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Nach einem Jahr, das uns allen einiges abverlangt hat,
sehnen wir uns alle nach Frieden und im Sinne von Shalom nach Heil.
Nach dem Kommen und bei uns Ankommen unseres Erlösers eben.
Ich möchte Euch ein Zitat des österreichischen Kaplans Alfred Berchtold senden. Ohne jeden frommen Zuckerguss erzählte er von seiner Weihnachtserfahrung 1938. Auch wenn unser Leben mit dem Leid im KZ Dachau nicht vergleichbar ist, so können auch wir von der Betrachtung seiner Worte profitieren, in unserer Situation, die oft auch nicht überzuckert ist.
Er wurde verhaftet, weil er Arbeiterpräses war. Von Juli 1938 bis zum Evakuierungsmarsch im April 1945, war er fast 7 Jahre im KZ, mit Ausnahme eines guten Jahres im KZ Buchenwald, immer im KZ Dachau.
Er berichtet von Weihnachten 1938 im KZ Dachau. Damals gab es noch keinen Priesterblock, die österreichischen Geistlichen litten in der Strafkompanie unter verschärften Bedingungen. Am 24.12.1938 mussten die Häftlinge bei einer grausamen Auspeitschung unter dem Christbbaum am Appellplatz zusehen. Am Abend:
„ Die 7 von der Wiener katholischen Jugend sind zu mir gekommen und haben mich um einige Worte zum Weihnachtsfest gebeten. In der hintersten Ecke der Blockstraße [da wo heute die Todesangst-Christi-Kapelle steht? Anm. d. Verf.] stehen wir beisammen, immer vorsichtig spähend, ob nicht einer der gefürchteten Spitzel und Denunzianten, wie wir sie genug in der Strafkompanie hatten, sich heranschleicht. Religiöse Gespräche sind gefährlich, sie gelten als „politisieren“ und werden mit 25 Hieben und 42 Tagen Bunker bestraft.
Ich spreche vom rex pacificus, dem Friedenskönig, der durch Bethlehem ging und anklopfte bei den Menschen. Niemand hat ihm aufgetan. Dann ist er geflüchtet zu den Ärmsten und Verlassensten. Bei den Hirten hat er Aufnahme und Liebe gefunden. Äußerlich sind sie die gleichen armen, verlassenen Hirten geblieben. Aber der Friedenskönig ist bei ihnen eingekehrt und hat ihre Herzen erfüllt mit dem tiefen, heiligen Glück inneren Friedens. So geht der Friedenskönig auch heute durch die Lande und klopft bei den Menschen an. Aber die Menschen wollen ihn nicht kennen und nicht aufnehmen wie damals. Da kommt er zu den Ärmsten der Verlassensten, klopft an an den Hütten der Armen und Leidgebeugten, an den Türen der Gefängnisse, kommt auch zu uns an den Ort äußerster Verlassenheit. Und wir wollen unsere Herzen ihm öffnen und ihn aufnehmen in liebender Seele. Äußerlich werden wir dieselben bleiben. Nicht Befreiung dürfen wir vom Friedenskönig der Weihnacht erwarten. Wir werden uns weiter dahinschleppen unter dem Kreuz des geschundenen, gequälten Häftlingslebens, vielleicht Jahre noch. Aber in unserer Brust wird er ein stilles Flämmchen des Glücks entzünden; im Bewusstsein des inneren Einsseins mit ihm, dem Friedenskönig, werden auch wir heiligen Frieden tragen im Herzen inmitten des Unfriedens und der äußeren Qual des Lagerlebens. Das wird unsere Weihnachtsgnade sei und unsere Weihnachtsfreude sein.
Und das sind keine leeren Worte, anderen zum billigen Trost gegeben. Das ist mein tiefstes, inneres Fühlen. …“ (Eugen Weiler, Die Geistlichen in Dachau, Mödling, o.A.d.J., S. 855f)
Bitten wir den Friedenskönig um Frieden in unserer Welt, für Frieden in der Ukraine und in allen Kriegsgebieten, für Frieden für alle Menschen, die unter Diktaturen leben müssen. Für unsere Gesellschaft, unsere Kirche, unsere Familien und Frieden für unsere Herzen.-
Frohe und gesegnete Weihnachten Euch allen!
Monika Volz
Im Namen des Vereins Selige Märtyrer von Dachau