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Bericht Gottesdienst Sterbetag Karl Leisner

Bericht Gottesdienst Sterbetag Karl Leisner


Bildunterschrift: Prälat Lorenz Wolf (am Altar vorne) und Pater Josef Chechott zelebrierten die musikalisch begleitete Messe. ©
Dagmar Rutt

Mit Dank übernehmen wir einen Artikel aus dem Lokalteil des Münchner Merkur von Thomas Schaffert

Mittwoch, 14. August 2024, Münchner Merkur - Würmtal / Lokalteil
Ein Vorbild auch für unsere Zeit
Gut besuchter Gedenkgottesdienst für seligen Karl Leisner im Kraillinger Waldsa-
natorium

Krailling – Am 12. August 1945 starb der 30-jährige Karl Leisner rund drei Monate nach
seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Dachau in der Lungenheilanstalt bei Pla-
negg, dem heutigen Waldsanatorium, an den Folgen seiner fünfeinhalbjährigen Vernich-
tungshaft. Als junger Theologiestudent war er 1939 bei der Geheimen Staatspolizei de-
nunziert worden wegen einer Aussage zu dem missglückten Attentat von Georg Elser
auf den Diktator Adolf Hitler. Schon zuvor war der katholische Jungscharführer in seiner
niederrheinischen Heimat den nationalsozialistischen Gleichschaltern unangenehm auf-
gefallen. In Gefängnissen von Freiburg, dann Mannheim, in sogenannte „Schutzhaft“ ge-
nommen, wurde er im März 1940 ins KZ Sachsenhausen eingesperrt und im Dezember
wie zahlreiche andere Mitchristen aus dem kirchlichen Widerstand nach Dachau depor-
tiert. Von den Wachmannschaften der SS unentdeckt empfing er Ende 1944 in der dorti-
gen Lagerbaracke die lang ersehnte Priesterweihe durch seinen französischen Mithäft-
ling Gabriel Piguet, den Bischof von Clermont, und leitete kurz darauf seine erste und
zugleich letzte Messfeier als katholischer Seelsorger.
Die Haftbedingungen hatten ihm aber derart zugesetzt, dass er im Krankenblock zu-
rückgelassen wurde, als die NS-Kommandos das KZ Dachau vor den heranrückenden
Amerikanern evakuierten. Auch die anschließende Pflege unter der Obhut der Barmher-
zigen Schwestern konnte sein Leben nicht mehr retten. Er wurde am Ort seiner Her-
kunft im Xantener Dom beigesetzt und 1996 von Papst Johannes Paul II. im Berliner
Olympiastadion selig gesprochen. 1997 segnete Weihbischof Engelbert Siebler das
Denkmal, das bei der Einfahrt zum Waldsanatorium an Karl Leisner erinnert.
Seither findet in der Hauskapelle jährlich am Todestag ein Gedenkgottesdienst statt,
den diesmal Prälat Lorenz Wolf vom Erzbischöflichen Ordinariat des Bistums München-
Freising gemeinsam mit dem Seelsorger des Waldsanatoriums, Pater Joseph Chechott,
zelebrierte. Birgit Hettmer begrüßte als Leiterin des Pflegeheims der Barmherzigen
Schwestern neben Familienangehörigen, Vertreterinnen der Schwesternkongregation,
Hausbewohnern und Mitgliedern des örtlichen Pfarrverbands auch etliche Anteilneh-
mende aus der Region in dem vollständig gefüllten Kirchenraum zu der musikalisch fest-
lich gestalteten Messfeier.
In seiner Predigt bezeichnete Wolf, der selbst am Seligsprechungsprozess beteiligt war,
den jungen Priester als unerschrockenen Zeugen, dessen Vorbild an Wahrhaftigkeit und
Feindesliebe man nur nach eigenen Lernprozessen folgen könne. Konkret berichtete er
von der Szene auf dem Appellplatz im KZ Dachau, als der Lagerkommandant den lun-
genkranken Leisner zynisch anherrschte, er werde ihn ins Krankenrevier verlegen, wo
gerne Tote und keine Priester fabriziert würden. Dort könne er dann auf die finale Sprit-
ze des Arztes warten. Leisner entgegnete gemäß belegten Quellen: „Wenn der Arzt
kommt, werde ich für Sie beten, Herr Lagerführer“. Weiter verwies Wolf auf das Motto
im Stab des französischen Bischofs „Sieger in Ketten“ und auf Leisners Primizspruch
„Dem Priester angemessen ist das Opfer“. Leisner sei bis zum letzten Atemzug voll
Dankbarkeit gewesen. Sein letzter Tagebucheintrag lautete: „Segne auch, Höchster, mei-
ne Feinde!“.
Die Ordensgemeinschaft des Hl. Vinzenz von Paul hat sein Sterbezimmer im Waldsana-
torium als Erinnerungsort an diesen Glaubenszeugen bewahrt. Die zuletzt dort tätige
Oberin Sr. Epiphania Böhm hat ihm ein Kapitel in der Broschüre „Die Barmherzigen
Schwestern und das Waldsanatorium bei Planegg“ gewidmet, die zur Verabschiedung
nach 126-jährigem Wirken erschienen ist und inzwischen in mehreren öffentlichen Insti-
tutionen im Gemeindegebiet zur Mitnahme aufliegt. Detaillierte Informationen zu Karl
Leisner bietet online der Internationale Karl-Leisner-Kreis (www.karl-leisner.de), dessen
Vizepräsidentin Monika Kaiser-Haas mit weiteren Angehörigen erneut an dem Gedenk-
gottesdienst teilnahm.
Eine Pilgerreise nach Xanten, die von der Kraillinger Senioreninitiative bereits geplant
war, aber coronabedingt abgesagt werden musste, könnte wieder aufgegriffen werden,
sowie eine Fotoausstellung durch örtliche Partner im Würmtal. Ganz zeit- und ortsnah
gibt es die Möglichkeit, an dem Marsch teilzunehmen, den der Verein „Selige Märtyrer
von Dachau“ am 28. September organisiert (www.selige-kzdachau.de).
THOMAS SCHAFFERT

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