Selige
 Józef Czempiel

Józef Czempiel

Seliger Józef Czempiel (1883-1942)
Priester der Erzdiözese Katowice, Pfarrer, Dekan, Prälat
geb: 21.09. 1883 in Józefka, ( Josefsthal), Sláskie (Polen)
Verhaftet am 13.04.1940 in Chorzow
KZ Dachau 26.05.1940, nach  einem Aufenthalt im KZ Gusen
wieder im KZ Dachau ab 08.12.1940, Häftlingsnr 22043[1]
+: 19.05. 1942  KZ Dachau [2]
Gedenktag: 04.05.

Seliger Józef Czempiel, bitte für uns!
Selige

Inhalt:
Kurzbiografie
Biografie

Kurzbiografie:

Der Selige war Pfarrer in Chorzow-Batory, er galt als ein charismatischer Seelsorger mit einem großen Herzen für die Armen, sehr aktiv war er  in der Antialkoholismus-Bewegung.
Für Menschen, die an Alkoholabhängigkeit litten, hatte er immer ein gutes und besorgtes Herz.
Seine Spiritualität  war von besonderer Tiefe;  viele Priester- und Ordensberufungen regte er an.
Dem Herrn in Kreuz und Leid nachfolgen bedeutete füt ihn, dass danach die Aufersteheung steht.
Beim seiner Verhaftung  am 13. 04. 1940 in Chorzow, verabschiedete er sich mit den Worten:
„Bleibt mit Gott.  Grüßt meine Pfarrkinder. Ich gehe in den Tod, wenn Gott es so will“.
Die Mithäftlinge achteten ihn und sagten über ihn:
„In seinem festen Glauben war er heroisch; mit ungewöhnlicher Geduld ahmte er seinen Meister im Tragen des Kreuzes nach“.[3]
Im Mai 1942 wurde er im KZ Dachau als arbeitsunfähig ausgesondert und auf Invalidentransport nach Hartheim bei Linz geschickt. Dort wurde er vermutlich am  19.05.1942 in der Gaskammer getötet.


[1] Daten nach WEILER, Eugen, Die Geist­li­chen in Dachau, Möd­ling 1971, S. 186
[2]nach  Weiler, a.a.O.,  Todesdatum 04.05.1942
[3] Nach SLIWKA, Euge­ni­usz (Red.), Mär­ty­rer für den Glau­ben 1939-1945, S. 12
WENDEL-GILLIAR, Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden, Bd.2, S. 468

Biografie:

Jozef Czempiel wurde am 21.09.1883 in Jozefka (heute ein Teil von Piekary Slaskie) geboren, das damals zum Deutschen Kaiserreich gehörte.
Piekary war seit dem 17. Jahrhundert einer der größten Pilgerorten und ein wichtiges Zentrum der Marienverehrung, sozusagen eine geistige Hauptstadt Oberschlesiens. Im Heiligtum der „Gottesmutter der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe“ befindet sich ein Gnadenbild (Mutter Gottes von Piekar, auf Polnisch: Matki Boskiej Piekarskiej). Hier kniete im Jahr 1683 der damalige König Polens Jan III Sobieski auf dem Weg nach Wien zur der Schlacht mit den Türken und betete um die nötigen Gnaden für die bevorstehende Schlacht am Kahlenberg bei Wien, bei der er die türkischen Eroberer zurückschlug, sowie für sein polnisches Königreich.
200 Jahre später beteten vor demselben Gnadenbild in der Pfarrkirche (heute eine Basilika minor) der Heiligen Jungfrau Maria und des heiligen Bartholomäus Jozefs Eltern und vertrauten der Mutter Gottes ihren erstgeborenen Sohn an, der dort am 23. September, zwei Tage nach der Geburt, getauft wurde.
Der Vater, Piotr Czempiel, war Bergmann und besaß zusätzlich einen Laden in Jozefka. Die Mutter Gabriela, geborene Opara stammte aus Jozefka.
Das Ehepaar hatte 4 Söhne und 2 Töchter.
Jozef besuchte die Grundschule in seinem Geburtsort und im Anschluss daran das deutsche Gymnasium in Bytom (zu Deutsch: Beuthen). Dies war eine städtische und katholische Schule. In den Jahren 1872-74 gab es in diesem Gebiet auf Grund der Politik des Kulturkampfes keine polnische Schulen, die polnische Sprache wurde unterdrückt, polnische Lehrer entlassen und durch Deutsche ersetzt, ähnlich wie nach 1945 in Schlesien die deutsche Sprache und Kultur verboten wurde. In dieser Situation reifte Jozefs Berufung.
1904 begann Jozef Czempiel sein Studium der Theologie in Breslau, polnisch: Wroclaw. Oberschlesien hatte damals keine eigene Diözese und gehörte zur Diözese Breslau.
Während des Studiums besuchte er ein Seminar der Slawistikbei Prof. Wladyslaw Nehring, der Linguist und Sprachforscher war. Der damalige Erzbischof Jerzy Kappa unterstützte besonders die Teilnahme der schlesischen Seminaristen. Jozef Czempiel war sehr aktiv in der polnischen Gruppe im Konvikt (Internat der Theologiestudenten).
In den Jahren 1904-06 war er Vizevorstand, dann Vorsitzender und auch Sekretär des „Polnischen Kreises“ der schlesischen Theologen, bis dieser 1906 aufgelöst wurde. Danach engagierte er sich heimlich im Verein der polnischer Jugend „Zet“ und in einer polnischen, wissenschaftlichen Organisation, die schon 1887 von Zygmunt Balicki gegründet worden war, um sich für die Unabhängigkeit Polens einzusetzen.

Zwei Jahre später wurde Jozef Czempiel am 22.06.1908 in der Heilig-Kreuz-Kirche in Breslau durch Kardinal Metropoliten Jerzy Koppa zum Priester geweiht. Seine Primizmesse feierte er in seiner Taufkirche in Piekary vor dem Gnadenbild der Mutter Gottes. Unmittelbar nach der Priesterweihe kehrte er in seine schlesische Heimat zurück, theologisch gut vorbereitet und gestärkt in seiner Zugehörigkeit zu seiner polnischen Heimat durch die Entscheidung des Erzbischofs ihn dort einzusetzen.

Seine ersten priesterlichen Aufgaben übernahm er in der Stadt Ruda Slaska, in Pfarrei des Heiligen Josef.
Er ermutigte die Gläubigen zum häufigen Empfang der heiligen Kommunion und hielt Exerzitien.
Besonders engagierte er sich für die Bewegung der Abstinenz. Alkoholabhängigkeit war damals eine schreckliche Seuche in Schlesien. Aktionen gegen den Alkoholismus waren daher besonders im 19. und 20.Jahrhundert weit verbreitet. Jozef Czempiel sah als erster Geistliche die Notwendigkeit dagegen vorzugehen und gründete in der Pfarrei eine Beratungsstelle für Alkoholiker und ihre Familien. Diesem Verein für Betroffene gehörten 800 Gemeindemitglieder an. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, verzichtete Jozef Czempiel bis zu seinem Tod selber auf den Konsum von Alkohol.
Bald brach der 1. Weltkrieg aus. Im Verlauf wechselte Jozef Czempiel mehrmals den Einsatzort seiner seelsorglichen Tätigkeit: Ab 1915 war er als Vikar in Turza bei Raciborz in der Herz-Jesu Kirche eingesetzt, 1916 wurde er nach Miedzna bei Pszczyna in der St.-Klemens-Kirche versetzt. Noch 1916 folgte bis 1917 der Einsatz als Pfarrer im Dorf Wisnicze, in der Pfarrei der dortigen Dreifaltigkeits-Kirche. Noch im Jahre 1917 kam eine weitere Versetzung nach Baborow in die Kirche Mariä Geburt und schon 1918 nach Dziecmarow in die Michaelskirche.

Die letzten 3 Gemeinden lagen in der Gegend von Oppeln (polnisch: Opole ), wo mehrheitlich deutsche Bevölkerung lebte.
Es kam zu Konflikten, da Jozef Czempiel die Erstkommunionvorbereitung auf Polnisch hielt. Deshalb wurde er 1919, nach Ende des 1. Weltkrieges, nach Zedowice versetzt (auch im Bezirk Oppeln). In der dortigen Gemeinde in Kielcza gründete er einen Kirchenchor und eine Theatergruppe.
Er organisierte auch polnische Sprachkurse sowie Vorlesungen über die polnische Geschichte. Er initiierte die „Gesellschaft für polnische Frauen“.  Aktiv war er auch in der Genossenschaftsbewegung des Kreises Strzelce, zu der auch Zedowice gehörte.

Im Jahre 1919 veröffentlichte er zusammen mit dem ebenfalls selig gesprochenen Dachau-Märtyrer Pfarrer Emil Szramek das Buch „Das Recht auf Muttersprache im Lichte des Christentums“ unter dem Pseudonym „Makkabaeus „,  in dem er für die Verwendung der polnischen Sprache bei der pastoralen Arbeitin Schlesien warb. Dies fällt in die Zeit der Entscheidung über die Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen oder Deutschland.
Am 21.03.1921 kam es schließlich nach 2 Aufständen in Schlesien zu einer Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Polen. Leider blieb Pfarrer Czempiel dabei nicht politisch neutral.
Pfarrer Josef übernahm schon bei den Vorbereitungen der Abstimmung eine führende Rolle, er gründete einen polnischen Ausschuss für Zedowice und Umgebung.
Dies machte ihn bei den deutschstämmigen Bewohnern unbeliebt.
Die Bewohner von Zedowice stimmten für eine Zugehörigkeit zu Polen, aber die Mehrheit der Schlesier für die deutsche Seite. „Bei der Volksabstimmung am 20. März 1921 stimmten 20.816 Wahlberechtigte (94,7 % der abgegebenen Stimmen) für einen Verbleib beim Deutschen Reich, 1.098 für Polen (5,0 %). Ungültig waren 70 Stimmen (0,3 %). Die Wahlbeteiligung betrug 95,9 %. Im Vergleich hierzu stimmten in Stadt und Landkreis Oppeln zusammengenommen 24,0 % für Polen.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Opole
Endgültig wurde damit die Entscheidung  für eine Teilung des Territoriums getroffen. Nach der Volksabstimmung, vom 02/03.05. – 05. 08.1921 kam es 1921 zum 3. Aufstand. Danach kam es in Oppeln und anderen Gebieten, die mehrheitlich für Deutschland gestimmt hatten, zu Verfolgung dort lebender Polen. Das traf auch die polnischen Priester.
Pfarrer Jozef war auch auf Grund seines Engagements in Gefahr, man drohte ihm mit dem Tod und informierte ihn über einen geplanten Übergriff.
Im Juni 1922 verließ er deshalb Zedowice und kam nach Oberschlesien. Durch die Unterstützung von Pfarrer Jan Kapica, der vom Breslauer Kardinal Adolf Bertram zum beauftragten Generalvikar für den polnischen Teil Oberschlesiens ernannt worden war, fand Pfarrer Czempiel eine neue Aufgabe.
Er war nun verantwortlich für die Organisation und Durchführung der gesamten Abstinenz-Bewegung im polnischen Oberschlesien.
Zugleich im Juli 1922 übernahm er die Pfarrei „Mariä Himmelfahrt“ in Wielkie Hajduki, die 1939 in die Stadt Chorzow als Stadtteil Chorzow Batory eingemeindet  wurde. Diese Gemeinde entstand ringsherum um die Bismarck Hüte (gegründet 1873; später Huta Batory ).
Es war ein typischer Arbeiterviertel und eine Arbeitergemeinde.
Im September 1922 folgte ihm sein ehemaliger Pfarrer Wajda nach.
Die Bevölkerung hier war gemischt – Polen und Deutsche.
Pfarrer Czempiel sorge auch für die deutsche Minderheit und feierte sonntags eine heilige Messe in deutscher Sprache. Das änderte er auch nicht im Jahr 1938,  als die polnischen Behörden das untersagten.
Jozef Czempiel widersprach ihnen und begründete: „…die deutschsprachigen Gemeindemitglieder sind nicht Schuld an den Fehlern der anderen". 
Nicht nur zweisprachige Gemeinden kennzeichnete sein Wirken, sondern auch die damals weit verbreitete sozialistisch – kommunistische Propaganda.
Sein Standpunktpunkt war in Theorie und Praxis auf die Enzyklika von Papst Leon XIII ( 1810-1903 ) „Revum Novarum“, (zu Deutsch: Neue Sache) gegründet.
Er zitierte daraus: „weder Kapitalismus, noch Liberalismus, weder Sozialismus, noch Kommunismus, sonder nur das Christentum kann bedauerliche soziale Beziehungen heilen". (Pfarrbrief vom 23.08. 1931).
Diese Haltung zeigte er auch bei politischen und gesellschaftlichen Veranstaltungen in seiner Gemeinde.
Vor der Parlamentswahl riet er, „...nur für solche Kandidaten zu stimmen, die mit ihrem Leben und Überzeugung fest stehen zu unserem heiligen Glauben.
Ein Katholik, der Feinde der Kirche wählt, begeht ohne Zweifel eine schwere Sünde “ (Pfarrbrief vom 09.11.1930 ).
Am 24.06.1937, als schon eine wachsende Bedrohung im Osten und Westen der polnischer Republik zu sehen war, schrieb er an die Gemeinde: „…vor kurzem wurden 2 Enzykliken in polnischer  Übersetzung veröffentlicht, die jeder Katholik kennen sollte,weil sie die wichtigen Informationen beinhalten und uns den Geist und die Bedrohung des Kommunismus und das neuheidnische Streben in Deutschland bewusst machen. Es soll für Euch eine Warnung sein vor verbreiteten falschen Hoffnungen auf einen falsch verstandenen allmächtigen und gewalttätigen Staat“

Er bezog sich dabei auf die Enzykliken von Papst Pius XI., die fast gleichzeitig erschienen: „Mit brennender Sorge“ (14.03.1937), über die Lage der katholischen Kirche in deutschem Reich und „Divini Redemptoris“, „Göttlicher Erlöser“, über den Kommunismus (19.03.1937).
Mit großer Mühe sorgte sich Pfarrer Czempiel um die zahlreichen Gruppen in seiner Gemeinde, polnische und ebenso Deutsche.
Insbesondere engagierte er sich für die marianische Kongregation der Jugendlichen und Mädchen und für die St. Josefs-Arbeiter-Vereinigun.
Ab dem 09.09.1923 war er Herausgeber der Zeitschrift „Nachrichten aus der Pfarrei“, die als Zugabe zur Zeitung „Sonntags Gast“ , „Gosc Niedzielny“, erschien.
Am Schriftenstand in seiner Kirche gab es katholische Presse und Bücher.

In der Zeit der Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit organisierte er in seiner Pfarrei mit einem Sonderausschuss eine Suppenküche. Wöchentlich wurden 800-1000 Gutscheine für Brot und Mittagessen an Bedürftige ausgegeben.

Pfarrer Czempiel war auch für Ehevorbereitungskurse  in seiner Pfarrei zuständig. Sein damaliger Vikar, Pfarrer Ignacy Ludwik Jéz, (auch Häftling im KZ Dachau, er überlebte und wurde später Bischof (1914 Radomysl – 2007, Rom)), erinnerte sich: „Eines Tages, feierte  er die hl. Messe aus Anlass einer Silberhochzeit. Am Festtagag kam der Ehemann mit seiner Frau und sagte: „Das ist meine Gattin, ich bringe sie seid 25 Jahren (sie saß im Rollstuhl )  in die Kirche“.  Der Pfarrer fragte: „seid 25 Jahren? Sie haben doch gesagt, dass heute eurer 25. Hochzeitstag ist“.
Der Ehemann erwiderte: „Es geschah eine Woche nach unserer Trauung. Meine Frau war in der Stadt um einige Besorgungen zu machen. Sie ging über die Straße und ein unvorsichtiger Fahrer hat sie angefahren. Sie stürzte und kam ins Krankenhaus. Als sie zurück nach Hause kam, war die Diagnose: lebenslange Lähmung, ihre Wirbelsäule war geschädigt worden.
Und so, wenn ich nur kann, fahre ich sie mit dem Rollstuhl zum Gottesdienst."
Von dieser Begegnung erzählte Pfarrer Czempiel den Brautläuten. „Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich nahm meinen Hut ab wie vor seinem Heldentum. Ein junger Mann ,der sich entscheidet mit einer behinderten Ehefrau zu leben und ihr treu bleibt, das ist keine einfache Sache. Aber als er am Hochzeitstag vor Gott  schwor bis zu dem Tod treu zu sein, wusste er gewiss nicht welche Bedeutung und welche Konsequenzen dies haben würde.

Weiter leitete Pfarrer Czempiel die Abstinezbewegungen in Schlesien mit Beratungsstellen für Abhängige und ihre Familienangehörigen.
Er war selbst Vorsitzender dieser Organisation und Mitglied des Vereins „Befreiung“.

Er betreute außerdem Seminaristen der Abstinenzgruppe und war Vorstand im Verband der „Abstinenten Priester“ in Katowice.
Außerdem organisierte er Ausstellungen mit Informationen und verteilte tausende von Flugblätter. Er hielt auch zahlreiche Vorträge. Sogar eine „Sammlung von Liedern“, mit antialkoholischen, religiösen, nationalen und gesellschaftlichem Liedgut brachte er heraus.
Pfarrer Czempiel übernahm immer mehr verantwortliche und leitende Stellungen, als priesterlicher Berater.
1926 wurde er Vizedekan von Chorzow und ab 1931 Dekan. Im Jahr 1932 erhielt er für sein Wirken das goldene Verdienstkreuz (Zloty Krzyz Zaslugi). Er war erfolgreich in der Berufungspastoral. Während der 17 Jahre seines pastoralen Dienstes in Chorzow wählten 18 Jungen den Weg als Priester und 40 Mädchen gingen ins Kloster.
Das Ende seines priesterlichen Dienstes in Chorzow brachte der Beginn des 2. Weltkrieges.
Am 01.09.1939 begann die Besetzung Polens durch deutsche Wehrmacht. Dies bedeutete die 4. Teilung Polens. Mit ihm die Aktionen der Inhaftierung der gebildeten Schichten in Polen. Mit besonderem Hass agierten die Eroberer in Oberschlesien. Es gab Massenrepressalien gegen die polnische Bevölkerung, in erster  Reihe gegen die Gebildeten.
Schon am 03.09.1939 wurde Chorzow an das sog. 3. Reich angeschlossen. Das bedeutete, dass polnische Bürger von da an als Menschen 2. Klasse galten und auch so behandelt wurden.

Die ersten Tage der Besatzung verbrachte Pfarrer Czempiel in Jedrzejow, im Zisterzienserkloster und auch zu Hause in Jozefka.
Dann kehrte er wieder nach Chorzow zurück und ging seiner seelsorglichen Arbeit weiter nach. Unter seiner Leitung konnte noch der Bau und die Neuorganisation der Pfarrei vollendet werden. Es entstand eine neue Filialkirche Herz-Jesu, die am 24.12.1939 geweiht werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt leitete Pfarrer Czempiel zwei Gotteshäuser.
Doch sein seelsorgliches Wirken wurde in brutaler Weise beendet.
Ende Januar 1940 wurde er zum ersten Mal bei der deutschen Gestapo zum Verhör bestellt.
Der österreichische Beamte, der ihm verhörten musste, riet ihm dringend die Gemeinde zu verlassen. Pfarrer Czempiel entschied sich zu bleiben.
In einem zweiten Versuch wollte die deutsche Besatzung ihn dazu bringen nach Oppeln in Mittel- Niederschlesien zu übersiedeln.
Er lehnte auch diesen Plan ab, dabei war er sich der möglichen Konsequenzen bewusst. Schon im Jahr 1930 hatte er zu Pfr. Henryk Grzondziel, dem späteren Weihbischof von Oppeln prophetisch gesagt: „Gebet und Arbeit müssen vom Martyrium begleitet werden.“

Am 13.04.1940 wurde Czempiel schließlich im Beichtstuhl verhaftet und abgeführt. Der Weg führte über die Polizeistation in Chorzow zum Bahnhof.
Schon am nächsten Tag wurde er mit einem größeren Transport mit mehreren hundert Polen aus Schlesien ins KZ  Dachau gebracht.
Bei der Ankunft erhielt er neben der gestreiften Lagerkleidung die Häftlingsnummer 22043 und als Zeichen seiner Gruppenzugehörigkeit das rote Dreieck als Zeichen für die politischen Häftlinge und den Buchstaben P als Zeichen der Zugehörigkeit zum polnischen Volk.
Ab jetzt wurde er im Lager als Nummer geführt und auch so angesprochen.
Diese Behandlung der Häftlinge sollte sie demütigen und den Überlebenswillen brechen.
Schon nach einem Monat ging am 25.05.1940 ein großer Transport mit 1.084 Gefangenen ins KZ Mauthausen ab. Pfarrer Czempiel wurde mit diesem Transport nach Mauthausen und von dort ins Unterlager Gusen gebracht. Hier erhielt er die Nr. 3274. Im Steinbruch Wiener Graben wurde er zu schwerster Zwangsarbeit gezwungen.
Die Häftlinge mussten auf ihrem Rücken 50 kg schwere Steine bis ins  2 km entfernte Lager Mauthausen schleppen. Dort war die berüchtigte Todestreppe, auf deren 186 ungleichen und steilen Stufen Steine vom Steinbruch ins Lager hoch getragen werden mussten unter Misshandlungen und Lebensgefahr.
Die katholischen Priester unter den Gefangenen wurden dabei besonders schlecht behandelt. Die grausamen Wärter befahlen zusätzlich manchen lateinische Messgebete laut zu singen, um sie dabei zu verspotten.
Einer der Gefangenen, Anielin Faber (1913 – 1983) erinnert sich an eine beispielhafte Begebneheit:
„Es war im Juli 1940 an einem schönen Sommertag. Eine leichte Brise brachte von der Donau kommend den müden und durchgeschwitzten Gefangenen etwas Erfrischung. Sie kletterten in nervöser Eile die steile Treppe des Steinbruches hinauf. Auf dem Kastenhofens Hugel lagt ein großer Haufen Granitfelsen aufgetürmten. Jeder Häftling nimmt einen großen Felsenblock und schleppt sich in Richtung Lager. Sie gehen schnell. Sie müssen. Die schweren Steine ziehen nach unten. Der schwere Granit drückt schmerzlich auf die Arme, verletzt ihre Finger und schneidet durch die Hände. Der Kapo jagt, schreit und schlägt mit einem Gummischlauch. Diese „Übermenschen“ mit Gewehren verspotten und lachen uns aus. Mit beleidigenden und vulgären Ausdrücken hören wir verletzende Witze über Polen. Jede Aussage ist „schmutzig“ und voller Hass gegen alle und alles, was nicht deutsch ist. Gekleidet in luftige Sommerhemden mit hoch gekrempelten Ärmeln überbieten sie sich gegenseitig in der Barbarei. Sie schlagen jeden Polen, Tschechen und Deutsche, traktieren, treten, spucken, schlagen auf den Kopf und verletzen die Wangen. Die Betroffenen stöhnen von Schmerzen und bluten, die Verletzungen schwellen an. Sie fallen unter den Schlägen. Die schweren Steine können nicht mehr gehalten werden und verletzen im Fallen die Beine der voraus gehenden. Es herrscht Chaos und Verwirrung. Die Gefangengen fallen, schreien; auf die am Boden liegenden tritt der Kapo ein. Er trifft sie getroffen an Kopf, Bauch und in die Rippen. Plötzlich geht ein trockener Knall durch die Luft. Ein Schuss, ein Mensch fällt um, ein Gefangener. Einer der SS-Männer kam näher auf die Gefangenen zu. Mit einem schleimigen Lächeln sagte dieser, der Gefangene solle den Stein von den Schulter ablegen. Er tut so, als ob er  ihm helfen wolle. Dann nahmer ganz vorsichtig  seine Kappe vom Kopf ab, die mit Blut befleckt war. Mit unverhohlenem Abscheu, warf er diese zur Seite und befahl diesem Gefangenen, sie zu holen. Und dieser ging wie befohlen. Als er sich bückte um die Kappe aufzuheben, stürzte er und rollte wie ein Stein in den Abgrund des Steinbruchs. Der SS-Mann zog seine Waffe und schoss.
Er zielte gut, er hatte es dabei nicht eilig. Nach dem er getötet hatte, lächelte er. Sicherlich hat er 3 Tage Sonderurlaub fürdiesen Mord bekommen…“

Nur in den Monaten März- August 1940 wurden im Lager Gusen mindenstens 8 550 Gefangenegetötet, vor allem aus dem Gebiet Polens, das dem Reich zwangsweise angeschlossen worden war.
Vorwiegend waren die Gefangenen aus der Gesellschaftsschicht der sog. Intelligenz, Akademiker.

Unter den Ermordeten befanden sich 80 polnische Priester.
Nach 6 Monaten im Lagen Gusen war Pfarrer Czempiel total erschöpft und arbeitsunfähig.
Zum Glück ging am 08.12.1940 ein großer Transport mit ihm zurück ins KZ Dachau. Es war entschieden worden die Geistlichen aus allen Lagern des Reiches nach Dachau zu bringen.
Aus der Gefangenschaft schrieb Pfarrer Czempiel 34 Briefe überwiegend an seine Schwester Marta Czempiel (+ Piekary 1974 ), wie vorgeschrieben in deutscher Sprache. Er durfte nur einmal im Monat schreiben und seine Worte waren sorgfältig gewählt um die Briefe durch die Lagerzensur zu bringen. 
Er schrieb vor allem an die Familie, auch über die Mutter: „…ich danke ihr …für die Liebe, die sie mir lebenslang geschenkt hat.“ ( am 08.03.1941 ).
Einen Monat später: „Möge Gott mir die Ausdauer geben, um die ihr für mich betet.“ (20.04.1941) 
Die Sorge um seine Pfarrei in Chorzow drückte er am 09.01.1941 aus: „…oft denke ich an meine Pfarrkinder, für die ich jetzt keine heilige Messe feiern kann“ .Und am 31.10.1941: „Sehr oft dachte ich an den schönen Garten rund um das Pfarrhaus und vor allem , wenn ich hier die italienischen Pappeln sehe , die vielleicht so groß sind , wie die in Chorzow Batory.“

Pfarrer Czempiel lebte auch im Lager in Verbindung mit dem Leben dieser Gemeinde und segnete sie. Er freute sich, dass „…die neue Kirche immer schöner werde und dadurch immer mehr Seelen für Gott begeistern mögen und  wieder zu ihm zurück gezogen werden…“
Der Brief vom 13.12.1941 beinhaltet Worte der Sehnsucht und gleichzeitig demütiger Unterwerfung unter den Willen Gottes: „Ich würde so gerne mit Euch am Heiligen Abend die Weihnachtslieder singen, in meiner geliebten Kirche eine hl. Messe feiern, meinen geliebten Pfarrleuten den Segen beim Hausbesuch (Koleda ) erteilen.
Aber Gott wollte es anders, möge sein Wille geschehen.“

Pfarrer Czempiel bat auch: „Bleibt mit mir im Gebet verbunden, damit wir, sowohl ich, als auch ihr, diese schwierige Zeit durchstehen und aushalten können.“ (20.04.1941) und er fügte hinzu: „…das jetzige Leben ist für mich eine Schule, eine besondere Bedeutung hat dabei die Kirche und die Gesellschaft: das wird sich noch stärker zeigen in der Zukunft, wenn Gott das will.“ ( 25.04.1941)

Nach den Erfahrungen im KZ Mathausen-Gusen konnte sich Pfarrer Czempiel in Dachau zunächst langsam erholen.
Ab dem 22.01.1941 hatten alle  Priester die Möglichkeit in der Kapelle des Priesterblockes die heiligen Messe mitzufeiern. Dies war ihnen sehr wichtig und sie erlebten es als Stärkung. Dieses änderte sich am 15. 09. 1941.

Von der Lagerleitung vor die Entscheidung nach ihrer Volkszugehörigkeit gestellt, entschieden sich die polnischen Geistlichen einstimmig für ihre polnische Nationalität und ihre priesterliche Würde.
Schon ab den 17.09.1941 veränderte sich Ihre Lage dadurch grundlegend:
Nun wurden sie zur Zwangsarbeit wieder eingeteilt und sie durften nicht mehr die Kapelle besuchen und keine heilige Messe feiern.

Am 25.01.1942 schrieb Pfarrer Czempiel: „Betet für mich, damit mich der gute Gott weiter unterstützt.“Zu diesem Zeitpunkt war er wahrscheinlich schon völlig erschöpft.

Die Situation der Geistlichen aller Nationen verschlechterte sich im Jahr 1942 dramatisch.
Die Verpflegung war unzureichend, bei den Hungerrationen litten die Häftlinge sehr unter Hunger.
Zusätzlich schwächte die schwere Arbeit auf der Plantage und schädigte die Gesundheit massiv. “ Immer mehr Häftlinge waren zu geschwächt und krank für die schwere Arbeit und wurden als so genannte Invalide ausgesondert.
„Ich werde behandelt wie ein Invalide, arbeite nicht mehr seid einigen Monaten…“, schrieb er am  25. 01.1942 .
Das bedeutet, dass Pfarrer Czempiel ab September 1941 war in einer der Invalidenbaracken untergebracht war.
Zu Ostern 1942 schrieb er: „Dieses Fest der Auferstehung verlebe ich im Geist mit Euch und besonders mit meiner Pfarrgemeinde. Oh, wenn ich doch so schnell wie möglich, das Halleluja mit euch singen könnte.“.
Am 17.04.1942 sandte er aus der Invalidenbaracke in einem Brief sein geistliches Testament: „Ich bin überzeugt, an mir vollendet sich nichts anders, als der Wille Gottes und darüber kann ich IHM nicht genug DANKBAR sein. Auch mein zukünftiges Schicksal häng voll und ganz nur von IHM ab.“

Im letzten Brief von 01.05.1942 schrieb er über sein Leben, das Gebet und erwähnte die Familie insbesondere die Mutter, die damals noch lebte: „Betet für mich, auch ich empfehle euch jeden Tag Gott. Denkt an mich besonders bei den schönen Maiandachten.“

Im Jahr 1942 begann die Aktion T4. In einem Euthanasieprogramm wurden psychisch Kranke und Behinderte, aber auch kranke, entkräftete und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge aus den Lagern in sogenannten Invalidentransporten ins Schloss Hartheim bei Linz gebracht und dort durch Giftgas getötet.
Viele Geistliche und auch eine große Zahl selig gesprochener Geistlicher aus dem KZ Dachau starben auf diese Weise.
Nahezu täglich gingen Transporte mit Häftlingen ab.

Am 04.05.1942 wurde Pfarrer Czempiel in so einem Transport weggebracht, zusammen mit 46 anderen Priestern. Diesen Tag und den Abschied von Pfarrer Czempiel hat der schlesische Priester Antoni Brzoska (1913 Katowice -1994 Radoszowy) im Gedächtnis behalten: „Bleibt mit Gott, grüßt meine Pfarrkinder in Hajduki, ich fahre weg um zu sterben, wenn es der Wille Gottes ist .“
Ein fester Händedruck. Pfarrer Czempiel sah Antoni Brzoska ruhig in die Augen und ging weiter.
Mit der Bahn wurde er nach Linz in Österreich gebracht.


Er starb entweder auf dem Weg von Linz nach Hartheim an umgeleiteten Autoabgasen oder er wurde in Hartheim vergast, vermutlich noch am 04.05.1942 und danach dort im Krematorium verbrannt.

Wie bei jedem Gefangenen, ging den Verwandten eine offizielle Sterbeurkunde zu. Pfarrer Czempiel sei am 19 .06 1942 an einem Darmkatharr gestorben, so stand darin.
Diese Nachricht wurde auch der Pfarrei in Hajduki mitgeteilt.
Der ehemalige Vikar, Ignac Jéz, feierte für den verstorbenen Pfarrer, trotz der Warnung mutig das Requiem.
Ein paar Tage später wurde er vom Gestapo verhaftet und ins KZ Dachau gebracht.
Nach seiner Gefangenschaft veröffentlichte er einen Bericht seiner Haftzeit: (JEZ´, Ignacy, Licht und Dunkel, preiset den Herrn! Als polnischer Priester  im KZ Dachau, Würzburg 2007, Echter Verlag).

Pfarrer Jozef Czempiel wurde am 13.06.1999 in Warschau mit 107 anderen Märtyrer des 2. Weltkrieges von Papst Johannes Paul der II. selig gesprochen.

Text: Monika Neudert
Übersetzung Irene Janitzek

Quellen:
https://pl.wikipedia.org/wiki/J%C3%B3zef_Czempiel
http://www.swietyjozef.kalisz.pl/Dachau/27.html
http://www.encyklo.pl/index.php5?title=B%C5%82._J%C3%B3zef_Czempiel
http://www.encyklo.pl/index.php5?title=B%C5%82._J%C3%B3zef_Czempiel
http://ruda_parafianin.republika.pl/b/par/ksi/k02/142.htm
http://prawy.pl/50209-zabrali-go-wprost-z-konfesjonalu-bl-ks-jozef-czempiel/
http://www.swzygmunt.knc.pl/SAINTs/HTMs/0504blJOZEFCZEMPIELmartyr01.htm

 

Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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