Neues Interview mit Andreas Bialas

Unsere Reihe mit Interviews wird weitergeführt mit diesem Beitrag.

Andreas Bialas antwortete auf unsere Fragen:

Interview

Was bedeuten Ihnen die Märtyrer von Dachau?  

Die Märtyrer von Dachau sind für uns ein Symbol des unbeugsamen Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, selbst unter den widrigsten Umständen.

Die Märtyrer von Dachau bedeuten mir sehr viel, da sie mich bereits in meiner Kindheit durch das Lesen von Büchern über das Leben der Heiligen tief beeindruckt haben. Die Geschichten von Menschen, die trotz grausamer Verfolgung und Leiden unbeirrt an ihrem Glauben festhielten und sogar ihr Leben opferten, haben mich zutiefst berührt und inspiriert. Damals hatte ich nicht gewusst, dass es so was Ähnliches in Dachau passiert ist.

Die Märtyrer von Dachau sind für mich ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, selbst unter den schwierigsten Umständen. Die Märtyrer von Dachau erinnern mich daran, wie wichtig es ist, unsere Überzeugungen und Werte zu verteidigen, auch wenn es schwerfällt. Sie sind für mich ein Beispiel für Tapferkeit, Standhaftigkeit und Mitmenschlichkeit, das ich in meinem eigenen Leben zu befolgen versuche.

Wie haben Sie von Ihnen erfahren?

Die Märtyrer von Dachau bedeuten mir viel, da ich durch verschiedene Quellen von ihnen erfahren habe. Als noch in Polen gelebt habe, habe ich über die Gräueltaten in Geschichtsunterricht erstmals erfahren. Das war ein wahrer Schock für mich und ich habe mir damals die Frage gestellt, wie kann ein Mensch so was tun. Wie kann ein Christ dem anderen Christen so viel Leid zufügen.

Weiter hat die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II mein Interesse an ihrem Schicksal weiter verstärkt. Darüber hinaus haben Vorträge wie der von Monika Volz und die Internet Seite des Vereins „Die Selige Märtyrer von Dachau“ sowie Gedenkveranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe, dazu beigetragen, dass ich ihr Vermächtnis noch intensiver wertschätze.

Warum engagieren Sie sich dafür?

Wir engagieren uns für die Märtyrer von Dachau, um ihr Vermächtnis lebendig zu halten und ihre Geschichten der Tapferkeit und des Glaubens weiterzugeben.

Wir glauben, dass es wichtig ist, an ihre Opfer zu erinnern und ihre Botschaft der Hoffnung und Versöhnung zu verbreiten.

Ich engagiere mich dafür, weil es mir sehr wichtig ist, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Nationalität oder ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen friedlich miteinander auskommen können. Ich träume von einer Welt, in der wir alle in Frieden leben können, ohne Hass und Trennungen jeglicher Art. Auch wenn dies momentan vielleicht wie eine Utopie erscheint. Der Satz von Pater Zelazko, "Man muss es nur wollen", ist für mich zu einem Leitmotiv geworden. Mein Engagement hat zwei Aspekte. Zum einen beschäftige ich mich damit, die Ereignisse und Geschichten wie die der Märtyrer von Dachau zu verbreiten. Ich beteilige mich auch aktiv an Gedenkveranstaltungen, um das Bewusstsein für die Geschichte und die Lehren daraus zu fördern.

Zum anderen drücke ich mein Engagement auch durch meine Kunst aus. Mit Farbe, Pinsel und Spachtel transformiere ich meine Gedanken und Botschaften auf Leinwand. Meine Bilder sind ein Mittel, um das Bewusstsein zu schärfen und Menschen dazu anzuregen, über die Vergangenheit nachzudenken und sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. und die Botschaft von Frieden, Toleranz und Versöhnung zu verbreiten.

Gab es dabei einen besonders schönen Moment?

Ein besonders schöner Moment war es, als wir die Geschichte von Pater Zelazko bei Einweihnug eines Gedenktafels in Dachau erfahren dürfte. Besonders beeindruckend war, wie Pater Zelazko über sein Leiden schreibt. Er erzählte, wie er während seiner Zeit in Dachau Gott versprach, dass er, wenn er überleben sollte, Priester werden würde. Seine Worte zeugten von unglaublicher Hoffnung, Glauben und Entschlossenheit trotz der schrecklichen Umstände, die er erlebte. Pater Zelazko war ein ehemaliger Häftling der deutschen Konzentrationslager in FortVII in Poznań, Gusen und Dachau. Trotz der schrecklichen Erfahrungen, die er in diesen Lagern erlebte, gelang es ihm, durch sein Leid dort zu einem guten Menschen zu werden.

Nach seiner Befreiung wurde er Missionar in Indien und diente dort von 1950 bis 2005. Für sein Leben und seinen Einsatz für die Armen und Bedürftigen wurde er sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Es war ein bewegender Moment, der mich daran erinnerte, dass selbst in den dunkelsten Zeiten des Lebens die menschliche Seele fähig ist, sich über Hoffnung und Glauben zu erheben und das Gute zu suchen. Pater Zelazkos Geschichte inspiriert mich bis heute und gibt mir Hoffnung in schwierigen Zeiten.

Ist Ihnen auch ein nicht so guter Moment in Erinnerung geblieben?
Ja, während eines Rundgangs durch das KZ Dachau ist mir ein nicht so guter Moment besonders in Erinnerung geblieben.

Ich bemerkte, dass es keine Informationstafeln oder zusätzliche Informationen zur Geschichte der Priesterbaracke gab, weder für die polnischen Priester noch für die deutschen und aus anderen Nationen stammenden. Dieser Mangel an Anerkennung und Würdigung für die Opfer, insbesondere für diejenigen, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft verfolgt wurden, war zutiefst enttäuschend. Es schien, als ob es eine Art "falsche Konkurrenz" zwischen verschiedenen Nationen und Religionen gab, wenn es um das Gedenken an die Opfer ging. Solche Orte des Gedenkens sollten uns alle vereinen und nicht trennen. Die Trennung und Unterscheidung zwischen bestimmten Nationen, Gruppierungen oder Religionen kann zu Überheblichkeit und Hass führen, was wiederum zu Konflikten und Kriegen führen kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns als Menschen anerkennen, unabhängig von unserer Herkunft, Religion oder Nationalität, und dass wir gemeinsam das Gedenken an die Opfer bewahren und die Lehren aus der Geschichte ziehen, um eine bessere Zukunft aufzubauen.

Welcher Selige oder heilige Märtyrer beeindruckt Sie besonders?

Jeder Seliger der Märtyrer von Dachau, ohne Ausnahme, beeindruckt mich zutiefst. Diese Frage führt mich dazu, über die Stärke des Glaubens an Gott und die Güte der Menschen nachzudenken, die sie befähigte, die irdischen Prüfungen zu überwinden und das Paradies zu erreichen. Ich frage mich, wie vielen der im Dachau ermordeten der Glaube an Gott geholfen hat und wie viele Priester es noch gibt, die auf ähnliche Weise gestorben sind und nicht offiziell als Märtyrer anerkannt wurden. Dabei denke ich an den Priester, der meinen Namen trägt, nämlich an Paweł Białas, denn unter den 1034 im Dachau ermordeten Geistlichen waren 799 Polen - Priester, Seminaristen und Ordensbrüder. Die Priester gaben ihren Mitgefangenen ein unerschütterliches Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Hingabe: Sie hörten ihre Beichten, trösteten sie, teilten ihre kargen Essensrationen und zelebrierten heimlich Messen. Durch ihre geistliche Ünterstützung halfen sie den anderen zu überleben. Das Opfer des polnischen Priesters Stefan Wincenty Frelichowski, der den Typhusopfern half und sich selbst mit der Krankheit infizierte, die letztendlich zu seinem Tod führte, ist ein Symbol für das Opfer der polnischen Priester in Dachau.

Was wünschen Sie dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für die Zukunft?

Ich wünsche dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für die Zukunft, dass er weiterhin erfolgreich die Erinnerung an die Märtyrer von Dachau pflegt und ihr Vermächtnis durch Bildungs- und Gedenkprojekte verbreitet. Möge ihr Einsatz dazu beitragen, dass die Gräueltaten des Holocaust nie vergessen werden und dass Frieden und Versöhnung in der Welt gefördert werden. Ich hoffe, dass der Verein weiterhin Menschen aus aller Welt zusammenbringt, um gemeinsam der Opfer zu gedenken, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Mögen ihre Bemühungen dazu beitragen, dass die Stimmen der Märtyrer von Dachau auch in Zukunft gehört werden und dass ihr Opfer niemals umsonst sein wird.

Vielen Dank für das Interview und Gottes Segen und für Sie und Ihre Lieben.


Andreas (Andrzej) Białas, in Polen geboren und seit 34 Jahren in Bayern lebend, ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die einen Beitrag zur Erinnerungskultur und zum deutsch-polnischen Dialog leistet. Seine Forschung über polnische Spuren in Deutschland und gemeinsame bayerisch-polnische Aspekte fördert das Verständnis der Geschichte und die deutsch-polnischen Beziehungen. Er organisiert Gedenkveranstaltungen, forscht zu Zwangsarbeit und Ausländer-Kinderpflegestätten und trägt durch seine Veröffentlichungen in polnischen und deutschen Medien sowie zahlreiche Artikel, Radioauftritte und Vorträge dazu bei, ein breites Bewusstsein für diese Themen zu schaffen. Seine Mitarbeit an dem Dokumentarfilm "Hitlers Sklaven" sowie seine Kunstbilder unterstreichen sein Engagement. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter die höchste Ehrenmedaille des polnischen Außenministeriums „bene Merito“ und der Preis "Pole des Jahres" der Polonia in Kalabrien, würdigen sein Engagement für das historische Gedenken, den zwischenstaatlichen Dialog, Förderung und Verständnis und Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland darstellt. Im Dezember 2023 gewann er den 1. Preis in einem Wettbewerb über den Januar Aufstand 1863 in Polen und beschrieb dabei ein Denkmal der Aufständischen in München.

Weitere Beiträge der Interviewserie:

Anastasiia Burgmayr Link

Pfarrer Markus Zurl, Gräfelfing Link

Alexander Holzbach SAC, Friedberg Link

Herbert Köhler, Schreinermeister Link

Heinrich Bömeke, Diplom-Ingenieur, Dachau Link

Martin Turban, Diplomtheologe aus Bamberg Link

Monika Volz, Erste Vorsitzende des Vereins, Verwaltungsbeamtin, Dachau Link

 

Radio Horeb: Interview über die Seligen Märtyrer von Dachau und den heiligen Titus Brandsma mit Monika Volz, 26. und 27.07.2022 Link

Radio Horeb: Interview mit Monika Neudert im Tagesgespräch am 30.07.2020; Podcast zur Verfügung gestellt. Link

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

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Radio Horeb: Interview mit Monika Neudert im Tagesgespräch am 30.07.2020; Podcast zur Verfügung gestellt. Link