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„Da berührten sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns…“
Dachau, am 01.04.2015 wurde in der Todes-Angst-Christi- Kapelle des 70. Todestages des seligen Pater Giuseppe Girotti gedacht. Während der Sturm Niklas um den Steinturm brauste, beteten die Gläubigen drinnen um den Frieden. Ein Abbild für die Situation in unserer Welt. Unter den Mitfeiernden waren ungewöhnlich viele Geistliche verschiedener Konfessionen und verschiedener Nationen, genau wie damals im KZ Dachau, wo über 1 000 Geistliche unter den Häftlingen waren und zusammen beteten und litten. Unter ihnen auch der italienische Dominikanerpater Girotti.
Zu Beginn wurde der Selige vorgestellt, das Gesagte wurde mit Fotos unterstrichen. 1905 in Alba in Piemont geboren, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Nach der Schule entschied er sich für den Eintritt in den Orden der Dominikaner. Nach der Priesterweihe 1930 studierte er weiter, unter anderem an der Bibelschule in Jerusalem. Nach dem Abschluss der Studien lehrte er als Professor in Italien, sein Fachgebiet war die Exegese des Alten Testaments. Als ausgewiesener Fachmann schrieb er mehrere Kommentare über Bücher des Alten Testaments. Die Hilfe für Bedürftige waren dem gütigen Pater neben der wissenschaftlichen Arbeit sehr wichtig. Er half und verbrachte viel Zeit bei ihnen, sammelte auch Geld für Bedürftige. Da er dadurch wiederholt verspätet im Kloster ankam, sagte er mit vor Freude leuchtenden Augen: „Alles, was ich tue, ist für die Liebe.“ Diese Liebe galt auch den Mitgliedern des jüdischen Volkes, die im von deutschen Truppen besetzten Italien, verfolgt wurden. Er gewährte ihnen Zuflucht im Kloster, verschaffte gefälschte Papiere und half vielen zur Flucht und rettete sie so vor dem drohenden Tod in einem KZ. Ein Verrat bei diesem Engagement führte zur seiner Verhaftung und Internierung in verschiedenen Lagern, schließlich im KZ Dachau. Sein Leiden sah er im direkten Zusammenhang mit dem Kreuzweg Jesu. Bei der Entkleidung zu Beginn der Haft in Dachau sagte er: „Wir befinden uns auf der 10. Station des Kreuzweges: Jesus wird seiner Kleider beraubt.“ Im KZ fiel P. Girotti durch Güte, Hilfsbereitschaft und sein Lächeln auf. Seine Kraftquellen waren das Wort Gottes und das Gebet. Durch Hunger und Entbehrungen geschwächt musste er sich ins Krankenrevier begeben, wo zusätzlich auch Krebs diagnostiziert wurde. Am Ostersonntag, den 01.04.1945 wurde er in Block 9 des Reviers durch eine Giftspritze ermordet. Seine letzten Worte waren. „Komm Herr Jesus, Maranatha“. So wurde Pater Girotti in seinem Märtyrertod am Ostersonntag zum Glaubenszeugen (Märtyrer heißt wörtlich übersetzt Zeuge) der Auferstehung Christi, der lebt. Nach seinem Tod wurde er in einem Massengrab auf dem Leitenberg beigesetzt.
Schon 1995 wurde ihm von der Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel „ Gerechter unter den Völkern“ verliehen, anlässlich seines 50. Todestages. Am 26.04.2014 wurde P. Girotti selig gesprochen. An seinem 70. Todestag darf der gütige und selbstlos-hilfsbereite Selige an seinem Sterbeort nicht vergessen werden!
In der Predigt sprach Diakon Josef Enthofer über den Frieden. Das Gebet um Frieden war ein Grundgedanke des Gottesdienstes. Dies kam auch in den ausführlichen Fürbitten zum Ausdruck und wurde im Friedensgruß handgreiflich, der in sehr freundschaftlicher Atmosphäre ausgetauscht wurde.
Beim Singen des Liedes, „Wo Menschen sich vergessen“ , konnte man spüren, was damals in der internationalen Priestergemeinschaft möglich wurde: „wo Menschen sich verschenken….“ , erinnerte an das Geschenk seines Lebens, das Giuseppe Girotti vollzogen hat. „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden…“ das lebten die Geistlichen im KZ Dachau vor, indem sie bewusst den Feindes verziehen und andere dazu anhielten. Auch uns heute rufen sie dazu auf. „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“ Das geschah damals in den Gebeten und der Feier der heiligen Messe in der Kapelle des Priesterblocks und das war auch heute zu spüren beim Gottesdienst in der Todes-Angst-Christi-Kapelle zum 70.Todestag des seligen Pater Giuseppe Girotti.
Monika Neudert, 01.04.2015