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Warum sind Privilegien weniger wichtig?

Warum sind Privilegien weniger wichtig?

Warum spielt die Zeit der Privilegien im Priesterblock beim Verein Selige Märtyrer von Dachau und auf dieser Homepage keine so große Rolle wie bei den Veröffentlichungen der Gedenkstätte des KZ Dachau zu den Priesterblocks und im Audioguide der Gedenkstätte?

Kurzfassung:

Weil diese Zeit kein Vorteil für die Geistlichen war, die sog. Privilegien wurden durch ausgesuchte Quälereien zu dieser Zeit ausgeglichen. Nach unserer Meinung sind andere Details wichtiger, wie die Kapelle des Priesterblocks und das geistliche Leben dort, die Priesterweihe Karl Leisners oder die seelsorgliche und konkrete Hilfe der Geistlichen für die gefangenen Kameraden. Wenig bekannt sind auch die besonderen Qualen der Geistlichen wie der Hungersommer 1942, dem viele Geistliche zum Opfer fielen oder die freiwillige Pflege von typhuskranken Kameraden kurz vor der Befreiung, bei der von 33 Geistlichen nur sehr wenige überlebten.[1]

Ein Privileg war für die Geistlichen die Kapelle im Block 26 und die eucharistische Gegenwart Gottes unter ihnen.

 

Trotzdem möchte ich mich zu diesem Thema äußern:

In der Zeit zwischen Frühjahr 1941 und 1942, für polnische Geistliche nur bis 20.09.1941 gab es die sog. Zeit der Privilegien für die Geistlichen in den Priesterböcken 26-30 im KZ Dachau.

Um Neid und Hass der anderen Häftlinge zu schüren und zu verhindern, dass die Kameraden wenig Lust hatten sich seelsorglich an die Geistlichen zu wenden, wurden die Geistlichen in dieser Zeit nicht zur Arbeit eingeteilt, konnten oder mussten (je nach Blickwinkel) Mittagsschlaf halten, erhielten Wein auf Kosten des Heiligen Vaters in Rom und Kakao.

Letzterer war stark mit Wasser verdünnt, weil ein teil davon vorher schon abgezweigt wurde, das traf sicher auch auf die Weinspende des Vatikan zu.

Diese Privilegien wurden ins Gegenteil verkehrt und zu Nachteilen oder Quellen von Schmerz.

Nicht-Einteilung zur Arbeit:

In der Zeit, in der andere Häftlinge zur Arbeit eingeteilt waren und dort teilweise gut behandelt wurden, waren die Geistlichen der „Kreativität“ der Blockältesten und der SS ausgeliefert.

Bis zur Erschöpfung mussten sie auf dem Gelände des Lagers „sportliche Übungen“ oder Strafexerzieren. Altäre Herren mussten z.B. bis zur Erschöpfung wie Frösche hüpfen oder Hinwerfen- Aufstehen vollführen, das bei jedem Wetter und egal wie der Untergrund gerade beschaffen war, d.h. auch mit dem Gesicht in einer Pfütze oder im Schlamm. Das „exerzieren“ hielt für die Geistlichen an bis 23.10.1941[2]

Schneeräumen

Sobald es schneite, waren die nicht eingeteilten Geistlichen zum Schneeräumen des Lagers eingesetzt, ohne Winterkleidung und ohne entsprechendes Werkzeug. Nach Berichten überlebender Geistlichen, scheite sehr viel in diesen Tagen. Der Schnee musste im Laufschritt unter Beschimpfungen und Schlägen in Schubkarren und auf Tischplatten in den nahen Bach transportiert werden. Ohne Handschuhe froren die Hände an den Griffen des Schubkarrens fest, es kam außerdem zu Erfrierungen… Das hört sich nicht nach einem Vorteil oder Privileg an!

Kesseltragen:

Die nicht eingeteilten wurden zum „Kesseltragen“ gerufen. Jeder Block erhielt morgens Kessel mit Ersatzkaffe, mittags und abends Wassersuppe. Die Metallbehälter waren aus schwerem Eisen, doppelwandig und sehr heiß. Insgesamt waren es 500[3], Kessel oder Kübel (mit 50 l = ca. 50 kg, insgesamt je ca. 75 kg bis 100kg schwer[4], [5], 60 kg[6]) Die Griffe waren schmal und schnitten ein, die Geistlichen versuchten diese abzupolstern, indem sie ihre Kopfbedeckungen um die Griffe legten, was keine großen Erleichterungen brachte. Die Metalltöpfe waren sehr schwer, es gibt verschiedenen Angaben darüber, evtl. um 50 kg. Für ausgehungerte Häftlinge, die oft keine körperliche Arbeit gewöhnt waren und oft im vorgerücktem Alter war das fast nicht zu bewältigen.

Wer die Gedenkstätte des KZ Dachau schon besucht hat, kennt die Entfernungen im Lager. Die Küche befand sich im Zentralgebäude in der Mitte. Von dort mussten die Kübel im Laufschritt unter Schlägen mit Holzpantoffeln an den Füßen (oft in der Größe nicht passenden!) bei jedem Wetter über den Appellplatz bis in jeden Block getragen. Eine sehr weite Strecke schon ohne das Gewicht. Bei Glatteis wurde diese Aufgabe noch schwieriger. Bei Schnee klebte der frische Pappschnee an den Sohlen und erschwerte das Gehen.

Wenn eine Zweiergruppe unter diesen Bedingungen ausrutschte und den Inhalt des Kübels vergoss, wurde dieser dem Priesterblock abgezogen.

Es gab eine Zusätzliche Mahlzeit für die zur Arbeit eingeteilten Häftlinge, die sog. Brotzeit, die bekamen die Geistlichen nicht, obwohl ihre „Ersatzbeschäftigungen“ mindestens so anstrengend waren wie die der arbeitenden Kameraden.

 

Mittagschlaf:

Sicher war es eine Erleichterung sich mittags ausruhen zu können. Dieser Vorteil wurde aber wett gemacht durch die Pflicht dadurch zwei Mal täglich das Bett machen zu müssen. Wie alle anderen Häftlinge, diese aber nur morgens, musste das Bett nach genauen Regeln gerichtet werden. Der Strohsack und das „Kopfkissen mussten mit Brettern in Form gebracht werden, als ob niemand je darauf gelegen hätte, das Muster von Zudecke und dem Überzug des Kopfkissens musste genau passen. Das alles unter Zeitdruck, nur wenige Spezialisten konnten das ausreichend gut. Diese sog. „Bettenbau“ wurde immer wieder, natürlich unangemeldet, kontrolliert. Sollte etwas nicht stimmen, oder die Laune des SS-Mannes an diesem Tag nicht gut sein, gab es sehr harte Strafen für den Besitzer des Bettes oder den ganzen Block. Die Angst und Anspannung war groß. Das hört sich auch nicht nach gechilltem Mittagschlaf an oder Privileg an.

 

Weinkommando:

Der Heilige Vater stiftete Wein für die Gemeinschaft der Geistlichen, in der Hoffnung, dass der zur Feier der heiligen Messe verwendet werden könnte, wenn er erst mal im Lager war. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Stattdessen wurde das Ausschenken des Weins eine wahre Tortur: Unangekündigt irgendwann am Tag brüllte jemand In die Priesterblocks. Sofort mussten vorbestimmte Häftlinge herauskommen und die entsprechende Zahl der Weinflachen hereinholen. Alle saßen an den Tischen. Auf Befehl mussten die Flaschen sehr schnell entkorkt werden und wehe, das ging nicht schnell genug. Es waren Bocksbeutel aus Franken. Der Inhalt wurde verteilt auf mehrere Becher der Tischgruppe. Auf Befehl musste der Wein dann rasch in einem Zug ausgetrunken und leer umgekehrt über den Kopf gehalten werden. Wehe ein Geistlicher verschluckte sich dabei, wehe jemand hatte Probleme den sauren Wein, evtl. auf nüchternen Magen so schnell runterzuschütten. Wehe auch, es käme noch ein Tropfen Wein aus dem Becher über dem Kopf. Dann kam es zu Schlägen mit schlimmen Folgen. Ich habe gelesen, ein Geistlicher bekam einen so heftigen Schlag, dass der Alubecher ihn so heftig im Gesicht verletzte, dass er im Krankenrevier aufgenommen werden musste.

Der saure Wein in sehr großer Eile getrunken, führte außerdem zu Magenproblemen.

Es kam auch vor, dass einige Tage kein Weinkommando stattfand und an einem Tag dann die Menge der ausgelassenen Tage zusätzlich mit gleichem Ritual getrunken werden musste. Daraufhin waren die ausgehungerten Geistlichen natürlich beschwipst.

In diesem Zustand wurden sie unter Spott aus dem Block befohlen und den anderen Häftlingen vorgeführt, damit diese sehen sollten wie besoffen die „Saupfaffen“ waren. Auch damit sollten sie diffamiert werden.

Der Wein brachte zwar ein paar zusätzliche Kalorien, aber nach Privileg hört sich das für mich auch nicht an.

Das Weinkommando war kein fröhliches Saufgelage der unmoralischen Geistlichen im Angesicht hungernder Kameraden, als was es hingestellt wurde, sondern eine besondere Qual, vor der alle Angst hatten. Der Film, der neunte Tag, zeigt eine entsprechende Szene beeindruckend.[7]

 

Zitate:

Eine kleine Auswahl von Zitaten aus Autobiografien von überlebenden Häftlingen zur Zeit der „Privilegien“ zur weiteren Information:

 „Nicht als ob man ihnen irgendeine  Vorzugsstellung eingeräumt hätte — beileibe! Im Gegenteil, sie waren die Lagerparias, die Polen in dieser Rolle ablösend. Die Absonderung der Kirchenmänner hatte einen anderen Grund. Sie ging auf eine Anordnung Berlins zurück. Die Geheime Staatspolizei hielt den Einfluß des Christentums für so gefährlich, daß sie die Pfarrer unter allen Umständen von den übrigen Lagerbewohnern fernzuhalten wünschte. Glich doch nach der Überzeugung der Herrenmenschen das Evangelium einer Dynamitbombe unter dem Fundament ihres „tausendjährigen" Reiches, Und  in jedes Boten Hand sahen sie eine Zündschnur, welche direkt zu diesem Pulverfaß hinleitete und es zur Entladung zu bringen vermochte. So gefährliche Burschen waren das! Kein Wunder, dass man sie wie Aussätzige gesondert hielt und ihre Leiber innerhalb des Stacheldrahts noch mit einem weiteren Draht umgab. ..“[19]

 

[19] Gross, Zwei Tausend Tage Dachau, s 101

Pies: „Besonders scharf wurden die Gehässigkeit der SS und einiger Kapos gegenüber den KZ-Priestern im Jahre 1943. “ Es war systematische Hetze. Da hielt die SS mit der KP gegen die Priester zusammen, um den Priestern die Privilegien zu nehmen, vor allem um die Lagerkapelle verschwinden zu lassen. Man wollte den ganzen Priesterblock fertigmachen. Eine Untersuchungskommision aus Berlin hatte den Auftrag, Meuterei und Nachrichtenvermittlung ins Ausland, vor allem zum Vatikan, aufzudecken. Der Anschlag misslang. Aber der Kampf gehässiger Kameraden ging weiter, konnte jedoch nicht verhindern, dass die Geistlichen ihre Kapelle behielten und im Lager immer mehr Einfluß gewannen. Es waren nicht nur die Lebensmittelpakete aus der Heimat, die den Aufstieg der Priester im Lager bewirkt haben, sondern noch mehr ihre Brauchbarkeit in allen Stellen, ihre soziale Hilfe, ihre Aufbauarbeit und ihre geistige Haltung.““[8]

Weinkommando:

Goldschmitt: „Morgens früh nach dem Appell, oftmals auch während des Tages, stürmten die SS-Männer in die Pfarrerblocks. Mit viel Gebrüll und nervösem Drängen schrien sie überlaut: „Weinholer heraus!" Zehn bis zwanzig Mann sprangen an das Gitter des Blocks, wohin der Wein mit einem Wagen gebracht worden war, und schleppten die Flaschen herbei. Unterdessen setzten sich alle Pfarrer an den Tisch und hielten vorschriftsmäßig die Becher in Händen. Kein Wörtchen durfte gesprochen werden. Ein SS-Mann stellte die Frage: „Sind die Pfaffen saufbereit?" Der Stubenälteste brüllte: „Jawohl, Herr Blockführer!“ Neuer Kommandoruf des Nazi: „Flaschen aufmachen!" Mit zwei Korkziehern mußten zwanzig Flaschen überstürzt geöffnet werden. Ging es den SS-Leuten zu langsam oder riß sich der Pfropfen nicht mit einem Zug heraus, dann setzte es Hiebe ab. Mit Bangen erwartete man den Befehl: „Austeilen!" Eine Flasche wurde in drei Becher gegossen. Wehe jenen Geistlichen, die es nicht verstanden, auf den Millimeter genau die Becher gleichhoch anzufüllen! Nun stieg der Blockführer auf einen Schemel. Jeder Pfarrer nahm den Becher in die Hand und richtete den Blick zum SS-Mann. Dieser brüllte jetzt: „Aussaufen!" Der SS-Mann paßte scharf auf, ob jeder mit einem Zuge den Becher leerte. Alle waren gezwungen, zu gleicher Zeit, in der knappen Frist von einer halben Minute, fertig zu sein, und den Becher nach unten umgekehrt über den Kopf zu halten. Wer sich verschluckte, verspätete, oder gar den Wein überhaupt nicht hinunterzugießen vermochte, bekam Hiebe auf den Kopf und Schläge ins Gesicht.

Manchmal fiel an einem Tage das Weintrinken absichtlich aus. Am anderen Tage wurde dann jeder Geistliche genötigt, nicht selten morgens früh in fast nüchternem Zustande, die doppelte Portion, demnach etwa ein halbes Liter, in einem Zuge auszutrinken. Mir erzählte ein Kollege, daß es ihm unmöglich war, soviel Wein in den leeren Magen zu schütten. Trotz des Überschluckens und des Erbrechens bekam der Kamerad einen Faustschlag ins Gesicht. Welche unsaubere Witze die SS-Leute dabei über die „versoffene Pfaffenbande" losließen, muß schamhaft verschwiegen werden. Gottlob war die Qual des Weinprivilegiums nur kurzfristig."[9]

„Pfaffen, versoffene Pfaffenbande, Saufbrüder“ werden öffentlich vorgeführt und verspottet.[10],

Schneeräumen:

„Die zweite Aufgabe, die den von Häftlingen und SS .Pfaffenblocks' genannten Priesterbaracken zukam, war das Schneeschaufeln. Die Witterung im Dachauer

Moor war recht hart; bis in das Frühjahr hinein schneite es heftig und ergiebig. Die Geistlichen wurden herangezogen, das Lager vom Schnee zu befreien, da sie nicht aus anderen Kommandos freigestellt werden mußten. Mit Schaufeln und Schubkarren sollten sie die Schneemassen in die das Lager begrenzende Würm befördern. Bei heftigem Schneefall wurden auch die Tischplatten der Baracken 26 bis 30 als Tragegeräte verwendet, da nicht ausreichend Karren vorhanden waren.“[11]

„…Wie immer vollzog sich alles im Laufschritt. „Tempo,Tempo!", hörte man den ganzen Tag herumbrüllen. SS-Strolche und Capos standen oder liefen hinter den Geistlichen her und schlugen mit Stöcken drauflos. Unflätige Schimpfwörter und zweideutige Redensarten regneten nur so auf die Schneeschipper nieder. Manch alter Pfarrer rutschte beim Schneetragen aus und fiel zu Boden. Selbst die Jungen keuchten unter der schweren Last der hochbeladenen Tischplatten. Es brauchte nur einer zu stürzen, dann kippte die Platte um. Nun gabs Peitschenhiebe und Fußtritte. Die schwere und ungewohnte Arbeit trieb den Schweiß aus den Poren. Nicht wenige Pfarrer blieben bewußtlos am Boden liegen und holten sich eine Lungenentzündung. In dem Block hatte niemand Kleider zum Wechseln oder Gelegenheit zum Trocknen.“[12]

Essentragen:

P. Lenz: „Die kantigen eisernen Handhaben haben natürlich in die Finger eingeschnitten, obwohl wir unsere Kappen als Schutz für die Hände benutzt haben, um diesen Schmerz irgendwie erträglich zu machen…“[13]

P. Lenz: „Für unsere geschwächte Körperkraft war ein solcher Kübel eine unerträgliche Last. …So mancher holte sich dabei einen Knochenbruch, einen Leistungsbruch, Brandwunden, Herzfehler….Nur ganz wenige entkamen dieser Qual….Mit Bangen ging es hinaus in die Kälte und Finsternis des Morgens. Und der „Küchenbulle“ war ein brutaler Mensch. Der kleine schwarze SS-Mann ein gefürchteter Schläger. Die Stufen im Winter vereist. Oft wurde ein Kübel verschüttet. Zwei Partner – ungleich an Größe und Kraft, ihr Schuhwerk, das Wetter,… waren schuld. Der Stube des „Schuldigen“ wurde hierauf der Kessel entzogen. Eine sehr bittere Strafe, weil uns jeder Tropfen kostbar war.- Oft kam es vor, dass zu wenig Kostträger waren. Da mussten viele diesen Schmerzensgang ein zweites Mal antreten.“[14]

 

„Zwar waren die Geistlichen vom Arbeitsdienst befreit, doch wurden einige von ihnen zum Essentragen eingeteilt, da dies stets von Häftlingen zu leistet war, die nicht zur Arbeit eingeteilt wen. Niemand hielt dies für regelrechte Arbeit. Diese Aufgabe war jedoch nicht einfach. Die Beteiligten mussten die tägliche Suppe oder den Eintopf in Klein zu den Blocks und Stuben tragen, Die aus Blei bestehenden Kübel wogen leer ca. 50 kg, gefüllt also etwa zwei Zentner. Je zwei Geistliche trugen diese Kübel aus der Lagerküche heraus. An den heißen Tragegriffen zogen sie sich Verbrennungen zu. Die SS trieb die Häftlinge mit Prügeln, an. Da die Priester

in der Regel nur die bereits erwähnten Holzpantinen trugen, fiel im ihnen die Aufgabe nicht leicht. Es kam vor, daß einer der Träger ausrutschte und sich das kochend heiße Essen über seinen Körper ergoß. Nicht nur Verbrennungen, sondern auch Prügel durch die Wachmannschaften wurden ihm zuteil, und die Stube des Unglücklichen mußte an diesem Tag auf ihre warme Mahlzeit verzichten, da sie den vergossenen Kübel durch ihren eigenen zu ersetzen hatte. Daß diese Aufgabe eine reine Schikane war, läßt sich daran ersehen, daß in späteren Lagerzeiten das Essen mit dem Moorexpress ausgefahren wurde.“[15]

 

P. Münch: „lch denke an das Hungerjahr 1942/43. Wir waren alle zum Skelett abgemagert. Da mußte ich ein Jahr lang dreimal am Tage mit ihm (Pfr. Pfeil) zusammen für den Block das Essen und Kaffee von der Lagerküche zu unseren Kameraden schleppen. Eine furchtbare Tortur für den kraftlosen Körper. Rund 400 Meter mußten im Laufschritt den 1,5 Zentner schweren Kessel tragen, und das in harten Holzpantinen. Man zwang uns zu laufen bei Wind und Wetter, bei Eis und Schnee, bei Glätte und Matsch, bei klirrender Kälte und glühender Sonne. Oft verloren wir unterwegs die Pantinen. Wir liefen mit einer Pantine oder barfuß. Hinter uns laut brüllend die Kapos und SS-Leute. Wir bissen die Zähne zusammen, schrien oft schweigend zu Gott. Der Himmel hatte Erbarmen. In uns war eine Kraft, die von oben kam. Wir konnten schweigen und tragen. Heute noch danke ich Gott, der uns Stärke verlieh zum Dienst an unseren Brüdern, zum Sklavendienst, der aber geheiligt war, weil wir in Gnade darin einen Beitrag sahen zum Werk der Kirche an den Seelen, für die Jesus Christus gelitten hat.“[16]

 

„Wir deutschen Geistlichen waren damals von der schweren Arbeitspflicht freigestellt, mußten aber dafür die schweren Menagekübel von der Küche aus in sämtliche Lagerbaracken tragen, eine Anstrengung, die vielen Priestern bei dem schlechten Ernährungs- und Kräftezustand das Leben gekostet hat. „[17]

.„Von den ganz schwachen und alten Priestern mussten die leeren Kübel sofort zurückgetragen werden. Inzwischen wurde ihr Essen kalt. Doch was kümmerte dies unsere Vorgesetzten. Auch die leeren Kübel waren für uns noch schwer, dass die Arbeit ohne öfteres Rasten und ohne Wechseln der Tragseite gar nicht zu leisten war.“[18]

 

Quellenangaben:

[1] Unser Beitrag: dazu https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten/2020/geistliche-in-typhusbaracken?highlight=WyJ0eXBodXMiXQ==

[2] GOLDSCHMITT, Franz, Zeugen des Abendlandes, Saarlouis 1947, S. 24

[3] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 95

[4] ZEIGER, Franz, Die mit Tränen säen…, Johann Steinbock – Priester in Dachau, Edition Kirchen-Zeit-Geschichte, Linz 2004, S. 55

[5] Ebenso FRIELING, Christian, Priester aus dem Bistum Münster im KZ, Münster 1993, S. 28: leer 50 kg, voll 100kg

[6] Malak,Fr. Henryk Maria, Shaveling in Death Camps, S. 122

[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Der_neunte_Tag, z.B. https://www.youtube.com/watch?v=lNZ7DurTBAo

[8] PIES, Otto, Stephanus heute, Karl Leisner, Priester und Opfer, 1951; BALLING, Adalbert L., Eine Spur der Liebe hinterlassen, Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, 1911-1945, Marianhiller Missionar, „Märtyrer der Nächstenliebe“ im KZ Dachau,  Würzburg 1984, S. 262

[9] GOLDSCHMITT, Franz, Zeugen des Abendlandes, Saarlouis 1947, S. 40f

[10] BERNARD, Jean, Pfarrerblock 25487, Dachau 1941-42, edition saint-paul luxenburg, 4. Auflage 2004, S. 64

[11] FRIELING, Christian, Priester aus dem Bistum Münster im KZ, Münster 1993, S. 29

[12] GOLDSCHMITT, Franz, Zeugen des Abendlandes, Saarlouis 1947, S. 24

[13] ZEIGER, Franz, Die mit Tränen säen…, Johann Steinbock – Priester in Dachau, Edition Kirchen-Zeit-Geschichte, Linz 2004, S. 55

[14] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 95

[15] FRIELING, Christian, Priester aus dem Bistum Münster im KZ, Münster 1993, S. 28f

[16] PFEIL, Hugo, Leben, Leiden und Sterben der kath. Priester im KZ Dachau, o.O., 2012, S. 286

[17] P. Pies bei Haub s 21

[18] Lenz, a.a.O., S. 96

[19] GROSS, K.A., Zweitausend Tage Dachau, Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen, Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921, Neubau-Verlag, o.O., o.Jahr, S. 101

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