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Georg Häfner
Geb 19.10.1900 Würzburg
Verhaftet wegen Spendung von Sterbesakramenten an ein sterbendes Mitglied der NSDAP und dessen Wiederaufnahme in die Kirche
KZ Dachau ab 12.12.1941
+ 20.08.1942 KZ Dachau
Seliggesprochen 15.05.2011
Gedenktag: 20.08.
Seliger Georg Häfner, bitte für uns!
Inhaltsübersicht
Kurzbiografie
Der selige Georg Häfner wurde am 19. Oktober 1900 in Würzburg als Arbeiterkind geboren. Seine Eltern waren einfache und tieffromme Menschen. Als Bub war er Ministrant in der Kirche des Klosters der Karmeliterinnen Himmelspforten, Würzburg, und verspürte dort seine Berufung zum Priester. Seine Eltern ermöglichten ihm unter Opfern den Besuch des Gymnasiums und später das Theologiestudium. 1918 legte er das Kriegsabitur ab und wurde zum Heer einberufen. Sein Theologiestudium begann er 1919. Schon im Jahr 1920 trat er dem Dritten Orden vom Berge Karmel bei. Er erhielt den Namen Aloysius vom Heiligsten Sakrament. Am 13. April 1924 wurde er zum Priester geweiht. Seine Kaplansjahre verbrachte er von 1924 bis 1928 in Motten, Goldbach, Mürsbach und Altglashütten. Am 12. November 1934 übernahm er die Pfarrstelle von Oberschwarzach. Pfarrer Häfner war ein eher stiller Mann. Er lebte bescheiden und zurückgezogen. Wichtig waren ihm Gebet und Opfer. Er wurde als eifriger Seelsorger und unpolitischer Mensch beschrieben.
Als engagierter Seelsorger geriet er schon bald in Konflikte mit dem NS-Staat. Er verweigerte den Hitlergruß und bezeichnete die Nationalsozialisten in einer Predigt als „braune Mistkäfer“. So wurde ihm die Genehmigung zum Religionsunterricht entzogen. Er hielt daraufhin den Kommunions– und Firmunterricht heimlich ab. Pfarrer Häfner wurde mehrfach bei der Gestapo angezeigt und verhört.
Zur Verhaftung im Oktober 1941 führte schließlich sein seelsorgerlicher Einsatz für ein sterbendes Parteimitglied, das um die Sterbesakramente gebeten hatte. Dazu war der Wiedereintritt in die Kirche notwendig. Deshalb ließ Häfner ihn auf dem Sterbebett eine Erklärung unterschreiben, in der dieser seine zweite, standesamtlich geschlossene Ehe, vor Gott und seinem Gewissen als ungültig erklärte und in die Kirche zurückkehrte. Pfarrer Häfner verkündete dies mit einer kurzen Begründung am nächsten Sonntag in der Kirche, um diesen Widereintritt und das kirchliche Begräbnis rechtfertigen zu können. Er wurde von einem anderen Parteimitglied denunziert und schließlich verhaftet. Die offizielle Begründung war: Georg Häfner hätte die Bevölkerung aufgehetzt, das priesterliche Amt missbraucht und damit die „innere Front“ geschwächt. Nach sechs Wochen Haft in Würzburg wurde Georg Häfner am 12. Dezember 1941, ohne richterlichen Beschluss, in das KZ Dachau gebracht. Er wohnte mit den anderen Geistlichen im Priesterblock. (Häftlingsnummer 28876)
Schon bei seiner Ankunft wurde Georg Häfner blutig geschlagen. Doch der sensible und fromme Mann klagte nie. Das Gebet stand im Mittelpunkt seiner letzten Monate. Mitgefangene Geistliche beschrieben ihn als sehr stillen, frommen, bescheidenen Priester, der ergeben sein Kreuz getragen habe. „Nie hat man ein ungutes Wort von ihm gehört. Er betete sehr viel und war in sich gekehrt. Er war von uns Priestern geachtet und wurde allen zum Vorbild“.
„Nur in der Schule des Heilands ist die Liebe zu lernen, die auch vor dem Feind nicht halt macht“, schrieb Georg Häfner in einem Brief aus dem KZ Dachau.“ „Trost, Kraft und alles finden wir im Gebet und in der Hingabe an Gott“. Diese Worte schrieb er einige Monate vor seinem Tod ebenfalls aus dem KZ Dachau.
Im August 1942 waren bei Pfarrer Häfner die grausamen Folgen des Hungers nicht mehr zu übersehen. Füße, Hände, Kopf schwollen an, Phlegmone entstanden. Zusätzlich infizierte sich eine Wunde am Fuß und es kam vermutlich zu einer Blutvergiftung.
Georg Häfner starb unter großen Schmerzen am 20.August 1942 um 7.20 Uhr .
Die Priestergemeinschaft aus dem KZ Dachau und der Priesterverein der Diözese Würzburg drängten nach dem Krieg auf einen Seligsprechungsprozess. 2009 konnte Bischof Hofmann verkünden, dass Papst Benedikt XVI. Pfarrer Häfner offiziell als Märtyrer anerkannt hat.
Die Seligsprechung fand am 15. Mai 2011 in Würzburg statt.
Monika Neudert
Hinweis: auf youtube ist ein Kurzfilm über den seligen Georg Häfner zu sehen
Seliger Georg Häfner, bitte für uns!
Zitate
„Es waren schon schwere Tage, die ich bis jetzt habe mitmachen müssen, und wünsche sie nicht meinem größten Feind. Der liebe Gott hat mir immer wieder Kraft gegeben.“
„Nur in der Schule des Heilands ist die Liebe zu lernen, die auch vor dem Feind nicht halt macht.“ Brief aus dem KZ Dachau.
„Trost, Kraft und alles finden wir im Gebet und in der Hingabe an Gott.“ Brief aus dem KZ Dachau.
„Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachsagen, mit allen wollen wir gut sein.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Der liebe Gott macht es schon recht… nichts ist umsonst- tragen wir alles Leid in Gottes Namen…. Was hat der Heiland gelitten.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Macht Euch deswegen keine allzu großen Sorgen. Ohne den Willen Gottes geschieht nichts…..Verzeiht mir da alles, wodurch ich Euch gekränkt und Sorgen gemacht habe.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Ja, in Geduld will ich aushalten, der Herr möge mir dazu die Kraft geben.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Meine Leidenstage opfere ich auf für meine Pfarrei und für die, die mir lieb und teuer sind.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Seid recht gut auch mit allen Leuten, ob Freund oder Feind.“ Brief aus dem KZ Dachau
„Macht eure Sachen auch weiterhin recht schön, erleichtert einander das Leben.“ ( Brief aus dem KZ Dachau vom 05.04.1942)
„Es freut mich, dass so schön Betrieb und Eintracht herrscht.“ (Brief aus dem KZ Dachau vom 12.07.42)
„Wir wollen für einander beten und besonders das Vertrauen auf Gottes Vorsehung nicht verlieren.“
„Ich bete und opfere alle Tage für Euch.“
„Mit Gottes Hilfe hoffe ich durchzuhalten, gestützt auf das Gebet meiner Lieben und meiner Gemeinde. „(Brief aus dem KZ Dachau vom 12.07.42)
Die wörtlichen Zitate wurden entnommen: (weitere Quellen unter Literatur)
Paul- Werner Scheele, Klaus Wittstadt, Georg Häfner, Priester und Opfer, Briefe aus der Haft, Gestapodokumente, Echter Verlag, Würzburg 1983
Günter Putz, Daheim im Ewigen, Pfarrer Georg Häfner (1900-1942), Ein Märtyrerpriester, Echter Verlag, Würzburg 2010
Günter Putz, Gott ist der Grund, Das Lebenszeugnis von Georg Häfner, Einsichten in das Priesteramt, Echter Verlag, Würzburg, 2004
Günter Putz, Auffallend normal, Das priesterliche Zeugnis von Georg Häfner (1900-1942)
Günter Putz, Ein Kirchenjahr im KZ Dachau, Zum Lebensstil von Pfarrer Georg Häfner (1900-1942), Ein Plädoyer für Gottes Anwesenheit in der Welt, Zeugnis über Georg Häfner, Würzburg
Fides Amberg-Hartmann, Märtyrer Georg Häfner- Priester und Opferlamm, Würzburg 2010
Ulrich Boom, Bernhard Schweßinger (Hg), Zeuge für die vielen, Die Seligsprechung des Märtyrerpriesters Georg Häfner in Würzburg, Würzburg 2011, Echter Verlag
Lebensbild
Sicherheit, die von „oben“ kommt
Von Domdekan Prälat Günter Putz, (zum Ökumenischer Stationen-Gottesdienst,23. September 2012,in der KZ-Gedenkstätte Dachau) Wir bedanken uns für die freundliche Erlaubnis diesen Text wiederzugeben.
„Ihr werdet meine Zeugen sein.“ (Lk 24,48 / Apg 1,8)
Spirituelle Erschließung
Am 13. April 1924 wurde der am 15. Mai 2012 selig gesprochene Pfarrer von Oberschwarzach, Georg Häfner, in der Michaelskirche in Würzburg durch den Erzbischof von Bamberg Johannes Jacobus von Hauck zum Priester geweiht.
Georg Häfner wählte als Primizspruch: „Mache meinen Wandel standhaft auf deinen Wegen, o Herr, daß meine Tritte nicht wanken (PS 16,5).“ Mit der Wahl des Primizspruches wählt ein Neupriester ein Leitmotiv, das ihn zeitlebens bis zur Weihe begleitet hat und weiterhin seinen priesterlichen Dienst deuten soll.
Die Trittfestigkeit im Glauben, die Georg Häfner von Kindesbeinen an gelernt hat, hat seinen ganzen Lebensweg bis in die Lebenshingabe in Dachau am 20. August 1942 geprägt. Die Taufe empfängt Georg Häfner am 28. Oktober 1900 in der elterlichen Wohnung. Die tieffrommen Eltern Valentin und Barbara Häfner haben in ärmlichen Verhältnissen tiefes Gottvertrauen vorgelebt, so dass der Geist des Gebets die Kindheit und Jugend Georg Häfners formte. Die Verwurzelung im Glauben wurde durch das Lebenszeugnis der Karmelitinnen im Würzburger Kloster Himmelspforten zusätzlich vertieft, bei denen der neue Selige als Ministrant vom Geist karmelitischer Spiritualität beeinflusst wurde.
Georg Häfner war ein Priester, der ganz von „oben“ her seine Lebensdeutung ausgestaltete. Wenn Hans Urs von Balthasar den Priester, den er sucht, als einen bezeichnet, der von „oben“ sein soll, dann wird das Leben Georg Häfners diesem vollends gerecht. Mit dieser Grundausstattung war er durch und durch gegen die Nazidiktatur gefeit.
Bereits als Kaplan und dann als Pfarrer von Oberschwarzach wird der vom Wesen her eher introvertierte, ruhige Priester zu einer markanten Widerstandsfigur. Zu einer ersten Vernehmung führten nazifeindliche Äußerungen in der Christenlehre. Dem folgte das Verbot zur Erteilung des Religionsunterrichts am 22. August 1941 und schließlich die Anordnung der Schutzhaft wegen staatsabträglichen Verhaltens am 03. Oktober 1941.
Anlass für das Vorgehen der Gestapo zur Inhaftierung war die Wiederaufnahme des Parteigenossen Forstwart Michael Wünsch in die Kirche auf dem Sterbebett und die damit verbundene schriftlich verfasste Erklärung des Betroffenen, die Häfner veranlasste und im Rahmen der Beisetzungsfeierlichkeiten zweimal verlauten ließ, um die Rechtmäßigkeit seines pastoralen Tuns in der Gemeinde plausibel zu machen. Nach einer neunmonatigen Leidenszeit in Schutzhaft und Konzentrationslager stirbt Georg Häfner am 20. August 1942 in Dachau. Es ist der Gefangene Nr. 28876.
In der Zeit seiner Gefangenschaft hinterlässt er aus der Schutzhaft und aus dem Konzentrationslager Briefe, die deutlich machen, dass für ihn diese Zeit spirituell eine Fortsetzung seiner Christusnachfolge ist, die durch Taufe und Firmung begonnen hat und in der Priesterweihe vertieft worden ist.
Tiefes Gottvertrauen, ständiges Beten sind die Kraftquelle, aus denen er seine Leidenszeit gestaltet. Gleichzeitig bleibt er als Pfarrer mit seinen pastoralen Anweisungen an die Verantwortlichen in der Gemeinde seelsorglich tätig und verbindet seine Leidenszeit mit seiner Hirtensorge für die ihm Anvertrauten.
Durchgängig pflegt er in seinen Briefen den Geist der Versöhnung und des Erbarmens. Er praktiziert Nächstenliebe gegenüber denen, die mit ihm verbunden sind, und Feindesliebe gegenüber denen, die ihm Leid zugefügt haben. Ebenso ist in ihnen wie ein roter Faden die Haltung der Dankbarkeit in Häfners Leben zu erkennen. Sie ist Frucht der täglich gefeierten Feier der Eucharistie. Noch sein letzter Brief vom 09. August 1942 lässt die Gesamtspiritualität dieses Blutzeugen aus Dachau erkennen, der in der Kraft des Glaubens niemals außer Tritt geraten ist.
Brief aus dem KZ Dachau vom 09. August 1942
„Liebe Eltern! Vergelt’s Gott für Eure lieben Zeilen vom 21.7. Es freut mich wirklich, daß Ihr den Urlaub so gut ausnützt. Könnte ich doch dabei sein! Richtet überall viele Grüße von mir aus! Hoffentlich seid ihr gesund was ich Gott sei Dank auch von mir berichten kann. Um eines bitte ich Euch ganz besonders: Gebt mir jeden Tag morgens und abends Euren Segen mit Weihwasser. Es ist etwas Herrliches darum und bereue es Euch nicht schon früher immer darum gebeten zu haben. Ja ich habe so manchen Fehler gegen Euch begangen zu haben und sehne mich danach, es gut zu machen. Wünsche Euch recht viel Freude für Eure nächste Tour. Im Geiste bin ich bei Euch. Herzlichen Grüße, auf baldiges Wiedersehen, Euer Georg.
Ehrwürdige Schwester Oberin! Vergelt’s Gott für Ihre wirklich tröstlichen Zeilen. Wünsche dem Convent beständigen Frieden, Eintracht und Gesundheit. Empfehle mich weiter dem Gebet und Ihren Opfern Ihr dankbarer Pfarrer.
Lieber Herr Kaplan! Ihre Zeilen haben mich sehr gefreut. Bitte überall viele Grüße, besonders in den Familien, wo Leid und Freud eingekehrt sind. Vielleicht wäre es möglich, ein rotes gotisches Meßgewand anzuschaffen. Herzliche Grüße Ihr Pfarrer Häfner.
Liebe Kuni, Amalie! Eure Zeilen haben mich wieder sehr getröstet, besonders das schöne Verhältnis mit meinen lieben Eltern. Sorgt nur schön weiter. Viele Grüße an Dobler, Fick, Maier, überhaupt überall herzliche Grüße, für mich gibt es keine Feinde in der Pfarrei. Zum Geburtstage meine herzlichsten Glück- und Segenswünsche mit Gebet- und Kommunionversicherung. Herzliche Grüße, auch Euren lieben Angehörigen, Euer dankbarer Pfarrer.
Lieber Freund! Herzlichen Dank für Deine interessanten Nachrichten, wenn nur einmal die Freiheitsnachricht käme. Herzlichen Gruß Dir und dem Hause, dankbarer Häfner.“
Gebet
„Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte,
meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden.
Ich rufe dich an, denn du Gott erhörst mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede.
Wunderbar erweise deine Huld!
Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen.
Behüte mich wie den Augapfel den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel
vor den Frevlern, die mich hart bedrängen,
vor den Feinden, die mich wütend umringen.
Sie haben ihr hartes Herz verschlossen,
sie führen stolze Worte im Mund,
sie lauern mir auf, jetzt kreisen sie mich ein,
sie trachten danach, mich zu Boden zu strecken,
so wie der Löwe voll Gier ist zu zerreißen,
wie der junge Löwe, der im Hinterhalt lauert.
Erheb dich Herr, tritt dem Frevler entgegen!
Wirf ihn zu Boden, mit deinem Schwert entreiß mich ihm!
Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten,
vor denen, die im Leben schon alles haben.
Du füllst ihren Leib mit Gütern,
auch ihre Söhne werden noch satt,
und hinterlassen den Enkeln, was übrig bleibt.
Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.“ Ps 17, 5-15
(Domdekan Prälat Günter Putz , Ökumenischer Stationen-Gottesdienst,23. September 2012,in der KZ-Gedenkstätte Dachau) Wir bedanken uns für die freundliche Erlaubnis diesen Text wiederzugeben.
Literaturhinweise von Domdekan Prälat Günter Putz mehr Literaturhinweise
Georg Häfner, Briefe aus dem Konzentrationslager, in: P.-W.. Scheele, K. Wittstadt, Georg Häfner, Priester und Opfer, Würzburg 1983.
Günter Putz, Gott ist der Grund, Das Lebenszeugnis von Georg Häfner, Einsichten ins Priesteramt, Würzburg 2004.
Ders., Daheim im Ewigen, Pfarrer Georg Häfner – ein Märtyrerpriester, Würzburg 2011.
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