- Aktuelle Seite:
- Startseite
- Infos
- Neuigkeiten
- 2015
Der selige P. Giuseppe Girotti, Märtyrer der Nächstenliebe und unser Vorbild
Bericht vom Gottesdienst auf dem Leitenberg
Dachau: Am 11.04.2015 trafen sich Gläubige auf dem Leitenberg bei Dachau, um in einer heiligen Messe an den seligen P. Giuseppe Girotti zu erinnern, der am 01.04.1945 im KZ Dachau den Märtyrertod starb und auf dem Friedhof auf dem Leitenberg beigesetzt wurde. Unter den Anwesenden befand sich auch der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann und der italienische Generalkonsul Filippo Scammacca del Murgo. Der polnische Dominikanerpater Matthias Zlonkiewicz, Pfarrer der Pfarrei St. Gertrud in München, feierte den Gottesdienst vor der italienischen Regina Pacis Kapelle bei herrlichem Frühlingswetter. Schon in der Einleitung betonte er das Anliegen der Versöhnung der Völker und des Gebetes um Frieden. Da Vertreter verschiedener Nationen anwesend waren, wie auch damals bei den gefangenen Geistlichen im KZ Dachau. Dadurch wurde die versöhnende Dimension des gemeinsamen, brüderlichen Gebetes deutlich.
In der Predigt erinnerte P. Matthias an den seligen P. Giuseppe Girotti, er stellte die Biografie des Bibelwissenschaftlers vor. Einige Gedanken aus der Predigt: Für P. Giuseppe Girotti war das Wort Gottes nicht nur Gegenstand der Forschung, sondern die Regel um sein Leben zu gestalten. P. Giuseppe wusste, man soll mehr auf Gott hören, als auf die Menschen. In der Zeit der Judenverfolgung in Italien entschied sich Girotti den Menschen nicht zu gehorchen, sondern der Stimme Gottes zu folgen, dem Gewissen. Deshalb half er verfolgten Juden. Dafür wurde er verhaftet und dafür musste er Gefangenschaft und Lager erdulden und zuletzt im KZ Dachau sein Leben geben. In der Haft war er nicht verbittert, vielmehr strahlte er etwas aus, seine Kameraden hielten ihn schon damals für einen Heiligen. Sind wir heute auch bereit zu Verzichten um zu helfen? Es geht um eine Flexibilität in der Liebe, die fähig macht zur Hingabe. Auch wir sind aufgefordert etwas zu schenken, Zeit, Bequemlichkeit,…
Zum Gottedienst waren Jugendliche gekommen, auch Ministranten gab es. In den frei formulierten Fürbitten wurde für Theologen und Bibelwissenschaftler, für verfolgte Christen, Kranke und Gottsuchende gebetet, aber auch für die Stadt Dachau und ihre Politiker.
Oberbürgermeister Hartmann bedankte sich nach dem Gottesdienst in einer kurzen Rede im Namen der Stadt Dachau und auch persönlich für den würdigen und nachdenklich machenden Gottesdienst. „Mit diesem Gottesdienst erinnern sie an den Menschen Giuseppe Girotti, der sein Leben riskierte und sterben musste, weil er anderen half. Ihm war es eine moralische Pflicht, sich Unrecht und Massenmord entgegenzustellen. Sein Mut ermahnt uns auch selber aktiv gegen Fremdenhass, Antisemitismus und Neonazismus einzutreten. Entwicklungen wie in Tröglitz und die Pegidabewegung erfordern den lauten und unmissverständlichen Widerspruch unserer gesamten demokratischen Gesellschaft. Wer solche Ereignisse und Entwicklungen relativiert, oder über sie hinwegsieht, hat aus der Geschichte und aus Biografien, wie der des P. Girotti nichts gelernt. Sehr geehrte Frau Neudert, liebe Organisatoren vom Freundeskreis Selige aus dem KZ Dachau, nochmals vielen Dank für diese Veranstaltung.“
Herr Generalkonsul Filippo Scammacca del Murgo ergriff ebenso das Wort: Zunächst dankte er Frau Neudert und P. Matthias für den Gottesdienst in Erinnerung an den seligen P. Girotti, seinen Landsmann. Als Vertreter Italiens in Bayern, erinnerte er an viele Christen, auch in Italien, die viel taten, um den Opfern des Nationalsozialismus zu helfen; Juden und anderen, die gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben. Sie sind auch heute aktuell. „Wir möchten von P. Girotti und anderen lernen und wir wollen sie nicht vergessen. Wir wollen Licht finden in der Erinnerung an diese stolzen und besonders mutigen Menschen, die mutig ihr Leben riskierten. Sie haben uns auch nach so vielen Jahren etwas zu sagen. Vielen Dank.“
Mit einem einfachen Umtrunk und freundschaftlichen Gesprächen endete der Gottesdienst.