verein der kath. Jugend, Verein der kath. Ehemänner, Verein der katholischen Frauen) und drohte. Starowieyski engagierte sich auch für die örtlichen Ortodoxen Kirchen in seiner Region, die die damalige Regierung zerstören wollte.
Starowieyski nahm an sehr vielen Begegnungen oder Treffen der organisatorischen Arbeit der Katholischen Aktion teil. Im Jahre 1937 z.B. an einem Internationalen Kongress zur Ehrung von Christus dem König in Poznań. Auf dem Rückweg traf er sich mit Pater Maksymilian Kolbe in Niepokalanów. Er nahm an einem Eucharistiekongress in Budapest 1937 und 1938 an Feierlichkeiten im Rom bei der Heiligsprechung von Andrzej Bobola teil. Alle diese Fahrten bezahlte er aus eigener Tasche. Häufig bezahlte er auch die Fahrkosten für andere Leute, die sich das nicht leisten konnten. Seine organisatorische Arbeit in der „Katholischen Aktion“ hätte keinen Erfolg gehabt ohne die Unterstützung von Bischoff Fulman und Weibischof Goral sowie vielen Jesuiten und Dominikaner aus der Gegend.
Papst Pius XI nominierte ihn zum Päpstlichen Kammerherrn, er verwendete diesen Titel aber nicht. Seine Arbeit widmete er Gott, er tat, was er glaubte, dass Gott von ihm wollte und fühlte sich dabei zu klein für diese Aufgaben.
Stanisław bat seinen Bischof Fulman, die polnischen Bischöfe mögen Polen dem unbefleckten Herzen Mariäs weihen. Dieser Wunsch von Starowieyski ist erst nach dem 2. Weltkrieg und lange nach seinem Tod am 08.09.1946 in Erfüllung gegangen.
Erst im 2. Weltkrieg Deutsche nach Łaszów kamen. Diese wurden durch die polnische Armee nach einem Kampf vorerst zum Rückzug gezwungen. Die Familie Statrowieyski zog in den Keller ihres Hauses, um ihr Haus mit den vielen Flüchtlingen zu teilen.
Danach kam die Rote Armee nach Łaszów und führte eine neue Ordnung ein. Als erstes stahlen die Russen alles, was sich mitnehmen ließ. Dann kamen junge Vertreter der neuen Regierung (SB?) ins Haus, nahmen Stanisław und seinen Bruder mit um sie zu erschießen. Während der Fahrt mit einem Pferdegespann, konnten die beiden Brüder fliehen. Stanisław lief in den Wald. Er hörtr Schüsse aber den Körper seines Bruders Marian fand man nie. Stanisław lief zum einen Förster nach Bukowiec, wo es übernachtete. Danach lief er nach Łabuń und kam erst einige Tage später nach Hause zurück.
Irgend wann kamen die Deutschen wieder. Das Komando hatte damals in dieser Region Oberleutnant Globocknick, der starke Abneigung gegenüber der Kirche zeigte. Um Wiederstandbewegungen zu verhindern, begannen die Deutschen an, gebildete Laien, die Bischöfe aus Lublin, Priester, besonders Jesuiten, und weitere aktive Menschen zu verhaften. Stanisław wusste, dass er in Gefahr war, er lehnte es aber ab nach Rumänien zu fliehen, um sein Leben zu retten. Er wollte seine Leute nicht verlassen, für ihn wäre es ein Verrat gewesen. Nachdem die Deutschen sein Haus beschlagnahmt hatten, lebte er in Nadolce, wohin er auch seine Familie kommen ließ. Er begann mit der finanziellen Unterstützung der Verhafteten. I Zusammen mit dem pristerlichen Freund Maj begannen er in Łaszówsie Hilfsbedürftige zu unterstützen und half der Widerstandsbewegung, einschließlich der Fluchthilfe über die deutsch-russische Grenze.
Am 19.06.1940 kam die Gestapo ins Haus in Nadolce um Stanisław zu verhaften. Er war gerade nicht daheim sodass er hätte fliehen können, aber dann wäre seine Familie in Gefahr gewesen. Deshalb blieb er. Das zweite Mal kam die Gestapo während des Abendgebetes der Kinder und verhaftete ihn. Er wurde zunächst nach Zamość gebracht. Dort musste er als erstes im Hof der Rotunda mit den mitgenommenen Koffern im Kreis laufen. Nach kurzem Aufenthalt in Rotunda wurde er im Schloß Lublin eingesperrt und von dort ins KZ Oranienburg-Sachsenhausen gebracht (Häftlingsnummer 26711, Block 49). Ab September 1940 war er im KZ-Dachau inhaftiert (zuerst im Block 23, Stube 1, dann in Block13 Stube 3und 4 und schließlich in Block 20 Stube 4). Ihm wurde die Häftlingsnummer 16532 mit rotem Dreieck für politischen Insassen und „P“ für Pole zugeteilt. Sein Freund Priester Maj, kam etwas später ins KZ Dachau und diese Trennung der beiden Freunde war für Stanisław sehr schwer, auch da er nun keine Möglichkeit mehr hatte die Eucharistie zu empfangen. Bei der Ankunft von Maj im KZ Dachau, war Stanisław bereits in sehr schlechter körperlicher Verfassung: mager, ohne ausreichend warme Kleidung, an Krätze erkrankt. Die Deutschen sahen die Krätzekranken als Arbeitsverweigerer und unterzogen diese Menschen daher einer besonderen, grausamen Therapie, die aus Hunger und kalten Waschungenund sehr langem Warten im Freien in der Kälte bestand. Stanisławs alte Beinkrankheit führte zu offenen Beinen, doch die Beinbandagen wurden ihm als unzulässige Kleidung weggenommen. Hier traf Stanisław den Jesuitenpater Kozłowiecki und führte mit ihm lange Gespräche.
Nach der Krätze-„Therapie“ wurde Stanisław in die Barake 20 gebracht, wo er seine apostolische Tätigkeit sofort aufnahm, um die Kameraden zu trösten. Mit seinem Mut und seiner Fröhlichkeit spendete er seinen Kameraden Trost. Für viele Mitinhaftierte organisierte er die Beichte, die von enormem Wert für die Häftlinge im KZ war. Er organisierte auch materielle Hilfe und teilte mit den Häftlingen, was er hatte ohne zu schauen, ob ihn jemand vielleicht ausnutzten könnte.
Er hatte eine besondere Art von Humor: Er pflegte zu sagen. „Hier ist es besser als im Fegefeuer, hier weht manchmal eine leichte Brise, manchmal lassen sie dich in Ruhe und man kann sich gegenseitig trösten“.
Als im Januar 1941 bekannt wurde, dass Priester von Laien getrennt werden sollten, ermutigte er alle Häftlinge zum Empfang der Heiligen Kommunion. Da er immer Kontakte zu Priestern hatte, trug er auch selbst häufig das heilige Sakrament zu Laien.
Aus einem Brief von späteren Prof. Adam Sarbinowski, den er im KZ Dachau bei der Krätzetherapie getroffen und ins Herz geschlossen hatte, wissen wir: Durch lange Gespräche, auch über religiöse Themen, und private Exerzitien bewirkte Stanisław die Bekehrung, des vormals kämpfenden Atheisten, sodass er sich im KZ Dachau bekehrte und die Sakramente empfing.
Stanisław arbeitete im KZ Dachau ohne zu stöhnen, bis er eines Tages wegen der offenen Venen an den Beinen nicht mehr konnte. Er wurde mit Hilfe von zwei Freunden zum Kranken-Revier gebracht, dort aber durch den berüchtigten, sadistischen Revierkapo Heiden auf den Kopf getreten, überall geschlagen und als gesund wieder in die Baracke zurück geschickt. Dies war leider üblich. Daraufhin wurde er sehr schwer krank. Rippenfrakturen, Blutspucken, Lungenentzündung und Fieber, er konnte nicht mehr arbeiten und wurde deshalb wieder ins Revier gebracht, diesmal durch einen deutschen Blockaufseher. Als der Blockaufseher den Schrei vom Heiden hörte, lief der Blockaufseher weg. Der allein gelassere Stanisław wurde wieder als Simulant sehr stark verprügelt. Mit letzter Kraft kroch er zu seiner Baracke (das war am Karfreitag) und bat seinen Freund Sarbinowski um eine Beichte und Kommunionempfang für Ihn zu organisieren. Die Mithäftlinge zerrten ihn bis zum Zaun des Priesterblocks, wo er bei seinem Freund Priester Maj beichten konnte.
Stanisław war resigniert und sagte, „Ich bräuchte ein Wunder, um das überleben zu können“. Am Samstag kam er nachts zu seinem Freund Adam Sarbinowski, um in seiner Anwesenheit zu sterben und bat ihn, dass er seine Familie besuchen möge um ihnen zu sagen: „Ich starb an dem heiligsten Tag, an dem Jesus Christus starb“.
Er starb am 13.04.1941 im KZ Dachau.
Als sein Körper in der Früh am Ostersonntag herausgetragen wurde, standen alle Häftlinge Spalier und nahmen ihre Mützen ab, was unüblich war.
Die Ehefrau Maria bekam die angebliche Urne ihres Mannes zugeschickt mit einer Sterbeurkunde in der als Todesursache Lungenentzündung angegeben war. In einem Begleitbrief hieß es: „Die Stadt Dachau erwartet auch einmal Ihren Besuch“. Maria erschrak bei dem Gedanken, dass vielleicht auch sie inhaftiert werden könnte. Sie verließ deshalb ihr Gut, zog zunächst nach Zamość, dann nach Warschau. Die Kinder lernten in Untergrundschulen. Drei ältere Kinder waren in der AK (Heimatsarmee), einer davon fiel im Warschauer Aufstand. Eine Tochter arbeitete während des Warschauer Aufstandes als Sanitäterin, und der jüngste Kind war in einer Jugend-Pfadfinder-Organisation „Szare szeregi“.
Maria Starowieyska wurde mit einer Tochter nach Warschauer Aufstand verhaftet und in ein Arbeitslager in der Nähe von Bremen deportiert. Sie kam von dort ohne Zähne zurück. 1946 erkrankte sie an einem Tumor und trotz der Aussage der Ärzte, die ihr nur noch wenige Wochen Leben gegeben hatten, lebte sie bis 1976. Sie sagte immer, dass ihr Ehemann ihr das ermöglicht hatte.
1999 wurde Stanisław Starowieyski zusammen mit weiteren 107 polnischen Märtyrern durch den Papst Johannes Paul den II. selig gesprochen.